Dienstag, 21. Mai 2013

Buchreview "Die 500"

Matthew Quirk. Was in Washington läuft, bestimmen 500 Männer. Sie fühlen sich unantastbar. Doch sie haben eines gemein. Sie sind Klienten der Davies Group. Mike Ford glaubt, das ganz große Los gezogen zu haben, als er für die einflussreichste Beraterfirma der Hauptstadt engagiert wird. Doch was weder die 500 Senatoren, Lobbyisten und Minister noch Mike ahnen: Wer auf Davies' Liste steht, hat das Spiel um die Macht längst verloren. Denn Davies weiß alles. Mike sieht nur einen Weg aus dem tödlichen Netz aus Intrigen, Erpressung und Mord, in das er sich verstrickt hat. Er muss seinen Boss ans Messer liefern, bevor er der Nächste auf der Liste ist.

Mike Ford hat eine schwere Jugend hinter sich. Der Vater war ein Künstler als Betrüger und Einbrecher und hat einige dieser Fähigkeiten auch seinem Sohn vererbt. Als sein Dad dann aber wegen wiederholten Einbruchs mit Todesfolge für 24 Jahre in den Knast muss, ist Mike erst zwölf Jahre alt und muss für seine krebskranke Mutter sorgen. Das bedeutet Rechnungen en masse. Um das Geld zu beschaffen, greift er auf die Kenntnisse zurück, die er von seinem Vater gelernt  hat und leiht sich zudem einen Batzen Kohle bei einem Kredithai. Nach dem Tod der Mutter studiert er und hat mehrere Jobs, um das Geld abzubezahlen. Eine Tretmühle ohne Ausweg. Doch dann tritt einer seiner Dozenten an ihn heran und bietet ihm einen lukrativen Job in seiner Firma, der Davies Group. Mike nimmt an und bekommt bald die ersten Aufträge, die er selbständig zu erledigen hat. Er bewährt sich, steigt in der Hierarchie weiter auf, lernt die Kollegin Annie kennen und verliebt sich in sie. Doch bald merkt er, dass da so einige Dinge nicht reell ablaufen. Als Ex-Gauner ist es ihm bis zu einer gewissen Grenze wurscht und solange das Geld stimmt, hält er die Klappe. Bis ebendiese Grenze eines Tages überschritten und Mord zum Mittel des Tages erklärt wird. Da er mit drin hängt, versucht Mike Beweise aufzutreiben, die ihn unbeschadet aus seinem Dilemma bringen können. Jetzt hat er nicht nur seinen Boss und dessen Handlanger, sondern auch einen Auftraggeber - einen serbischen Kriegsverbrecher mit wahrhaft blutrünstigen Neigungen - gegen sich. Und er erfährt mehr über seine eigene vergangenheit als er jemals erwartet hat.

Zum Klappentext werden ja gerne diverse Aussagen renommierter Autorenkollegen zwecks Lobeshymnen herangezogen. Manchmal ist man erstaunt über die Kreativität, mit der jeder Murks zum Bestseller erhoben wird, aber hier ist der Vergleich von James Patterson, der auf John Grishams "Die Firma" verweist, durchaus angebracht. Vom Grundtenor her ist die Story ähnlich: Junger, aufstrebender Mann wird mir Geld und allen möglichen Annehmlichkeiten geködert, bis er das miese Spiel seines Arbeitgebers durchschaut. Matthew Quirk hat die Geschichte nicht ganz so dicht und detailliert erzählt wie dereinst John Grisham als der nch was Taugliches zu Papier brachte, hat dafür aber eine ordentliche Portion Action draufgepackt, die jetzt zwar keine wilden Dauerballereien beinhaltet, aber der eine oder andere Schusswechsel, etwas Folterkunst aus Serbien und etliche zwielichtige Gestalten geben der Story schon einigen Pep. Stilistisch ist er lockerer als vergleichbare Autoren, misst der Figurenzeichnung weniger Bedeutung bei und lässt speziell in der zweiten Buchhälfte seinen Protagonisten einige schwierige Situationen gekonnt meistern. Für einen Debütroman ist das vorliegende Werk sicher stark, an das mögliche Vorbild "Die Firma" reicht er sicher nicht heran (obwohl ich einige Leute kenne, die diesen neuen und schlichter verfassten Roman dem genannten vorziehen würden, weil er ihr Hirn beim Lesen nicht anstrengen würde), aber die Schlaftabletten aus dem Hause Grisham des letzten Jahrzehnts schlägt er dann wieder um Längen. Liest sich flott, ist unterhaltsam, bietet etwas Action und endet absolut happy. Unangestrengte Lektüre, die man sich ohne schlechtes Gewissen geben kann. Mal sehen, ob der 31-jährige Autor da noch nachlegen kann.

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