Freitag, 17. August 2018

Buchreview "Kalte Gier" R. Amphlett

Rachel Amphlett. Dan Taylor arbeitete als Bombenentschärfungsspezialist bei der Britischen Armee, bis ein Sprengsatz drei Männer seines Teams tötete. Von den Albträumen dieses Ereignisses gequält, lebt Taylor ein Leben am Rande der Selbstaufgabe – bis zu jenem Tag, an dem er von einem alten Freund eine Sprachnachricht erhält, wenige Minuten, bevor dieser kaltblütig hingerichtet wird.
Das Attentat bringt ihn auf die Spur einer internationalen Verschwörung, bei der es um erneuerbare Energien und eine Geheimorganisation geht, die vor nichts zurückschreckt. Auch nicht davor, eine Bombe ungeahnten Ausmaßes in der Londoner Innenstadt zu zünden.
In einer Hetzjagd um den Globus muss Dan Taylor den Hinweisen seines Freundes auf die Spur kommen, bevor es zu spät ist. Quelle: Amazon.de


Da wurden etliche Namen als Referenz in den Ring geworfen, um den Titel und die Autorin zu bewerben: Vince Flynn, Robert Ludlum, Lee Child, Michael Crichton usw. - hohe Erwartungen sind also schon einmal vorprogrammiert. Und werden zumindest nicht in der Dimension erfüllt, die langjährige Leser mit diesen Namen verbinden. Man hat der Autorin damit eher keinen Gefallen getan, denn Rachel Amphlett kann Thriller und Action, das wird schnell klar. Story und Stil sind aber eher auf dem Massenmarkt zu verorten, da einige Klischees von Beginn an bedient werden. Held mit Trauma und folgendem Suffproblem, das sich von Hochpromillestand in Sekundenschnelle auf Null löst, wenn er gefordert wird und nicht wieder auftaucht. Da zittern keine Pfoten, da juckt es nicht nach einem Drink, keine Einschlafprobleme - nichts. Wie es echten Helden in den meisten Stories so ergeht, sie überwinden alles in kürzester Zeit. Wer den Helden dann bald knuddeln wird, ist auch zügig auszumachen und die Szene, in der er die Lady der Wahl in eine Ecke zum Knutschen zieht, damit man sie beim Spionieren nicht entdeckt, ist doch sehr abgedroschen. Also hiermit sind die Zutaten für einen "normalen" Thriller erfüllt, der leicht den Weg in die Regale von Buchhandlungen findet. Genug gemeckert. 
Die Idee mit dem neuen und umweltschonenden Superkraftstoff, der selbst die Windenergie in den Schatten stellen würde, ist schon einmal ziemlich neu. Danach werden die Fronten geklärt und im Gegensatz speziell zum Meister Robert Ludlum weiß man auch schnell, wer hier wo die Fäden zieht und welche Seite bevorzugt. Dennoch bleibt genug Spannung, um den Leser bei Laune zu halten und sich nicht durch das Buch quälen zu müssen. Aus einer eher lokalen Verschwörung wird ein weltumspannendes Netz an Gier um die neue Kraft aus der Erde, den seltenen Mineralien, die uns eine gesunde Zukunft versprechen. Die Jagd danach ist actionreich geschildert und Rachel Amphlett kann hier richtig gut punkten. Ihre Haupt-Charaktere gewinnen schnell Sympathien und man kann (könnte) mitfiebern. Ihre Gestaltung ist zwar eher nach einer to-do-list erfolgt, so hat es den Eindruck, aber wenn man sich umschaut in der Thrillerwelt, gibt es auch kaum tragende Figuren mit Ecken und Kanten und wer sich an etwas aus der riesigen Schreibwerkstatt aus dem Hause Patterson traut, wird feststellen, dass seine vielen Lohnschreiber noch weniger innovativ bei den Figuren sind. Also ist Rachel Amphlett hier doch eindeutig vorzuziehen. Und nach dem ganzen Namedropping werfe ich einen weiteren in den Ring: Gayle Lynds. So wie jene kann/könnte Amphlett ohne Schwierigkeiten zu den Autoren stoßen, die an der von Robert Ludlum noch zu Lebzeiten konzipierten "Covert-One-Reihe" arbeiten. Da wäre sie dann in Gesellschaft von Leuten wie Kyle Mills oder Joseph Finder und Konsorten. Sozusagen die Elite der zweiten Reihe. "Kalte Gier" ist jetzt kein Actionbrett vor dem Herrn, aber gute Unterhaltung allemal. 6,5/10.

Keine Kommentare: