Mittwoch, 20. Juni 2018

Buchreview "Bios" D. Suarez

Daniel Suarez. Im Jahr 2045 ist das Zeitalter der Technik Geschichte; die biologische Moderne ist angebrochen. Algen und Pilze bauen Autogehäuse, die Boomstädte Asiens werden nachts von Leuchtbäumen erhellt. Auch vor dem menschlichen Körper macht die Bio-Revolution nicht halt. Jeder will hochgezüchtete Designer-Babies, ob legal oder nicht. Die Zeche zahlen andere. Kenneth Durand leitet bei Interpol den Kampf gegen diese Genkriminalität. Und ein Mann steht dabei im Fadenkreuz: Marcus Demang Wyckes, Kopf eines so mächtigen wie skrupellosen Kartells. Eines Tages erwacht Durand aus dem Koma. Man hat ihn entführt. Er sieht anders aus. Seine DNA ist verändert. Er ist Marcus Demang Wyckes. Der Mann, der weltweit gesucht wird.

Unsere Zukunft, unsere Gene, unsere Privatsphäre - von Daniel Suarez in ein künftiges schlechtes Licht getaucht. Und alle spielen mit - falls sie bezahlen können. Wer keine Kohle hat, verkauft eben seine DNA. Und die Reichen kaufen sich Kinder ohne Makel, löhnen für Verbesserungen an ihren Körpern, weitaus größere Korrekturen als man es derzeit kennt. Und das Verbrechen spielt ebenfalls mit. Wie überall, wo es eine Menge zu verdienen gibt. Der Welt geht es schlechter denn je, Flüchtlinge sind auf dem Weg nach Osten, da der ehemals reiche Westen verödet und pleite ist. In Asien spielt jetzt die Musik. Für Konzere und ihre neuen Sklaven. Und für das Verbrechen. Hinter einem dieser Fieslinge ist Durand, ein Ermittler, her. Und kommt dem zu nahe. Danach beginnt ein Szenario, das an diverse Filme erinnert, genannt sei mal "Im Körper des Feindes". Wie schon in den Vorgängern kommen auch hier die Action und das Tempo nicht zu kurz, lässt Suarez aber auch immer wieder Kritik an der heutigen Gesellschaft aufblitzen, nimmt dabei die Regierungen ins Gebet. Durch die ganze Sicherheitspolitik, die vermeintlich den Bürger schützen soll, wird Überwachung und Generalverdacht großgeschrieben, privat ist nichts mehr. Durch die neuen Möglichkeiten, sich selbst zu verändern, werden diese eingeführten Kontrollen aber ihre wirkung beraubt. Wie soll man denn jemanden finden, der sich ständig ein neues Aussehen verschafft, neue und umgemodelte DNA-Stränge erhält? Und wo bleibt die Ethik? Auf der Strecke - wie auch die meisten Menschen. Apropos Strecke: Autos selbst zu fahren ist verboten, nur noch die eigenverantwortlichen "Karren" dürfen genutzt werden. KIs, die beleidigt sind, wenn man etwas nicht kauft, Biologie und Digitalisierung werden verknüpft und der Mensch selbst bleibt immer mehr auf der Strecke. "Bios" enthält derart viele komplexe Ansätze zur heutigen und kommenden Gesellschaft, zur Entwicklung der Zukunft, dass es einen immer wieder irritiert, dass die ersten Anzeichen schon längst da sind. Daniel Suarez hat dies nur weiter fortgeführt und in einen unterhaltsamen, diesmal doch mehr auf rassige Unterhaltung abzielenden Thriller gepackt und doch sein kritisches Wirken aus den Vorgänger-Büchern fortgesetzt. Ein zum Nachdenken animierender Page-Turner.

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