Montag, 14. November 2011
Buchreview "Hades"
Russell Andrews. Unter rätselhaften Umständen versinkt der afrikanische Frachter "Hades" unweit der sizilianischen Küste mitsamt Ladung, die mehrere Millionen Dollar wert ist. Doch keiner interessiert sich dafür. Doch sie hatte einen Zweck zu erfüllen, und um zu verhindern, dass diese unbequeme Wahrheit ans Licht kommt, ist einflussreichen Kreisen jedes Mittel recht.
Der untergegangene Frachter vor Sizilien und dann ein Unglück in Texas, bei dem ein Transporter von der Strasse abkommt und der Fahrer stirbt. Nichts davon betrifft augenscheinlich Justin Westwood, der seinerseits zu einem Mord in seiner Gemeinde gerufen wird. Wie es der Teufel so will, räkelt isch die Gattin des Toten - quicklebendig - gerade in seinem Bett. Klar, dass er nicht nur wegen Befangenheit sondern auch unter Verdacht suspendiert wird. Bei so viel Freizeit kann er ja einige Orte weiter seine Eltern mal besuchen, mit denen er erst vor knapp Jahresfrist einen eher wackeligen Frieden geschlossen hat. Leider bitten auch die ihn, in einem Mordfall zu helfen, der den Tod des Gatten seiner Schwägerin betrifft, die Westwood aus reinem Herzen hasst, weil sie ihm die Schuld am Tod ihrer Schwester gibt. Ihr Mann wurde tot auf einer Müllkippe gefunden. Da eh suspendiert lässt sich Westwood von der dortigen Polizei als Berater einstellen und kann so im eigenen Fall sowie auch dem entzogenen rumdoktoren. Bei seinen Recherchen stellen sich bald gewisse Zusammenhänge zwische den beiden Fällen ein. Die Hochfinanz ist eben grausam, wer nicht oben mitspielt und sich an die (illegalen) Regeln hält, wird grob aussortiert. Mit dem Auftauchen chinesischer und sizilianischer Profikiller werden die beiden Fälle gefährlicher, komplizierter und verzwickter. Schwer für Justin Westwood dabei die Übersicht zu behalten und eine vom FBI an die Seite gestellte Partnerin bringt ihn dann ganz aus der Fassung.
Schon mit "Midas", dem ersten Roman um Justin Westwood, hat Andrews bewiesen, dass er ein Händchen für clevere Plots hat. Waren es damals nationale Geschicke bis in höchste Regierungskreise, lässt er diesmal in "Hades" erst die lokale Prominenz an Strippen ziehen und Leser sowie seinen Ermittler lange Zeit im Dunkeln tappen, bis sich die losen Fäden langsam zusammenfinden, was der Spannung natürlich äußerst zuträglich ist. Da wird schon an den Werten der Reichen und Begüterten in den Hamptons gerüttelt, scheinen sie doch über das Fußvolk erhaben zu sein - zumindest nach eigenem Verständnis. Der Filz aus Bestechung, Vorteilnahme, korrupten Bullen, karrieregeilen Politikern und Lokalprominenz mischt sich dann noch mit dem FBI, das wie gewohnt nach eigenen Regeln spielt. Da Westwood selbst wohlhabend ist und seinen Job eher der Gerechtigkeit zuliebe macht, kann ihn keiner beeinflussen oder bedrohen und zudem ist er eine harte, aber echt eigensinnige Type, die hin und wieder mal eher Gerechtigkeit denn geschriebenes Recht praktiziert. Seit dem Tod von Frau und Kind lässt er sich schon mal dazu hinreißen, etwas viel zu bechern oder zu kiffen und von Fitness hält er auch nicht so viel. Eigentlich will er nur seine Ruhe. Gönnt ihm sein Schöpfer aber nicht. Er muss sich durch einen spannungsageladenen und intelligent vorgetragenen Thriller kämpfen, der alsbald in die übelsten Abgründe der Hochfinanz führt, viele falsche Fährten entlarven und am Ende vor der Frage steht, ob das organisierte Verbrechen die Wall Street unterwandert hat oder ob die Wall Street das organisierte Verbrechen IST? Das kann dann jeder Leser für sich selbst beurteilen. In überzeugendem Stil komplex-verschachtelter Thriller mit etlichen Wendungen. Hat gefallen.
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