Dienstag, 10. Oktober 2017

Buchreview "The ascent - Der Aufstieg" R. Malfi

Ronald Malfi. Es ist ein gefährliches Unterfangen – denn es könnte sein Ende bedeuten. Doch für Tim Overleigh, der nach dem Tod seiner Frau langsam dem Alkoholismus verfällt, ist die Flucht in Extremsportarten das Einzige, das ihn vor der Abwärtsspirale aus Selbstvorwürfen und Schmerz rettet. Deshalb schließt er sich einer Gruppe von Bergsteigern an, die von dem ebenso reichen wie exzentrischen Abenteurer Trumbauer für einen selbstmörderischen Trip durch die Bergwelt Nepals zusammengestellt wurde. Jeder Teilnehmer scheint aus einem ganz besonderen Grund ausgewählt worden zu sein. Je weiter sich Overleigh in die unerforschten Regionen des Himalaya vorwagt, um so mehr vermischen sich reale Strapazen mit den Schatten seiner Vergangenheit, und auch Trumbauer scheint einen ganz eigenen Plan zu verfolgen. Aus dem Kampf mit dem Berg und der Kälte wird ein Kampf gegen die eigenen Dämonen.

Tim Overleight ist nach dem Unfalltod seiner Gattin Hannah als ehedem berühmter Bildhauer zu nichts mehr zu gebrauchen. So langsam säuft er sich zu Tode. Nicht nur das. Bei einem Trip in die Berge stürzt er ab und landet in einer zehn Meter tiefen Höhle, spürt das kaputte Bein und das kalte Wasser und möchte am liebsten da liegenbleiben. Doch dann rappelt er sich auf und steigt unter gewaltigen Mühen und Anstrengungen wieder aus der Falle hinaus. Oben angekommen stolpert er immer weiter bis er an einen Highway kommt, wo ihn ein unbekannter Samariter aufsammelt und ins Krankenhaus bringt. Mit Gips und Rollstuhl lässt er sich zu Hause dann aber wieder gehen und seine Freundin/Bekannte Marta liest ihm die Leviten. Immerhin kann sie ihn dazu bewegen, das Haus mal in seinem Rollstuhl zu verlassen. Er zottelt zwar nur Richtung nächste Bar, wird dort aber plötzlich aus einer dunklen Ecke heraus angesprochen. Es ist Andrew Trumbauer, der ihn zu einer Expedition in den Himalaya bewegen will. Wie selbstverständlich lehnt Tim ab. Doch irgendwann kommt ein Sinneswandel und er etnschließt sich zur Teilnahme. Monate später trifft er fünf weitere Abenteurer und natürlich Andrew und gemeinsam beginnen sie den Aufstieg zum Basislager. Schon auf diesem Weg wird den Männern klar, dass sie auf einem gefährlichen Trip sind. Der erste Todesfall lässt nicht lange auf sich warten. Es ist zwar nur ein Herzinfarkt, doch die richtigen Strapazen beginnen erst - und sie lernen Andrew von einer unerwarteten Seite kennen. Er würde alles tun, um den Godesh-Pass auf der Suche nach der Schlucht der Seelen zu überqueren. 

Cover: Michael Schubert. Enuff said. Der Roman von Ronald Malfi ist beim Luzifer-Verlag erschienen, der in letzter Zeit ein recht feines Händchen für Bücher unterschiedlicher Genres bewies, die zumeist bei den Großverlagen mit ihrem "Trendometer" keinen Unterschlupf finden. Es sind zwar auch einige Werke dabei, die etwas näher am Mainstream sind als die Veröffentlichungen anderer Verlage, aber insgesamt ist er eine feine Alternative zu dem gehypten Kommerzkrempel, vor dem man sich kaum erretten kann. Und der Autor selbst hat sich ja auch schon einen Ruf erarbeitet, eben keiner dieser "Schreiben-nach-Zahlen"-Hilfsarbeiter zu sein, wie sie sich z. b. bei James Patterson verdingen. Keine 08/15-Plots, die man schon nach zehn Seiten erkennt, keine Seifenopern-Figuren, sondern echte Menschen mit echten Problemen (Naja, soweit man das bei einer erfundenen Story eben behaupten kann). Also war schon beim Kauf klar, dass hier nicht nur die reine Unterhaltung ansteht, bei der die einzige Tiefe eine Schlucht in den Bergen ist. Und so ist es denn nicht nur ein verwegener Haufen, der Berge erklimmen will, sondern eine Truppe, die scheinbar keine Gemeinsamkeiten hat und in dem einen oder anderen Fall auch nicht wirklich gut für so einen Aufstieg vorbereitet ist. Es sind Menschen mit Wehwehchen und einer Vergangenheit. Neben den anderen Charakteren ragt natürlich Tim heraus, dessen Kummer um den Tod seiner Gattin ihn immer noch zerfrisst und durch dessen Gedanken und Albträume wird dem Leser das ganze traurige Dilemma nähergebracht. Vielleicht kann der Trip ihn ja zumindest wieder soweit aufrichten, dass er seine Karriere fortsetzen kann. Eine weitere wichtige Person ist Andrew. Nachdem er sie alle zusammengebracht hat, ist er plötzlich distanziert, unnahbar. Sie scheinen ihm absolut nichts zu bedeuten. Oder kapselte er sich nur ab, um immer am Plan für sein Ziel zu arbeiten: Das Erreichen der Schlucht der Seelen. Das macht aus ihm einen undurchsichtigen Typen, der beinahe so kalt scheint, wie es die Witterung in diesem wilden Gebirge ist. Kann Tim, der Erzähler der Geschichte, trotz Ecken und Kanten noch Sympathien auf sich vereinen und sind die anderen Teilnehmer keine üblen Gesellen, weiß man nie, was man von Andrew wirklich halten soll. Aber eben das sowie einige Wendungen und Geheimnisse machen Das Buch zu einem spannenden Abenteruer-Roman mit leichtem Mystery-Touch und einigem Thrill. Wer schon einige Bücher von Ronald Malfi genossen hat und sie positiv in Erinnerung behielt, darf hier gerne ein weiteres erwerben, denn es wird ihm sicher auch wieder munden. Auch Freunde des Abenteuers, das nicht mit überbordender Action garniert ist, sondern auf Charaktere und Spannung setzt, sollten mal mehr als nur einen Blick riskieren.

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