Mittwoch, 14. Januar 2015

Buchreview "Straße der Verdammnis" R. Zelazny

Roger Zelazny. Südkalifornien in einer düsteren Zukunft: Die Vereinigten Staaten gibt es nach einem Atomkrieg nicht mehr, das Gebiet ist in einzelne Polizeistaaten zerfallen. Gewaltige Stürme machen jede Form von Luftfahrt unmöglich, und auch zu Land sind Reisen dank verstrahlten Gebieten und monströsen Mutationen nicht ungefährlich. Hier einen Alltag zu bestreiten ist jeden Tag die Hölle. Hell Tanner, ein inhaftierter Mörder, bekommt die Chance auf eine Begnadigung, wenn er einen Laster mit Medikamente von LA nach Boston schafft – einmal quer durch die USA auf der Straße der Verdammnis. Natürlich nimmt er an.

Nachdem wütende Bürger und Cops in Kalifornien, einem der wenigen vom Atomkrieg einigermaßen verschonten Gebiete, dem raubenden und mordenen Motorrad-Rockern in einer staatsumfassenden Gewaltrazzia den Garaus gemacht haben, blieb von den ehedem freien Typen nur Hell Tanner übrig. Und das auch nur, weil er zu der Zeit im Bau saß. Jetzt können die Bürger einen wie ihn gebrauchen. Gegen eine Begnadigung, die all seine Verbrechen von früher und auch jetzt und in Zukunft umfasst, soll er mit einigen anderen in drei Wagen ein dringend benötigtes Serum in den Osten bringen, wo im anderen freien Staat die Stadt Boston gegen eine tödliche Seuche kämpft. Der Weg dorthin ist mit allerlei Gefahren gepflastert. Neben der unwirtlichen Landschaft, der üblen Witterung, machen den fünf Mann in den zwei Fahrzeugen auch die unterschiedlichsten Mutationen zu schaffen. Neben riesigen Gila-Monstern flattern da auch überdimensionale Fledermäuse rum, sind meterlange Schlangen eine Bedrohung, der man lieber ausweicht. Windhosen und radioaktive Krater als Überbleibsel der Bomben gehören ebenso zum Hindernis-Parkour wie Banditen, die in der Wildnis überlebt haben. Doch auf ihrem Weg finden sie auch Hilfe bei anständigen Menschen, die sich nicht in verrohte Mutanten verwandelt oder als brutale Egoisten erwiesen haben. Bei all den Gefahren auf dem Weg nach Osten ist eines sicher: Nicht alle werden es lebend schaffen.

Vor wenigen Wochen hab ich mir die DVD-Version des Filmes angesehen und kann behaupten, dass er mir trotz diverser - auch altersbedingter - Mängel immer noch gefällt. Und schon jetzt darauf einstimmen, dass an sich nur sehr frei an den Inhalt des Buches gehalten hat. Im Prinzip gilt da nur der Zeitrahmen nach dem Atomkrieg und die Fahrt durch verheertes Land. Im Jahr 1969 geschrieben, hat der Autor sich die freiheitsliebenden und oft gewalttätigen Rocker als Herkunft seines Protagonisten gewählt. Und so ist er dann auch derjenige, dem die Fahrt am wenigsten ausmacht. Er ist wieder draußen, wird nicht eingeengt und muss sich auch nicht mit seinen Mitmenschen abgeben. Das freie Leben hat ihn wieder. Hell Tanner ist eine Art Snake Plissken, unnahbar, kernig, wenig Worte und der Obrigkeit sicher nicht wohlgesonnen. Er macht sein Ding, weil er es will, hätte aber auch kaum Bedenken, die Welt - oder in dem Fall Boston - sausen zu lassen. Doch irgendwann packt ihn das Verantwortungsbewusstsein, ein fremdes Gefühl für ihn. Und er kämpft sich durch. Hell Tanner ist die einzige Person im Buch, die so etwas wie eine ausführliche Charakterzeichnung erfährt, der Rest wird zu Statisten degradiert. "Straße der Verdammnis" ist ein Endzeit-Roadmovie, das alles aufbietet, was ein ordentlicher Kracher haben muss. Monster und Naturgewalten und eine Menge actionreicher und bleihaltiger Auseinandersetzungen mit Gangs, die den Krieg (Wer gegen wen, wird nicht erwähnt, aber wohl die Russen, wenn man das Entstehungsjahr des Romans bedenkt) überstanden haben. Sehr unterhaltend, sehr flott skizziert, sehr viel Spannung, wenig Tiefgang - und das auf nur 145 Seiten. Besser als die Verfilmung (Hätte bei werksgetreuer Umsetzung aber sicher ne andere Freigabe erhalten.) Feiner Genrebeitrag.

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