William Hertling. David Ryan ist der Entwickler von ELOPe, einem Programm zur
Sprachoptimierung von Emails, das im Falle eines Erfolges ein
Karrieresprungbrett für ihn sein könnte. Als sein Projekt plötzlich
Gefahr läuft, eingestellt zu werden, fügt David seinem Programm eine
verborgene Direktive hinzu, die unabsichtlich zur Entstehung einer
künstlichen Intelligenz führt. David und sein Team sind zunächst
begeistert, als ihrem Projekt bald zusätzliche Server und Programmierer
zur Verfügung gestellt werden. Doch die (anfängliche) Begeisterung
schlägt in Furcht um, als das Team erkennen muss, dass sie von einer KI
manipuliert werden, die begonnen hat, Firmengelder umzuleiten, Personal
umzuschichten und sich selbst zu bewaffnen, um ganz eigene Ziele zu
verfolgen.
David und Mike werden während einer
Veranstaltung von ihrem Chef angesprochen, wie es um das neue Projekt
ELOPe steht. Es würde langsam Zeit für Ergebnisse. Doch soweit sind sie
noch nicht. Und da ist auch das Problem des Budgets. Und ihr
Finanzverwalter gibt ihnen nur noch zwei Wochen, in denen sie den
Großteil der Server ihrer Firma mit Beschlag belegen dürfen, danach ist
Feierabend. Die Firma muss wirtschaftlich agieren. Da müssen David, Mike
und das Team Nachtschichten einlegen, um zu Potte zu kommen. Bald gibt
es einen kleinen Durchbruch und zur Belohnung gibt es einen gemeinsam
Tag zum Snowboarden. Doch David hat keine Ruhe und als er eine
Möglichkeit sieht, ELOPe zu aktivieren, tut er es ohne große Bedenken,
aber auch ohne Sicherheitsleine - obwohl das Programm noch nicht auf
sicheren Füßen steht. Was er damit anrichtet, ahnt er nicht mal im
Traum. So nach und nach gehen EMails hin und her, die die Finanzierung
unterstützen und Sicherheit versprechen. Alle möglichen Kapazitäten
werden für das Programm reserviert. Gene, ein älterer Mitarbeiter, der
wegen seiner Leidenschaft für die Arbeit mit Papier von allen Kollegen
belächelt wird, entdeckt als Erster gewisse Unregelmäßigkeiten. Die
Finanzen der unterschiedlichsten Ressorts passen nicht. Als man
nachforscht, dämmert David und Mike, dass sich ELOPe selbstständig
gemacht hat. Nicht nur das, es heuert eine Firma an, die die
Rechenzentren, die draußen vor den Küsten der Länder, in denen Avogadro
Corp. Zweigstellen hat, mit Robotern warten aber auch gegen Piraten
verteidigen lässt. Immer weitere Kreise zieht die Macht des Programms.
Bald entscheidet man sich für härtere Maßnahmen. Und um die Roboter zu
besiegen werden Söldner einer privaten Sicherheitsfirma angeheuert.
Der Erstling von William Hertling
ist eine nette Geschichte um die Errungenschaften der modernen Welt -
und auch der einer gewissen Gier nach Anerkennung und Macht. Man kann
sie auch als Mahnung lesen, dass gewisse Fortschritte nicht mehr
umkehrbar sind. Das kann man ja auch schon in der heutigen Zeit oft
genug erleben - und die Leidtragenden sind so gut wie immer die Arbeiter
und Angestellten. Die Story um ein Programm, das eigene Wege geht, ist
jetzt nicht wirklich neu, wird aber flott und auch recht simpel
präsentiert. Man muss sich als Laie nicht durch teilweise
unverständliche Fachbegriffe ackern, möglicherweise gar nachschlagen.
Vieles ist vereinfacht formuliert, was auch zum Tempo und dem Lesefluss
beiträgt. Mag sein, dass das jetzt oberflächlich klingt, aber wer nur
die reine Unterhaltung möchte und sich nicht mit Gedanken um die
Probleme der Welt oder auch nur der Buchfiguren befassen will, kommt
hier schon auf seine Kosten. Kein hochkomplexer Thriller, aber einer, in
dem sogar gegen Ende etwas auf Action gesetzt wird. Nur wenig und kaum
so blutig wie in den Crime-Thrillern, die man sonst so sein Eigen nennt,
aber auflockernd für die ganze Geschichte, die sich auf leichte Weise
mit der Problematik befasst, was geschehen könnte, wenn Maschinen oder
Programme die Geschicke der Welt übernehmen würden? Würden sie dem
Menschen dienlich sein? Oder selbst so machtgierig werden, wie es die
Menschen selbst nur zu sind (siehe Politker oder Konzernchefs, die
landläufig in gewissen Fällen für ihr egoistisches Verhalten schon mal
als Pack bezeichnet wurden)? Wo soll man eine Grenze ziehen zwischen den
neuen Möglichkeiten und den Gefahren, die sich daraus entwickeln
könnten? Zur "Singularity"-Reihe, zu
der das vorliegende Buch nur der Auftakt war, gibt es noch drei weitere
Bücher, die hierzulande dann auch aus dem Luzifer-Verlag erschienen sind. Einfach nur lesen,
geniessen und abschalten und somit ganz okay, aber gegen die Werke aus
der Feder von Daniel Suarez dann doch eine Liga tiefer.
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