Freitag, 27. November 2009
Buchreview "Der Regen"
Richard Laymon. Kurz nach einem rassistisch motivierten Mord fällt ein seltsamer, schwarzer Regen auf die Kleinstadt Bixby. Seine warmen Schauer versetzen jeden, der sie auf der Haut spürt, in ekstatische Verzückung. Doch der Regen weckt auch die pure Mordlust. Polizisten erschießen diejenigen, die sie beschützen sollen, harmlose Passanten fallen über ihre Mitmenschen her. Immer mehr Einwohner werden Opfer dieses unheimlichen Phänomens - erfüllt von Hass und Wut ziehen sie aus, um diejenigen, die den schwarzen Tropfen entkommen sind, zu töten. Aus ehemals freundlichen Nachbarn werden unbarmherzige Psychpathen, und schon bald senkt sich der finstere Regen wie ein Leichentuch über die Stadt.
Aus bisherigen Erfahrungen gesehen, geht Laymon hier anscheinend nicht ganz so kompromisslos und rigoros vor, wie üblich (dazu später noch eine Erläuterung), was aber nicht bedeuten soll, dass er jetzt auf "Twilight"-Schmachtniveau abgesunken ist und die sanfte Schiene mit griesgrämigen Problemteenagern, bleichen Öko-Blutsaugern und schwuchteligen Werwölfen fährt. Nach dem Regen geht es darum herauszufinden, was es damit auf sich hat und wieso die Bewohner sich denn derart aggressiv gegenseitig an die Gurgel gehen. Und so geht die Sache auch schön actionlastig los, ständig passiert irgendwo im Ort etwas, die Jagd der Befallenen auf die bisher Verschonten wird zu einer gnadenlosen Hatz. An verschiedenen Orten der Stadt versuchen Nichtinfizierte sich der Bedrohung zu entziehen und im Laufe der fortschreitenden Handlung werden dann die Charaktere auch zusammengeführt. Doch bis es soweit ist, überfallen zombieähnliche Infizierte jeden, der ihnen in den Weg kommt und auch die Gäste eines Restaurants haben eine Begegnung der besonderen Art mit ihnen, die ich hier nicht näher ausführen werde.
Für Laymonverhältnisse ein doch sehr strikter Handlungsfaden, der vielleicht unter dem Mangel an überraschenden Wendungen und dem banalen Showdown zu leiden hat, aber in einem übersichtlichen und zügigen Stil präsentiert wird und aus "Der Regen" ein wirklich lesenswertes Buch macht. Mord und Totschlag mit zombieartigen Zügen sind natürlich vorhanden, doch die eingangs erwähnte etwas zahmere Ausgabe kann auch der teutonischen Zensurwut geschuldet sein, da unbestätigten Meldungen zufolge das Werk direkt für den deutschen Markt entschärft wurde. Trotzdem bleibt eine lesenswerte, kurzweilige, gorige (trotz Abmilderungen) Unterhaltung ohne allzu viel Tiefgang oder Charakterisiserungen der handelnden Figuren. Logiklöcher haben bei Laymon eh nie gestört, dass seine Erotikeskapaden vergleichbar deutlich zurückgefahren wurden, fällt auch nicht unangenehm auf und daher kann das Buch ohne schlechtes Gewissen jedem Anhänger der Laymonfraktion empfohlen werden, auch wenn der Autor schon bessere Werke abgeliefert hat.
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8 Kommentare:
Ist das ist Amtlich das DER REGEN zensiert ist?
Nein,nur Gerüchte, die ich aber nach dem Lesen durchaus für glaubwürdig halte.
Ich hab das Buch auch schon vor einiger Zeit gelesen und stellte gleichfalls fest (nicht unbedingt unangenehm berührt), daß sich die sonst übliche Laymonsche Ausdrucks- bzw. Schreibweise ein wenig geändert zu haben schien.
Die Story las sich gut und Laymon ist und bleibt für mich (obwohl er mir wohl nie richtig sympathisch werden würde) ein Pageturner.
Danke wieder einmal an Harry für die gelungene Rezension!
Die Sandy
@ Sandy: Geschadet haben die Abmilderungen dem Buch nicht, daher habe ich es auch empfohlen, war nur ungewohnt nach den letzten Lektüren aus seiner Feder und ansonsten hätte ich gerne (wie bei Filmen auch)die vollständigen Werke.
Und DANK für das Lob.
Gruß
Harry
Ich habe beim Verlag nachgefragt und folgende Antwort Erhalten.
WIR HABEN RICHARD LAYMONS DER REGEN-AUCH VOR DEN HINTERGRUND EINER MÖGLICHEN BEANSTANDUNG DURCH DEN JUGENSCHUTZ-EINIGE FORMULIERUNGEN BEHUTSAM ABGEMILDERT BZW.EINIGE SZENEN MINIMAL ABGESCHWÄCHT,WAS JEDOCH WEDER DIE HANDLUNG NOCH DAS LESEVERGNÜGEN INSGESAMT BEEINTRÄCHTIGT.
@ Mortyr. Danke für die Info. Mal sehen, was dann bei den nächsten Büchern (Der Pfahl, Der Ripper, Das Inferno und Das Grab sind bis Oktober 2010 angekündigt)passiert.
Gruß
Harry
WOW leute danke für den komplettsatz an info-ich denke dann kann ich damit leben-wenn es sogar dem abrunden und dem lesevergnügen zugute kommt.ansonsten hat harry recht,kommt mir eigentlich nur ungekürztes in die suppe.
nochmals danke,leute.
nennen sie mich SNEAK
Hi SNEAK. Lang nix mehr gehört (gelesen). Was macht Dein Brian D'Amato mit "2012"? Habe von Steve Alten seine Version von "2012" erhalten und festgestellt, dass es a) ebenfalls auf zwei Teile gesplittet ist und b) 2001 bei heyne schon unter dem Titel "Schatten der Verdammten" veröffentlicht wurde, mir nur unbekannt war.
Gruß
Harry
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