Freitag, 17. Januar 2020

Buchreview "Die Farm & Die Stadt" R. Haigh

Richard Haigh. "DIE FARM" erzählt die Geschichte von Hobbs Farm, die von einem Cocktail aus Medikamenten und Halluzinogenen verseucht wird. Der Mix gelangt ins Trinkwasser und jedes Schwein, jede Kuh, jedes Pferd, jedes Schaf, jedes Huhn und jeder Hase dreht völlig durch. In "DIE STADT" erfahren wir, dass die Chemikalien in Londons Trinkwassersystem fließen. Bereite dich darauf vor, die Höllenschweine zu treffen, riesige Mastschweine, die so böse sind, dass sie selbst in die Stadt laufen, um sich ihr Lieblingsfressen zu holen. 

So kann sich Tierhorror gerne öfter präsentieren. In "Die Farm" verursachen Gier, Einsparungspotential, Überheblichkeit und Gesetzesverstöße eine Katastrophe. Ein Chemikaliencocktail, der nahezu ungesichert durch die Landschaft transportiert wird und auch keiner Kontrolle ausgesetzt ist auf den Nebenstraßen, sickert bei einem verheerenden Unfall in Böden und Gewässer, was sich bald fatal bemerkbar machen wird. Bis dahin lernt man die Protagonisten kennen, die grob, manipulativ oder einfach unsympathisch daherkommen, je länger man sich da einliest. Natürlich gibt es auch einige freundliche Charaktere, die später in der Hitze des Angriffs auch einen gewissen Mut beweisen. Da kann man auch fein mitfiebern. Die Bedrohung baut sich langsam auf - wobei der Leser ja schon über die Auswirkungen informiert ist, während die Figuren bald am eigenen Leib erfahren müssen, was ihnen blüht. Seite um Seite machen sich die Viecher auf der Farm auf, sich als Killerbestien zu outen. Welpen, Gänse, Ziegen oder Säue - alle sind aggressiv und gieren nach Fleisch. Schon bald sind die Menschen auf der Farm in ihrem ureigenen Alamo, umzingelt von Schweinen, gesprenkelt mit einigen Minderheiten wie eben den Gänsen oder auch Katzen. Wie die hellhäutigen Schweine im Mondlicht um die Farm herum im Freien pennen, kann man sich direkt bildlich vorstellen - beängstigend. Und sie sind clever, die Tiere. Vereiteln Fluchtpläne, erwischen den einen oder anderen aus der Personenschar und laben sich an ihren Eingeweiden, wobei die Schweine als Allesfresser auch jegliche anderen Überreste vertilgen, die machen vor nichts halt. Also es wird schon ordentlich blutig.
"Die Stadt" hätte man meines Erachtens schon im Original als "Das Stadion" benennen können, da die großen Sauereien im altehrwürdigen Wembley-Stadion bei einer Messe vonstatten gehen und sonst nicht weiter in die Stadt kommen. Der Beginn ist eigentlich wie schon beim Vorgänger: Unfall, Chemikalien und null Kontrolle. Bis es hier rund geht, nimmt man sich die Zeit und folgt den einzelnen Beteiligten, wie sie ihre Eigenschaften zelebrieren. Rassismus ist hier eine Komponente, aber auch jugendliche Gangster, Presseleute und Personal der Zuchtschau kommen in die Bredouille. Und mit Einbrechen der Dunkelheit verwandelt sich die Stätte in ein Schlachtfest, bei dem die Tiere die Oberhand behalten könnten. Zuviele auf kleinem Raum mit ein paar Menschengruppen eingesperrt, da man beim ersten Anzeichen von Unruhe das Stadion verrammelt. Jetzt startet der Überlebenskampf des Häufleins der Pechvögel. Nett war auch die kleine Anspielung auf Stephen King als einer der Aufpasser, ein Dick (Richard) Bachman, meint, er käme sich vor wie in einem Horrorroman des Meisters. Liest sich flott, verzichtet auf großen Anspruch und will wohl nur blutig unterhalten. Und das ist gelungen. Beide Werke könnte man problemlos auf die Leinwand bringen, zumal der Aufbau der Geschichten durchaus wie für Verfilmungen formuliert ist. 8/10.

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