Dienstag, 25. Juli 2017

Buchreview "American blood" B. Sanders

Ben Sanders. Marshall Grade war einer der besten Undercover-Cops, bis ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde. Im Zeugenschutzprogramm in New Mexico scheint er sicher zu sein. Doch dann verschwindet ein Mädchen, das jemandem aus seinem ersten Lben zum Verwechseln ähnlich sieht. Grade schlägt alle Warnungen in den Wind, um sie zu finden - bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich ihm in den Weg stellt.

Marshall Grade hätte sich gemütlich in sienem neuen Leben in New Mexico einrichten sollen, jegliche Aufmerksamkeit auf sich zu richten, galt es zu vermeiden. Doch so wirklich hat es Grade nicht gefallen, jetzt unter Obhut zu sein und nach Regeln zu leben, die er nicht gestaltet hat. So nimmt er in seinem Safehouse einen Untermieter auf (Nicht lustig für die Behörden), nimmt sich andernorts eine billigere Wohnung als dessen Mietzahlungen betragen und macht damit also noch Gewinn. Man weiß ja nie. Und er mischt sich gerne ein. Verprügelt im Prolog schon mal einige Gangstter, die bloß eine Kneipe überfallen und die Gäste ausrauben wollen. Und dann sieht er im TV, dass das Mädchen Alyce entführt wurde. Nicht der erste Fall dieser Art. Aber diesen hier macht er zu seinem. Ziemlich bald führt ihn sein Weg zu Drogendealern. Fixt sie mit einem vermeintlichen Geschäft an und befragt sie via Fausteinsatz. Die beiden Kerle rennen sofort zum Nächsthöheren in der Nahrungskette und schon ist ein weiterer Tötungsbefehl für Grade in Kraft getreten. Unterdessen ist Wayne Bannister dabei, mit einem potentiellen Auftraggeber in Verhandlung zu treten. Der will nämlich, dass ein Konkurrent auf dem Markt der illegalen Geschäfte, der derzeit New York unter seiner Fuchtel hat, beseitigt wird. Frazer, so der mögliche Kunde, gedenkt dessen Platz einzunehmen. Doch Bannister klärt ihn über das auf, was man einen Interessenkonflikt nennt - und nutzt dazu Blei. Ist ja auch dämlich, wenn man verucht, den besten Killer der Konkurrenz unwissentlich für sich selbst zu engagieren. Da braucht der einen ja nicht einmal mehr zu suchen. Nach getaner Arbeit wird Wayne aber auch gleich mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Er soll Marshall Grade beseitigen, der durch seine Aktion in New Mexico natürlich aufgefallen ist. 

Ben Sanders schildert die Charaktermerkmale seines Protagonisten ebenso knapp, wie er die gesamte Handlung mit Dialogen ausstattet. Kurze, prägnante Sätze, manchmal nicht wirklich vollständig. Macht das Lesen natürlich recht leicht, scheint irgendwie schon eine Art Anbiederung an Hollywood zu sein. Drehbuchgerecht halt. Sein Marshall Grade ist denn auch eine Figur, die sich für eine Verfilmung mit einem coolen Darsteller eignet. Vielleicht nimmt man mal Jim Caviezel für die Rolle, aber Kerle wie Gerard Butler, Clive Owen oder Sullivan Stapleton könnten das auch recht gut ausfüllen (noch mehr will ich jetzt nicht aufzählen). Aber sollte es zu einer Verfilmung kommen, wird man vermutlich wieder zielgruppengerecht besetzen, was dann bedeutet, dass ein (fast) Achtzehnjähriger gestandene Kerle im Dutzend verhaut - oder halt ein Winzling😈. Lesen tut sich das auf jeden Fall recht gut, man findet doch zügig Zugang zu Grade - und wenn dann wie aus dem Nichts plötzlich die Gewalt eskaliert, dann gibt es kein Pardon. Dann wird auch der Ex-Bulle zum gnadenlosen Killer. Was die Figurenzeichnung angeht, kommt er aber nicht allzu "belastet" daher. Da haben der Dallas man und Gangster Troy mehr Tiefe, sind Figuren, die man so in dem Milieu nicht ganz erwartet hat - oder auch ungerechtfertigt als Waschlappen abtut. Neben einigen One-Linern und der Action, die aufflackert, wieder erlischt, um gegen Ende dann immer zahlreichere Seiten einzunehmen, sind einige Rückblenden eingebaut, die Grades Gang ins Zeugenschutz-"Exil" erläutern sowie die eine oder andere kleinere Wendung. Spannend und unterhaltsam ist "American blood" von Ben Sanders ja und auch das zweite Buch der Reihe, das schon angekündigt wurde, kommt über die Ladentheke in meine gierigen Finger, aber der Vergleich mit Jason Bourne, der hinkt nicht nur, der geht an Krücken. Was die fiktive Person des Jack Reacher angeht, ist man hier schon etwas näher dran, aber wer das wirklich will, dem würde ich zu "Drifter" von Nicholas Petrie raten, von dem auch bald der zweite Teil namens "TIG3R" kommen soll. Die 430 Seiten sind wahrlich nicht schlecht, aber (noch) nicht das Highlight, auf das man sich so richtig freuen kann. Ganz gut - das war es aber auch schon. Mal abwarten, wie Buch Zwei wird.

Keine Kommentare: