Samstag, 29. Juli 2017

Buchreview "Zu wenig Zeit zum Sterben" S. Cavanagh

Steve Cavanagh. Vor über einem Jahr hat der Strafverteidiger Eddie Flynn vor Gericht einen folgenschweren Fehler begangen - und sich danach geschworen, niemals mehr einen Fall zu übernehmen. Doch nun muss er Olek Volchek, den berüchtigten Paten der New Yorker Russenmafia, gegen eine Mordanklage verteidigen. Volchek droht, Eddies elfjährige Tochter Amy umzubringen, falls er sich weigert. Und so bleiben ihm nur 48 Stunden Zeit, das Unmögliche zu schaffen: die Geschworenen von der Unschuld seines schuldigen Mandanten zu überzeugen, das Leben seiner Tochter zu retten - und Volchek für immer aus dem Verkehr zu ziehen.

    
 Eddie Flynn ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Eine fatale Entscheidung hat ihn in den Suff getrieben, er hat seinen Job als Anwalt aufgegeben und muss nun sein Dasein ohne Gattin und Tochter fristen. Die Auflagen, die seine Ex bezüglich dem Besuchsrecht durchgesetzt hat, sind dramatisch. Immerhin hat er einen Entzug geschafft und ein positives Signal gesetzt. Doch dann passiert etwas, mit dem er nicht rechnen konnte. Volchek, Kopf der Russenmafia in New York, braucht einen Verteidiger. Eigentlich hatte er ein Abkommen mit dem früheren Partner von Eddie und auch schon Zahlungen geleistet, doch nun muss er auf Eddie zurückgreifen, dem er ein Angebot macht, das der nicht ablehnen kann. Das Leben seiner Tochter gegen die Verteidigung von Volchek. Die Kleine hat er entführen lassen, um Eddie damit zu erpressen. Nun kämpft der Ex-Anwalt auf verschiedenen Positionen: Er will seine Tochter retten, Volchek eine glaubhafte Verteidigungsstrategie unter die Nase halten, während er daran arbeitet, Volchek und seine Leute zu Fall zu bringen. Dazu braucht er Freunde, Intelligenz und Geschick plus einige Anwaltstricks mit denen er die Staatsanwaltschaft überlisten kann.

Bei diesem Buch komme ich fast in Erklärungsnot. Dem berühmteren Anwalt/Schriftsteller John Grisham werfe ich ja immer vor, dass er viel zu oft zwar Thriller andeutet, aber dann doch nur Reiseberichte oder tägliche Arbeitsberichte seiner Protagonisten verfasst, ohne einen echten Spannungsbogen herzustellen. Natürlich gibt es auch einige Ausnahmen, aber nicht viele. Dann kommt da jetzt Kollege Steve Cavanagh und bietet einen Erstling, der es wirklich in sich hat (Hier sei angemerkt, dass die ersten Werke von John Grisham auch blendend unterhielten und noch kein Hollywood-Blendwerk waren.). Eddie, der hier als Erzähler auftreten darf, ist ein Verteidiger, der List und Tücke gekonnt einsetzt, um sein Ziel zu erreichen. Zeugen beinflussen, Geschworene "lesen" und gezielt auf die eigene Seite ziehen, die Staatsanwältin übertölpeln. Ein richtiger Anwaltfür einen Spannungsroman - und damit der Leser jetzt nicht von anwaltlichen Kniffen schier erschlagen wird, kommt neben einigen Rückblenden noch eine dramatische Drohung hinzu, die nichts mit der Tochter zu tun hat: Eddie soll eine Bombe am Körper ins Gericht schmuggeln, mit der dann der Hauptzeuge in die Luft gejagt werden soll. Wie Eddie sich mit all den Problemen herumschlägt, vor Gericht überzeugend argumentiert und mit Unterstützern zusammen sogar einige halsbrecherische Actionsequenzen zum Geschehen beisteuert, schildern dann rund 440 Seiten, die wahrlich knisternde Spannung versprechen. Und da komm ich zu meinem Dilemma: John Grisham hab ich vorgeworfen, dass er rezeptfreie Schlafmittel unters Volk zu bringen und nun hat mir Steve Cavanagh einen Tausendsassa vor die Nase unter den Augen gesetzt, der wiederum zuviel kann. Eddie kommt rüber wie ein Protagonist in einem meiner geschätzten America First-Krawallknaller. Da wäre etwas Zurückhaltung überzeugender gewesen. Auch aus dem Grund, dass dann manches sich viel zu "süß" auflöst. Das Buch bietet zwar flotte Unterhaltung, einige Abwechslung, aber auch keine richtigen Wendungen, die den Leser überraschen können. Würde ich das jetzt als Wertung "punktieren", gäbe ich ihm 6,5/10.

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