Mittwoch, 9. September 2015

Buchreview "Das Königskomplott" S. Berry

Steve Berry. Cotton Malone will mit seinem Sohn Gary in den Urlaub, als er in letzter Minute einen Auftrag erhält: Er soll den Teenager Ian, der zuvor versucht hatte, ohne Papiere in die USA einzureisen, der Polizei übergeben. Doch statt der vereinbarten Übergabe wird Malone niedergeschlagen und Gary von Unbekannten entführt, Ian kann in letzter Sekunde flüchten. Die Entführer scheinen hinter einem Dokument her zu sein, das nur Ian beschaffen kann und in dem das bestgehütete Geheimnis der englischen Monarchie enthüllt wird. Ein Geheimnis, das eine große Gefahr für den Frieden in Europa bedeutet.

Cotton Malone wollte mit seinem Sohn Gary eigentlich  nach Dänemark, bekommt aber in letzter Sekunde den Auftrag, den jungen Ian, der illegal in die USA einreisen wollte, mit nach London zu nehmen und dort der Polizei zu übergeben, die den Schlawiner sucht. Am Flughafen angekommen werden sie problemlos durch die Kontrollen geschleust, was alleine schon verwunderlich ist, da die Briten ja auf ihren Status der Fremdenabweisung sehr streng bestehen. Am Ausgang zu den Taxen werden sie auch gleich von Männern empfangen, die sich als offizielle Mitarbeiter der Regierung ausgeben. Kaum im Wagen, ändert sich die Situation. Die Kerle bedrohen Malone und die beiden Jungen und wollen Informationen von Ian. Der hatte nämlich vor seiner Flucht Richtung USA (Under Surveillance of America) auf einem U-Bahnsteig einem Mann etwas aus der Tasche stibitzt, der kurze Zeit später von anderen Typen vor die einfahrende U-Bahn gestoßen wurde. Malone sürzt aus dem Auto und donnert sich den Schädel auf dem Asphalt an, die beiden Jungs können fliehen. Doch im Endeffekt entkommt nur Ian, während Gary geschnappt wird. So wird Cotton Malone, auf dem Weg nach Dänemark bei seinem Abstecher nach London in eine finstere Geheimaktion involviert, die sich keiner hätte vorstellen können: Operation Königskomplott. Was soll das sein? Die Amis suchen in der britischen Vergangenheit nach Vorfällen, mit denen sie die Engländer und ihre Untertanen erpressen und nach ihrer Musik tanzen lassen können - das übliche Spiel das Amerika mit Verbündeten, Freunden und erst recht Feinden so treibt. Hinzu kommt noch, dass Malone auch noch private sorgen hat, da er mittlerweile weiß, dass er nicht der leibliche Vater von Gary ist und sich seine Frau damals mit einem Seitensprung für die vielen derartigen Fehltritte von Malone gerächt hat. Während der noch nicht einma einen Tripper mit nach Hause bringt, ist es bei ihr gleich ein Sohn - und die Wahrheit wird rund 15 Jahre nach ständigem Zores verschwiegen. Das Komplott wird immer verwzickter, als sich auch noch die SOCA-Ermittlerin unter Bewährung - sie hat so Einiges angerichtet, bei dem John Wayne in "Brannigan" blass ausgesehen hätte - in die Mischpoke reinhängt, eine geheinisvolle Gruppe namens Daedalos mitmischt und der MI6 aka SIS selbstverständlich auch dabei sein muss, obwohl er eigentlich nur für den Auslandsgeheimdienst zuständig ist. Also ebenso "gesetzestreu" wie die Cousins der CIA. Und was es am Ende wirklich mit all dem auf sich hat, das kann kaum einer ahnen, schon gar nicht Cotton Malone.

Ein Sommerleserätsel mit ausufernder Geschichtsstunde. Da wird mit allerlei Namen und Daten um sich geworfen, die Jungkönige und Jungköniginnen, Königsgattinen (Anne Boleyn, nach der sich die Sängerin von "Hellion" genannt hat oder Jane Seymour, nach der sich James Bond die Pulverpfötchen schleckte, als die den Namen nutzende Darstellerin im Film "Der Mann mit dem goldenen Colt" auftauchte)  in allen Ehren gewürdigt, ihre Intrigen offen gelegt und so manch angebliches Geheimnis gelüftet. Und ob all dieser historischer Fakten, die ich mit Mühe aus meinem Gedächtnis nach jahrelangem Schulunterricht verdrängt hatte, wird die schon damals empfundene Müdigkeit wieder in meine Glieder gelockt. Will sagen, es war etwas zuviel der Historie. Hab mich glatt dabei erwischt, irgendwann einen herben Aufmerksamkeitsmangel zu spüren und mehr als fünfzig Seiten zurückblättern zu müssen, weil ich deren Inhalt nicht mehr richtig aufgenommen habe. Das Buch ist um etliche Seiten zu lang. Gut und Böse sind - abgesehen von den Ausnahmen der Dienste - fein getrennt. Der Superschurke, der mordet (was ja per se nicht sooo schlimm ist) und Frauen und Kinder schlägt, lügt, betrügt und aus rein egoistischen und gierigen Motiven handelt sowie der heilige Fremdgeher Cotton Malone, die beiden Buben (ja,  jahrelange Diebeszüge auf Londons Straßen werden hier honoriert) sowie zwei nette alte Damen sind das Licht in dieser fiesen Intrige, in der manipuliert, getrickst, gelogen und betrogen wird, dass sich die Balken biegen. Glücklicherweise wird die persönliche Beziehungskiste nicht überstrapaziert, was ihren Anteil an der Handlung angeht. Ein bisserl Tränendrüse, ein bisschen vergeben und vergessen mit Strahlemann/-frau am Ende und gut war es damit. Insgesamt hätten dem Buch einige Seiten weniger Details zu Englands Historie in ihrem Commonwealth gut getan, dafür den Fokus mehr auf die Pläne der Finsterlinge gelegt und die Spannung sowie die Action in den Vordergrund gestellt. Ohne dieses Überangebot an Geschichte wäre "Das Königskomplott", das sich um aktuelle und ferne Konflikte dreht und diese wieder aufflackern lassen würde, zwar kein begnadeter Kracher vor dem Herrn, aber zumindest ein solider Spannungsroman aus dem Agentenmilieu, der einige Tupfer Action und die sonstigen Zutaten zu dem Genre aufgeboten hätte. Dazu dann kürzere Rückblicke in die Historie hätten zusammen mit den Erläuterungen des Autors in seinem Schlusswort völlig gereicht, die Verbindungen zu erläutern. Unterhaltend, bis die Ermüdung einsetzt. Nicht der ganz große Wurf und zudem nutzt sich die Masche von Steve Berry langsam ab. Wer nur einen Thriller lesen will, liest den Historienteil quer und beschränkt sich auf die Geschehnisse in der Gegenwart. Am Ende folgt dann eh erläuternde Zusammenfassung für Dummies. Ein Rollins oder ein Cussler können das weitaus besser.

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