Mittwoch, 15. August 2018

Buchreview "An den Ufern der Verzweiflung" J. Ringo

John Ringo. Inseln und Meere sind nach der Zombie-Apokalypse weitgehend gesäubert. Captain Steve Smith, Anführer der Wolf Squadron, nimmt mit den um sich versammelten Überlebenden Kurs aufs Festland, um den US-Regierungssitz Washington für die Menschheit zurückzuerobern.
Mit Maschinenpistolen, Panzern und weiterem schweren Gerät stellen sich die Kämpfer der Horde Infizierter entgegen. Doch der Rückkehr der Zivilisation auf der verwüsteten Erde steht ein ganz anderes Hindernis im Weg: Gier und Verblendung.


Wenn es nicht gerade ein wirklich wundersamer Zufall bei der Namensgebung durch seine Eltern war, hat sich der Autor passend zu einigen seiner Figuren einen Künstlernamen eines der einsamen Revolverhelden, die den Westen mutig und selbstlos erobert haben, zugelegt. Den von John "Johnny" Ringo. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und so treten auch die Amerikaner in seinen vier Büchern der Endzeit-Saga auf und hier im Besonderen die Familie Smith: großkotzig, überheblich, bedingt freundlich und allwissend. Und die Spitze des (Sch)Eis(s)bergs bildet da natürlich die 13- fast 14-jährige Faith. Es kommt schon vor, dass ich als Leser den Autoren doch folge, wenn sie ihre Hauptfiguren nach "gut" und "böse" sortieren, hin und wieder auch mal entgegen dem üblichen politisch korrekten Zwang Sympathien verteile, aber noch nie ist es mir passiert, dass ich eine als Sympathieträgerin vorgesehene Person derart verachten gelernt habe wie diese Drecksblage Faith. Der Hype um Familie Smith, diese falsche Heldenverehrung, ging mir bei der Lektüre eh schon gegen den Strich, aber diese "lebendes Denkmal"-Tour für die Zwerg-Tussi, die sich voller Spaß mit lauter Mucke durch die Menge metzelt und es für ein Kinderspiel hält und dafür noch von gestandenen Marines und Admirälen oder Politikern angehimmelt wird, hat mir vier Mal die Story gründlich versaut. Da kommt einem dann manchmal die Galle hoch. Da wird jetzt einer oder auch viele sagen, dann hör doch eben auf den Schund zu lesen, doch a) könnte ich die angefangene Reihe ja dann nicht beurteilen und b) insgesamt ist die Mär vom Kampf gegen die Zombies nämlich recht gut gelungen. Strenges, militärisches Setting, blutige Attacken, glücklicherweise neben den oben Genannten noch einige Sympathieträger aber - wie auch sonst bei dem Autorennamen - ein typisches und ultrapatriotisches amerikanisches Selbstverständnis von wegen "wir sind die Besten und müssen den unfähigen Rest der Welt retten". Rasante Kampfszenen wechseln sich mit etwas Humor (falls die Familie Smith seinem Humor entsprungen sein sollte, kam der bei mir nicht an) und ner Menge Ballyhoo um seine Hauptfiguren ab. Überspringt man die ausführlichen Hymnen auf die idiotischsten Figuren dieser Saga, bekommt man einen flotten Endzeit-Zombie-Kracher mit allerlei Geballer, direkten Auseinandersetzungen und hohem Blutzoll, der Actionfans doch zu unterhalten weiß. Aber eben wegen den "Mängelfiguren" ziehe ich die Reihe von Nicholas Sansbury Smith, den "Extinction Cycle", jederzeit vor. Ohne die Familie eine 7/10, mit 4/10. Ja, so hab ich mich über diese Brut geärgert.

2 Kommentare:

Shane Schofield hat gesagt…

Ich fand die Familie unerträglich. Und ja, am schlimmsten die Kinder. Weiß nicht ob ich die Reihe weiterlesen kann bzw. möchte.

Anonym hat gesagt…

Du wirst doch nicht von heute auf morgen, das Lesen verlernen. Also können tust du das bestimmt, aber das mit dem "wollen" ist eine andere Sache. Dennoch bekommst du diesen abschließenden Band ins nächste Packerl. Hast aber Schonfrist, ist nicht in dem, das ich gerade auf die Reise geschickt hab.
Und Faith bewirbt sich auch in diesem Buch um eine Einstufung als "sofortige Organspenderin".

Gruß
Harry