Dienstag, 13. Oktober 2015

Buchreview "Blood on snow - Der Auftrag" J. Nesbo

Jo Nesbo. Olav lebt das einsame Leben eines Killers. Als Killer ist es eben nicht unbedingt leicht, anderen Menschen nahe zu kommen. Doch jetzt hat Olav die Frau seiner Träume getroffen. Zwei Probleme stellen sich: Sie ist die Frau seines Chefs. Und Olav wurde gerade beauftragt, sie zu töten.

Olav arbeitet in den 70-er Jahren in Oslo als Hitman für den Gangsterboss Daniel Hoffmann. nachdem Olav mit einem Mord an einem Mann davonkam, ohne auch nur ansatzweise von der Polizei behelligt zu werden, nachdem diese den Leichnam im Hafenwasser treibend gefunden hatte, wurde er ohne langes Zögern engagiert. Menschen töten scheint das Einzige zu sein, das Olav gut kann. Und so erledigt er mehrere Aufträge zur vollsten Zufriedenheit seines Bosses. Doch der neue Auftrag bringt Probleme mit sich. Der Boss will seine untreue Frau unbedingt loswerden. Selbstverständlich kann er sie nicht selbst beseitigen und so soll sein treuer Killer das erledigen. Der beobachtet sie und ist hin und weg, völlig verliebt. Dass sie sich tatsächlich mit einem Kerl trifft, tangiert ihn da wenig. Nur ist es ihm jetzt unmöglich, die Frau zu töten. Ergo muss der Typ dran glauben. Gar nicht gut. Eigene Entscheidungen treffen steht nicht in seinem Anforderungsprofil. Also sucht er sich mit der Frau zusammen ein Versteck, wo sie bleiben wollen, bis sie die Möglichkeit haben zu verschwinden. Doch so einfach macht es ihm sein Ex-Arbeitgeber nicht. Olav wendet sich an den FISCHER, den Konkurrenten seines früheren Bosses, und macht dem ein Angebot.

Tja, was sagt man zu einem groß vermarkteten Büchlein, das auf 187 Seiten daherkommt, von denen 14 auch noch Leerseiten sind, mit extrabreiten Rändern ausgestattet ist, dass man dort locker noch eine Geschichte dieses Formats hätte unterbringen können, das zwar eine nette Aufmachung hat, die ein echter Blickfang ist und dann für 12,99 an den Kunden gebracht wird? Die Story hätte man auch auf rund 130 Seiten bringen können. Ressourcenverschwendung um den Preis in die Höhe treiben zu können. Okay, ich musste es mir ja unbedingt kaufen, aber richtig gefallen tut mir diese Art der Vermarktung eher nicht. Aber es ist ja einer dieser Publikumsverlage, da darf man nicht schimpfen. Das tut man dann lieber bei den kleineren, die sich mittlerweile hie und da doch schon als ernstzunehmende Konkurrenz erweisen könnten. Zum Inhalt: Der Protagonist erzählt seine Geschichte selbst, kokettiert dabei mit seinen Schwächen als Legastheniker und dazu mit einer Rechenschwäche ausgestattet. hin und wieder stellt er sich als ziemlich dämlich hin, ist aber im nächsten Moment extrem belesen, was nach seiner Aussage daran liegt, dass er ewig für ein Buch braucht, da er die Worte oft mehrfach lesen muss, um die Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ausserdem denkt er sich zu den gelesenen Storys oft eigene, in eine andere Richtung weisende Handlungsteile aus. Ansonsten ist er ein etwas seltsamer Typ, in sich zerrissen, mit einer Kindheit, die auch keine Offenbarung war und ihm den Weg zu seinem derzeitigen Job schon gewiesen hatte. Aber ein Killer mit Macken in einer düsteren, kalten Umwelt, der sich in sein eigentliches Opfer verliebt - neu ist das nicht. Da könnten auch Bogart und Konsorten ein Wörtchen mitreden. Was tischt Nesbo dem Leser da auf? Gewalt gegen Frauen, kaltblütige Morde, ein Killer mit einzelnen Anfällen von Gewissen, die eine oder andere Härte und etwas Liebe in Zeiten der Gefahr. Wobei die Frau zwar für den Killer eine Rolle spielt, aber mich als Leser hat sie nicht für sich einnehmen können, sie war mir schlicht egal. Das restliche "Personal" des Buches besteht eher aus Randfiguren, die es für die Handlung zwar benötigt, die aber sonst kaum mehr als Stichwortgeber sind. Ich verstehe die vielen Lobeshymnen nicht, die das Buch erhalten hat. Es ist etwas anders als die Bücher um Harry Hole, das stimmt, aber es ist nicht herausragend. Es ist eher Mittelmaß zu einem hohen Preis - trotz des kleinen Kniffs zum Ende hin. Ein Quickie mit etwas Tempo. Wer sich das zu dem Preis gönnen will, kann das gerne tun oder das eBook nehmen, das immerhin "nur" 9,99 Euro verschlingen soll. Das wäre bei Verlagen wie Luzifer, Festa, Voodoo-Press und anderen der Preis für zwei Bücher und im Angebotssegment eher schon fast vier eBooks. Naja, ich hab den Großverlagen mein Geld ja jetzt für dieses Heft als Buch in den Rachen geworfen. Ich will meinen Harry Hole zurück.

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