Samstag, 24. Januar 2015

Buchreview "Am Limit" D. Baldacci

David Baldacci. Der erste Fehler: sie zu ermorden. Der zweite Fehler: ihn entkommen zu lassen.
John Puller ist der beste Ermittler der Militärpolizei. Sein neuer Fall trifft ihn persönlich: Seine geliebte Tante deutet in einem Brief dubiose Machenschaften in ihrem Heimatort an. Sofort macht sich Puller auf den Weg zu ihr nach Paradise, Florida – und findet sie leblos auf, ertrunken. Anders als die Polizei vor Ort mag Puller nicht an einen Unfall glauben. Und tatsächlich häufen sich bald die Hinweise auf ein Verbrechen von gigantischen Ausmaßen.


Puller ist noch von den Vorgängen in seinem letzten Fall angeschlagen. Zwar verheilen die körperlichen Wunden, doch psychisch hat er noch daran zu knabbern. Da wird er ins Sanatorium gerufen, in dem sein Vater wegen fortschreitender Demenz liegt. Dieser hat einen Brief von seiner Schwester Betty erhalten, die in einer feudalen Seniorenresidenz in Paradise, Florida, lebt. Sie schreibt von merkwürdigen geschenissen und Leuten, die nicht sind, was sie zu sein vorgeben. Puller tut seinem Vater den Gefallen und fährt hin, um die Sache zu klären. Doch da ist seine Tante schon tot. Unfall laut Polizei. Doch er traut dem Braten nicht und beginnt zu ermitteln. Dabei fällt ihm auf, dass er von zwei Männern verfolgt wird, die sich benehmen, als wären sie Militärs - oder zumindest mal gewesen. Eine Bitte um Überprüfung bei seiner Dienststelle, die etwas zickt, da Puller ja eigentlich noch in Urlaub ist, versandet. Dennoch kommt später General Julie Carson zu seiner Unterstützung. Die kann er auch brauchen. Mittlerweile wurde am Strand ein altes Ehepaar erschossen, das seine Tante kannte. Ebenso ist der Nachbar, der etwas beobachtet hatte, in seiner Wanne ertrunken. Und dann ist da noch ein wahrer Hüne von Mann, der Puller bei einer Auseinandersetzung gegen acht Gangmitglieder geholfen hatte, danach aber wortlos wieder verschwand. Die Polizei scheint hier recht salopp vorzugehen und kommt diversen kriminellen Aktivitäten nicht auf die Spur. Und hier setzt auch der Hüne an. Er arbeitet als Gärtnergehilfe auf dem Anwesen eines der reichsten Bürger der Umgebung, um zu sondieren, ob dieser in Vorfälle verwickelt ist, die auch den schweigsamen Hilfsarbeiter selbst betreffen. Nach und nach kristallisiert sich für den Hünen und Puller heraus, dass sie auf derselben Seite stehen und sie werden auch noch von einigen Mitspielernin der ganzen Chose überrascht. Wie seine Tante schrieb: Nicht jeder ist der, der er zu sein vorgibt.

Ja, in "Zero Day", dem ersten Fall von John Puller, dem Militär-Ermittler, wurde der Vergleich mit Jack Reacher gezogen. Passte auch bedingt. Im zweiten Buch entfernt er sich als Typ und Mensch aber weiter von der Figur aus der Feder des Lee Child. Nicht nur dass Puller einen festen Job, einen festen Wohnsitz und ne Katze hat (manchmal auch nen Kater, hehe), er agiert im Umfeld seiner Familie auch entschieden sanftmütiger, sensibler und emotionaler. Wenn es aber zu direkten Auseinandersetzungen kommt, dann gleichen sich die beiden Protagonisten dann doch wieder. Ebenso in ihrem Bestreben Schwächeren zu helfen, Ungerechtigkeiten nicht zu akzeptieren. Insofern also ein Reacher light. Irgendwie nervig war die Einführung des Finsterlings, der in wenigen Sätzen schon derart markant als Fiesling skizziert war, dass man den Eindruck gewinnen konnte, Baldacci wollte vermeiden, dass auch nur ein einziger Leser ein minimales Fünkchen Sympathie (oder später Mitleid) für den Typen bekommen könnte. Das war schon flunderartig platt. Um die Sache etwas aufzupeppen - und vielleicht einige Seiten zu gewinnen -, werden kleine Fights eingebaut, die mit der Handlung an sich nichts zu tun haben. Spannend und etwas rätselhaft ist das Buch eigentlich nur auf den ersten einhundert Seiten, wozu auch der unbekannte Hüne beiträgt. Dazu kommen später weitere Figuren, deren Status im Fall nicht klar ist und wem won denen Puller vertrauen kann. Auch das ist recht gelungen. Dann trägt der Autor dick auf. Dass sein Held selbstverständlich ein Alleskönner im Dienst der über jeden Zweifel erhabenen US-Armee ist, wissen wir ja schon seit dem ersten Buch und dass die Gegner allesamt so richtig finstere Schurken sind, wird uns Lesern auch direkt auf die Nase gehauen. Und alle zusammen finden sich in internationalen Aktivitäten wieder, die mit Menschenhandel, Drogenschmuggel, Mord und einem unheimlichen Baron des Bösen zu tun haben, die Puller dann im Showdown erst nur mit wenigen Gefährten, dann aber mit der geballten Power eines schwerbewaffneten Night Stalker (umgebauter und schwerer bewaffneter Black Hawk) ihrem gerechten Ende zuführt. Stilistisch wie storytechnisch recht simpel gestrickt, stellenweise recht einfach daherkommend, kann das Buch zwar unterhalten, bietet besonders gegen Ende auch Actionsequenzen der leichteren Art, ist aber dennoch nur ein Output für die große Masse. Wer richtige und reinrassige Action will, schaue lieber zu Reilly, Martin Kay oder Andy McDermott, wer ausgefeilte Thriller will, in denen nicht schon nach zwei Sätzen klar,ist, wer dann am Ende außer Gefecht gesetzt wird, scheue sich nicht, mal wieder einen älteren Ludlum oder ein Buch von Craig Thomas ("Firefox down") in die Hände zu nehmen. Als reine Unterhaltung mit überschaubarer und wenig komplexer Handlung aber auch kein Fehlgriff.

Keine Kommentare: