Dienstag, 31. März 2015

Buchreview "Wilder Fluss" C. K. Tardif

Cheryl Kaye Tardif. Der South Nahanni River in den kanadischen Northwest Territories ist bekannt für seine Geschichten um mysteriöse Todesfälle, kopflose Leichen und Entführungen, aber er kann auch der Schlüssel zum Überleben der Menschheit sein oder ihrer Zerstörung. Del dachte, dass ihr Vater schon lange tot war. Doch jemand aus ihrer Vergangenheit behauptet etwas anderes. Jetzt ist sie mit einer Gruppe ihr nahezu fremder Menschen auf einer lebensgefährlichen Mission ... Vor sieben Jahren verschwanden Del Hawthornes Vater und drei seiner Freunde in der Nähe des Nahanni River und wurden für tot erklärt. Del ist schockiert, als ihr einer der vermissten Männer an der Universität begegnet; gealtert zwar und kaum wiederzuerkennen, aber äußerst lebendig. Was der Mann ihr sagt, scheint undenkbar: Auch ihr Vater ist noch am Leben! Mit einer Gruppe von Freiwilligen fährt Del zum Nahanni River, um ihren Vater zu retten. Was sie vorfindet, ist ein geheimnisvoller Fluss, der sie in eine technologisch fortgeschrittene Welt voller Nanobots und schmerzhafter Seren führt. Del deckt eine Verschwörung unvorstellbaren Grauens auf, die uns alle zu vernichten droht. Wird die Menschheit für die Suche nach dem ewigen Leben geopfert werden? Ab welchem Punkt werden wir zu ... Gott? Quelle: Luzifer-Verlag/Amazon.

Vor sieben Jahren verschwand der Vater von Delila "Del" Hawthorne in der Nähe des Nahanni Rivers - mit ihm drei Freunde. Von einem fand man die Leiche - aber ohne Kopf, den hat er wohl verloren. Das Verschwinden wurde nie aufgeklärt. Dafür ranken sich einige Legenden über die Gegend um den Fluss. Schon viele Menschen sind dort verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Während Del eine Vorlesung hält und ihr schüchterner Assistent Peter sie dabei sprachlos anschmachtet, taucht eine verlotterte und verwirrte Figur im Hörsaal auf und behauptet, er sei der vor sieben Jahren mit ihrem Vater verschwundene Professor Schroeder. Er kann ihr noch ein Notizbuch mit einer verschlüsselten Wegbeschreibung überreichen, bevor er in dem Krankenhaus, in das er gebracht wurde, derart schnell altert, dass es kaum Überlebenschancen für die nächsten Stunden gibt. Del muss sich also beeilen und stellt eine Gruppe zusammen, mit der sie sich richtung Nahanni River aufmacht, um ihren Daddy zu suchen, der vielleicht auch noch am Leben ist. Die illustre Gesellschaft besteht aus ihr selbst, dem Arzt Jake, Dels Ex TJ, Assistent Peter, der das japansich-stämmige Genie Miki mitgebracht hat, "Lady Hot" Francesca, Ex von Jake, Gary, ein Anhängsel aus einer anderen Gruppe, und der indianische Führer Hawk. Gemeinsam macht man sich auf den Weg in die kanadische Wildnis. Natürlich müssen sich die Unerfahrenen und den Teilnehmern der Expedition damit abfinden, dass ihnen in den tiefen Wäldern irgendwie kein Komfort zur Verfügung steht. Diverses Gezicke und Eifersüchteleien machen die Tour nun auch nicht einfacher - und als dann erste Ungereimtheiten auftreten, wird aus den kindischen Sperenzchen schnell ein eskalierender Streit, Misstrauen schleicht sich nicht ein, sondern überfällt die Gruppe regelrecht. Da passiert es gerade rechtzeitig, dass sie erste Hinweise entdecken, weil Miki den Code im Notizbuch so nach und nach entschlüsseln konnte und Del sich an das abstruse Geschwalle des Professors erinnerte, der damit tatsächlich auch seinen Teil zur Wegbeschreibung und der Ermittlung der richtigen Reiseroute beitragen konnte. Doch als sie in der Höhle, zu der sie Hinweise führten, Probleme durch das Wasser des Flusses bekommen, stirbt der erste Teilnehmer der Expedition. Und was die anderen erwartet, würde schier deren Begriffsvermögen übersteigen, wenn sie es denn schon wüssten.

