Michael Laimo. Für den achtzehnjährigen Johnny Petrie stellt das heruntergekommene Farmhaus in Maine einen Ausweg dar. Laut einem Brief hat ihm ein unbekannter Mann ein Anwesen vererbt. Johnny wird bewusst, dass er endlich der Hölle auf Erden, seiner fanatisch religiösen Mutter und seinem stets betrunkenen Vater entkommen kann. Er weiß nicht, dass die Hölle, in die er sich begibt, noch viel, viel schlimmer wird.
Johnny wohnt in Manhattan bei seinen Eltern. Besonders die Mutter lässt den Jungen nicht aus den Augen. Obwohl er ganz kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag steht, muss er sich noch ihrem Willen und ihren Vorschriften beugen. Keine Bücher oder Comics, kein TV oder gar Internet - alles Teufelswerk. Freunde oder gar Freundinnen gibt es in seinem Leben nicht. Sein Vater scheint auch lieber nach einem kleinen Umweg nach Hause dann den Fluchtweg in die Kneipe zu suchen. Johnny bekommt ihn im Prinzip nicht zu sehen. Eines Tages flattert ein Brief ins Haus. Johnny ist ausnahmsweise allein und er findet unter all dem Posteingang ein Schreiben, das an ihn adressiert ist. Unter normalen Umständen wäre es in den Händen seiner Mama gelandet und ihm vorenthalten worden. Tja, dumm gelaufen, Mama. Johnny öffnet den Brief und liest überrascht, dass ihm ein unbekannter Mann ein Haus vermacht hat. Der Anwalt hat eine Rufnummer hinterlassen bwz. beigefügt unter der der Junge sich melden soll. Geschrieben, getan. Johnny erfährt, dass er ins ländliche Wellfield kommen und sein rund zwei Millionen Dollar schweres Erbe antreten soll. Er beschließt, das Erbe anzutreten, redet aber zuvor mit seinen Eltern. Die Mutter liest den Namen des Erblassers und klappt zusammen, was sie ins Krankenhaus bringt. Als sein Vater von einer Sauftour nach Hause kommt und sich mit dem Brief befasst, wird er richtiggehend schwermütig und zieht sich ins Schlafzimmer zurück, wo ihn Johnny später erhängt auffindet. Dennoch fährt Johnny nach Wellfield. Sämtliche Reisekosten werden vom Anwalt gezahlt. Dort angekommen warten schon die örtlichen Geier auf ihn, die ihm das Land zwecks Bebauung abkaufen wollen. Doch sie sind nicht das größte Ärgernis, den er sich ausgesetzt sieht. Es kommt schlimmer, viel schlimmer.
Der Start verläuft aufgrund der vielen Rückblenden oder Zwischeneinwürfen recht schwerfällig, aber nach und nach baut sich die Geschichte auf, macht den Leser neugierig, wer wie in die ganze Chose verwickelt ist, denn die Vorstellung der Charaktere lässt längst nicht auf Anhieb erkennen, inwiefern sie in die Angelegenheit eingebunden sind. Manche Vermutungen bewahrheiten sich später, andere erweisen sich als falsch. Auf jeden Fall zeigt sich "Dead Souls" als eine rustikale Hinterwaldspukstory im American Gothic-Stil mit anhängendem Familiendrama, die zwar auf Spukelemente setzt, aber darüber nicht den Einsatz von blutigen Kills verzichtet. Religiöser Wahn, Fanatismus, Okkultismus, böse Geister - all das beherrscht die Handlung, zu der nebenbei auch noch die menschliche Raffgier kommt. Leider mangelt es dem Buch zu lange an richtigem Zug, bis die Handlung in die Spur kommt, denn ab der zweiten Hälfte bekommt man einen echten Grusler mit einigen blutigen Einlagen zu lesen. Es ist alles da, was zu einem Spukhaus gehört: Visionen des Schreckens, vorlaute Krähen, gekreuzigte Tote, die wiederauferstehen und die Seelen soeben Verstorbener übernehmen und einige hilfsbereite Dörfler, die nicht alle ihren Einsatz überstehen. Ist jetzt nicht gerade dazu geeignet, vor lauter Freude Luftsprünge zu machen, aber ein ordentlicher Grusler im oberen mittleren Bereich ist es schon. Wer es nicht ganz so drastisch und blutig mag, der kann sich hier schon mal ranwagen. Am 11.7. soll übrigens über Justbridge Entertainment in Deutschland die Verfilmung mit einer FSK 16 auf Scheibe erscheinen - mit zum Buch mehr oder weniger leicht abgeänderter Story und noch wesentlich blutleerer. War jetzt übrigens mein erstes Buch von Michael Laimo und gefiel mir besser als einige von Bentley Little, der ja auch oft in eine ähnliche Richtung geht.
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