Zurecht gibt es viel Skepsis gegenüber Filmen aus Indien, da sie doch oftmals unsere Sehgewohnten arg strapazieren. Doch hier kann ich gleich zu Beginn sagen, dass „Sanak“ aus jedem anderen Land wie z.B. den USA, HK, China, England oder Frankreich hätte stammen können. Oftmals geführt als ein indisches Remake von „John Q“ ist der Actionstreifen aber eher ein „Die Hard“ Klon wie er damals zu seligen Videothekenzeiten alle paar Monate mal erschienen ist. Was ja nicht wirklich Schlechtes heißen muss.
Als die Freundin von MMA Trainer Vivaan schwer krank wird, muss er alles verkaufen, um das Geld für die OP aufzutreiben. Nachdem alles gut verlaufen ist, will er seine Herzensdame abholen und gerät dabei in eine Geiselname von Gangstern, die ihren Boss befreien wollen, dem ebenfalls eine OP unterzogen wurde. Also muss Vivaan alles geben, um seine Freundin und die anderen Geiseln zu befreien.
Die Story reißt keine Bäume aus und präsentiert Figuren aus dem Baukasten. Selbst die Hauptfigur bekommt kaum etwas Background zugestanden und so braucht man auch keine Tiefe zu erwarten. Dementsprechend gibt es wenig Drama – nur zu Beginn eigentlich und vielleicht noch, wenn es einigen Geiseln an den Kragen geht. Der Rest der Handlung fokussiert sich dann schnell auf die Action und die Taten des Helden. Bei so einer Prämisse in einem Actionfilm, braucht man eigentlich auch nicht viel mehr. Die Rollen zwischen gut und Böse sind klar gezeichnet und durch die Geiselnahme, bleibt die ganze Rettung an Vivaan hängen da die Polizei von draußen incht eingreifen kann um keine Leben zu gefährden.
So bleibt klar die Action hängen und diese rockt die meiste Zeit ziemlich gut. Schon in „Commando“ hat Vidjut Jammwal seine Actionqualitäten unter Beweis gestellt und auch hier darf er hier ebenfalls alle Register ziehen. Trotz Schusswaffen gibt es hauptsätzlich knackige Kämpfe und Stunts zusehen. Das liegt daran, dass wirklich jeder Bösewicht Kampfsporterfahrung hat. Dabei fallen die Fights eher verspielt aus und erinnern nicht nur einmal an ältere Jackie Chan Werke: Da werden Therapiebälle eingesetzt, eine Gehhilfe umfunktioniert, Sportbänder zur Verteidigung genutzt und so weiter. Dabei gehen schön diverse Scheiben zu Bruch, Hauptdarsteller und Gegner knallen irgendwo gegen oder prallen von Wänden ab. Alle Fights sind toll durchchoreographiert, mit schnellen Tritten, schnellen Schlägen und etlichen Stürzen. Action die man nur noch selten zusehen bekommt. Dabei kann Jammwal ebenso überzeugen wie seine Gegner und diese bestehen fast komplett aus – im HK-Kino würde man Gweilos sagen – Internationalen Gesichtern und so unterscheiden sich auch die Kämpfe. Zum Beispiel treten bei einem zwei Chinesen an und das Tempo wird deutlich angezogen von den Tritten, Stürzen und der Abwehr her. Deswegen gibt es auch einiges an Abwechslungen und nur der finale Kampf enttäuscht etwas – wobei der Showdown trotzdem gut ausfällt.
Dass die Action so gut ist, liegt natürlich auch an die Experten von Andy Long Nguen und seinem Stunteam, der auch schon ein paar Mal mit Jackie Chan gearbeitet hat. Alle leisten vollen Körpereinsatz und neben den vielen gut verteilten Fights gibt es dann auch noch ein paar Ballerszenen – die okay sind aber keine Bäume ausreißen – und auch ein paar kleine Explosionen, die auch zum großen Teil echt und nur vereinzelt CGI unterstützt sind. Auch ist der Ton meist ernst und die Kaltblütigkeit gegenüber einigen Geiseln ist schon etwas härter. Bedeutet die Terroristen sind schön Böse und Skrupellos.
Zwischen den Kämpfen gibt aber auch mal etwas Leerlauf, was hauptsächlich an ein paar belanglosen Dialogen liegt, aber auch an der schwachen Figurenzeichnung, welche auch die eine oder andere Nebenfigur zu viel ins Spiel bringt. Trotz allem kommt in den zwei Stunden keine Langeweile auf, die Comedyelemente sind kaum vorhanden und es gibt keine Musicalnummern und Tanzszenen – nur beim Abspann. Zum Glück gibt es nur minimale Entgleisungen in typischer Manier mit einer Zeitlupe zu viel, einer mal zu coolen Pose oder den einen oder anderen komisch wirkenden Move. Doch das tut der finalen Bewertung keinen Abbruch. „Sanak“ ist ein sehr guter Actionfilm mit stylischen Fights, aber auch einigen kleineren realistischen Ansätzen wie Griffe und Beinscheren, einer gesunden Härte und einer Regie und Kameraarbeit, die alles dem Zuschauer deutlich präsentiert und nichts verwackelt oder verschneidet. Es dauert zwar etwas bis die Action losgeht, aber dann ist diese sehr gut über den Film verteilt und lässt auch kleine Hänger schnell vergessen. Wie schon „Commando“ – welcher hier auch noch irgendwann besprochen wird – überzeugt dieser Actionfilm mit Vidjut Jammwal und unterstreicht seinen Status als Actionstar. Auch für Actionfreunde zu empfehlen die keine Bollywood-Filme frönen – trotz kleiner Schwächen. 7/10
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