Amüsieren oder ärgern? Das war die entscheidende Frage. Zumeist war Amüsement angesagt. Dabei ist der Start der Geschichte eigentlich gar nicht mal sooo mies. Selbstverständlich sollte man dabei die nicht nur gelegentliche Schmachterei der Protagonistin möglichst als Randerscheinung behandeln, auch wenn sie in höchstem Maße sexistisch und politisch mindestens so unkorrekt ist, wie zuletzt im Zusammenhang mit dem Flugzeugabsturz in einer sogenannten Glosse aufgestellte Behauptung Amokläufe seien Männersache. Während Lady Del ob des anzuhimmelnden Arztes nasstrieft ohne Unterlass, sich in den Bewunderung ihres Assistenten sonnt, die Aufmerksamkeit ihres Ex genießt, ist jeder (ausser den drei Erwähnten), der sie etwas intensiver betrachtet, ein Perverso, dessen Blick in ihr den dringenden Wunsch zur Dusche wünscht (Tja, hätte sie mal ne kalte genommen, wäre wenigstens mit dem Thema Ruhe gewesen). Nebenbei wird zwar erwähnt, dass die Zeit zum Reisestart wohl drängt, aber wirklich schlüssig erklärt wird nicht, warum man gänzlich darauf verzichtet, schon vor Beginn der Tour den Versuch zu unternehmen, den Code im Notizbuch zu entschlüsseln. Intelligenzbestie Miki hätte man ja vorher schon anfunken könnten oder wenigstens selbst mal nen gescheiten Blick reinwerfen. Nö. Mit Doktor Jake Superarzt an ihrer Seite kann Del getrost ins Ungewisse reisen. Vorkenntisse und Vorbereitung unnötig. Nervige Klischees mal beiseite hätte sich die Story durchaus zu einer netten, anspruchslosen Geschichte über eine Expedition in die Wildnis mit Handlungsablauf eines netten, alten Tarzanfilms mit ner Menge Abenteuer entwickeln können. Etwas Indiana Jones dazu und fertig. Und bis zur Hälfte des Buches ging das auch gut, weil man da wie die Figuren noch nicht wusste, was einem als Leser noch droht. Tarzan- und Bones-Parallelen wurden abgehakt, der Schritt von Belustigung zur nahenden Verärgerung fast vollzogen. Anscheinend hab ich während des Lesens schon unwirsch vor mich hin gebrummelt, da meine Frau meinte, ich solle mich am Riemen reißen. Dann wollte ich ihren Wunsch in die Tat umsetzen und mir wurde beschieden, ich solle doch lieber weiterlesen, hehe. Nun gut, kommen wir zum Einsatz eines meiner Lieblingsworte in letzter Zeit. Vogelwild. Denn genau das wurde die Story nach etwas mehr als der Hälfte des Buches. Zeitreise - Check, Nanobots - Check, 50 Shades of Canada - Check, Nulpencharaktere - Check, Lebenszeit vergeudet - Check. Und dann das verglückte Ende: Nö, das war dann der endgültige Abschuss. Was ein netter Abenteuerschinken mit Thriller- und Horrorpotenzial hätte werden können, hat sich nach dem belustigenden Anteil in ein Ärgernis verwandelt. Sicher, ein Buch zu schreiben, ist nicht so einfach, wie es den Eindruck haben mag und der jeweilige Autor hat vermutlich ne Menge Herzblut investiert, doch wenn man dafür auch sein wohlverdientes Geld hinblättert, möchte man auch entsprechende Ware geliefert bekommen. War hier leider nicht so. Da wäre die Reisegruppe lieber auf einen in Kanadas Wäldern noch unentdeckten Kannibalenstamm gestoßen, von dem allesamt verspeist worden und die armen unwissenden Kannibalen hätten sich an der ungewohnten Kost derart den Magen verdorben, dass sie ebenfalls alle ins Nirwana eingingen. Alle tot. Happy End. Auf ein weiteres Leseerlebnis aus der Tastatur von C. K. Tardif werde ich wohl verzichten. Da nehm ich mir lieber noch einmal "Mega" von Jake Bible vor. DA hatte ich wenigstens Spaß und musste mich nicht ärgern. The Asylum haben ja glücklicherweise ihren Mockbuster zu "50 Shades of grey" schon vorgelegt, sonst wäre dieses Buch hier wohl noch in die engere Wahl zur Verfilmung aus deren Hause gelangt. Puh, nochmal Glück gehabt in der Hinsicht.

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