Samstag, 15. Juni 2019

Buchreview "Singularity - Avogadro Corp." W. Hertling

William Hertling. David Ryan ist der Entwickler von ELOPe, einem Programm zur Sprachoptimierung von Emails, das im Falle eines Erfolges ein Karrieresprungbrett für ihn sein könnte. Als sein Projekt plötzlich Gefahr läuft, eingestellt zu werden, fügt David seinem Programm eine verborgene Direktive hinzu, die unabsichtlich zur Entstehung einer künstlichen Intelligenz führt. David und sein Team sind zunächst begeistert, als ihrem Projekt bald zusätzliche Server und Programmierer zur Verfügung gestellt werden. Doch die (anfängliche) Begeisterung schlägt in Furcht um, als das Team erkennen muss, dass sie von einer KI manipuliert werden, die begonnen hat, Firmengelder umzuleiten, Personal umzuschichten und sich selbst zu bewaffnen, um ganz eigene Ziele zu verfolgen.

David und Mike werden während einer Veranstaltung von ihrem Chef angesprochen, wie es um das neue Projekt ELOPe steht. Es würde langsam Zeit für Ergebnisse. Doch soweit sind sie noch nicht. Und da ist auch das Problem des Budgets. Und ihr Finanzverwalter gibt ihnen nur noch zwei Wochen, in denen sie den Großteil der Server ihrer Firma mit Beschlag belegen dürfen, danach ist Feierabend. Die Firma muss wirtschaftlich agieren. Da müssen David, Mike und das Team Nachtschichten einlegen, um zu Potte zu kommen. Bald gibt es einen kleinen Durchbruch und zur Belohnung gibt es einen gemeinsam Tag zum Snowboarden. Doch David hat keine Ruhe und als er eine Möglichkeit sieht, ELOPe zu aktivieren, tut er es ohne große Bedenken, aber auch ohne Sicherheitsleine - obwohl das Programm noch nicht auf sicheren Füßen steht. Was er damit anrichtet, ahnt er nicht mal im Traum. So nach und nach gehen EMails hin und her, die die Finanzierung unterstützen und Sicherheit versprechen. Alle möglichen Kapazitäten werden für das Programm reserviert. Gene, ein älterer Mitarbeiter, der wegen seiner Leidenschaft für die Arbeit mit Papier von allen Kollegen belächelt wird, entdeckt als Erster gewisse Unregelmäßigkeiten. Die Finanzen der unterschiedlichsten Ressorts passen nicht. Als man nachforscht, dämmert David und Mike, dass sich ELOPe selbstständig gemacht hat. Nicht nur das, es heuert eine Firma an, die die Rechenzentren, die draußen vor den Küsten der Länder, in denen Avogadro Corp. Zweigstellen hat, mit Robotern warten aber auch gegen Piraten verteidigen lässt. Immer weitere Kreise zieht die Macht des Programms. Bald entscheidet man sich für härtere Maßnahmen. Und um die Roboter zu besiegen werden Söldner einer privaten Sicherheitsfirma angeheuert. 

Der Erstling von William Hertling ist eine nette Geschichte um die Errungenschaften der modernen Welt - und auch der einer gewissen Gier nach Anerkennung und Macht. Man kann sie auch als Mahnung lesen, dass gewisse Fortschritte nicht mehr umkehrbar sind. Das kann man ja auch schon in der heutigen Zeit oft genug erleben - und die Leidtragenden sind so gut wie immer die Arbeiter und Angestellten. Die Story um ein Programm, das eigene Wege geht, ist jetzt nicht wirklich neu, wird aber flott und auch recht simpel präsentiert. Man muss sich als Laie nicht durch teilweise unverständliche Fachbegriffe ackern, möglicherweise gar nachschlagen. Vieles ist vereinfacht formuliert, was auch zum Tempo und dem Lesefluss beiträgt. Mag sein, dass das jetzt oberflächlich klingt, aber wer nur die reine Unterhaltung möchte und sich nicht mit Gedanken um die Probleme der Welt oder auch nur der Buchfiguren befassen will, kommt hier schon auf seine Kosten. Kein hochkomplexer Thriller, aber einer, in dem sogar gegen Ende etwas auf Action gesetzt wird. Nur wenig und kaum so blutig wie in den Crime-Thrillern, die man sonst so sein Eigen nennt, aber auflockernd für die ganze Geschichte, die sich auf leichte Weise mit der Problematik befasst, was geschehen könnte, wenn Maschinen oder Programme die Geschicke der Welt übernehmen würden? Würden sie dem Menschen dienlich sein? Oder selbst so machtgierig werden, wie es die Menschen selbst nur zu sind (siehe Politker oder Konzernchefs, die landläufig in gewissen Fällen für ihr egoistisches Verhalten schon mal als Pack bezeichnet wurden)? Wo soll man eine Grenze ziehen zwischen den neuen Möglichkeiten und den Gefahren, die sich daraus entwickeln könnten? Zur "Singularity"-Reihe, zu der das vorliegende Buch nur der Auftakt war, gibt es noch drei weitere Bücher, die hierzulande dann auch aus dem Luzifer-Verlag erschienen sind. Einfach nur lesen, geniessen und abschalten und somit ganz okay, aber gegen die Werke aus der Feder von Daniel Suarez dann doch eine Liga tiefer.

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