Donnerstag, 30. April 2015

Buchreview "Euphoria Z" L. Ahearn

Luke Ahearn. Als infizierte Menschen in einer tödlichen Orgie durch die Straßen der Städte rund um den Globus fegten, erlag die Zivilisation diesem Angriff. Die wenigen Überlebenden kämpfen ums Überleben, wohl wissend, dass sie fast chancenlos sind. Cooper ist einer der Überlebenden. Noch vor einer Woche war das College seine größte Sorge, nun begibt er sich auf eine gefährliche Reise, um seine Schwester zu finden. Aber die Zombies sind nicht die einzige Bedrohung.

Eben noch hat Cooper mit seinen Kumpels sich mit Paintball-Gefechten bei Laune gehalten, da bricht seine Welt auseinander. Ebenso ergeht es Sal, der zwar ein echter Brocken ist, sich aber dennoch aus allen Schwierigkeiten oder gar handfesten Auseinandersetzungen raushält. Leider kommt es oft vor, dass der eine oder andere Schwachmat austesten will, wer der neue Sheriff in der Stadt ist. Dennoch blockt er die Schläge nur und wartet, bis Leute dazwischen gehen, um den Deppen wegzuziehen. Er ist halt ein friedfertiger Typ. Als der ganze Schlamassel losgeht, verbunkert er sich mit seiner Frau im Haus und will die ganzen Mist einfach aussitzen. Dann passiert es: Die Horde der Infizierten stürmt lachend vors Haus, ballert wild durch die Wände, kann aber nicht eindringen. Alles gut? Nö, seiner geliebten Gattin wurde der Kopf weggeblasen. Sal will nur noch sterben, ihm ist egal, was mit ihm sonst passiert. So sitzt er im Dunkeln und haut sich mit Hochprozentigem die Rübe zu. Als er etliche Stunden später erwacht, türmt er die Möbel auf, legt seine tote Gattin aufs Bett im Schlafzimmer, deckt sie zu und zündet den ganzen Klumbatsch an. Dann macht er sich zu Fuß auf den Weg aus der Stadt, wobei er hofft, dass die Armeeposten, die die Stadt abriegeln, ihn einfach abknallen. Als das nicht passiert, weil sie ihn als einen Gesunden identifizieren, wandert er einfach weiter, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht. Unterdessen macht sich auch Cooper auf den Weg aus der Stadt. Er will nach San Jose, wo seine Schwester lebt. Auch er schafft es unbeschadet hinaus. Gerät dann später an ein Pärchen, das im Wald campiert und ihn einlädt, bei ihnen zu bleiben und sich auszuruhen. Doch er misstraut ihnen - wohl zu Recht, wie er bald feststellen muss. Sal trifft derweil unterwegs auf Ron, Jeff und Bill, wobei er erkennen muss, dass Bill ein Typ ist, der für Ärger einfach prädestiniert zu sein scheint. Bei der Suche nach Nahrung stoßen sie auf drei Biker und müssen sich den Angriffen durch die Typen erwehren. Cooper rettet dagegen auf seinem Weg ein junges Mädchen vor Vergewaltigern und dann auch noch ein Frau, die seit mehreren Wochen in ihrem Wagen eingeklemmt war. Gemeinsam fliehen sie vor den mordgierigen Toten in eine ungewisse Zukunft.

"Euphoria Z" fängt eigentlich ruhig und mit einem noch normalen Alltag an, bevor die gewählten Volksvertreter zugeben müssen, dass sie ihre Bürger wegen eines Asteroiden, der auf die Erde zurast, schamlos angelogen haben. Die Medien sind gewohnt sensationsgeil und haben die Gefahr selbstverständlich aufgebauscht, um Quote zu machen. Als dann nichts passiert, der einschlag kaum Schäden anrichtet, kehrt trügerische Ruhe ein. Und das Szenario, das dann kommt, unterscheidet sich durchaus von den gewohnten Bahnen, in denen eine derartige Katastrophe beginnt. Milliardäre haben einen Virus auf die Menschheit losgelassen, um die Erde im Prinzip für sich zu haben und mit eingien Sklaven die Welt zu beherrschen. Naja, es ist wohl kaum ein Spoiler, wenn ich verrate, dass die Milliardäre schon zu Beginn des ganzen Chaos ihrem Virus selbst zum Opfer fallen. Und das Virus: Man könnte glauben, der Autor hat sich die heutige Spaßgesellschaft zum Vorbild genommen, wenn alle strahlend und lachend durch die Städte ziehen und mitten auf der Straße in aller Öffentlichkeit kopulieren, weiterhin ein fettes Grinsen im Gesicht. Doch mit den Klamotten fallen auch alle anderen Hemmungen und bald stürmen sie Häuser, töten und zerpflücken Menschen - alles freudestrahlend. Während dieses Parts im Buch musste ich irgendwie an Tim Curran und sein "Zerfleischt" denken, wie die Sache dann abgeht. Bald werden die Toten zu Türmen gestapelt, sogar als Barrieren benutzt. Bis sie beginnen sich zu bewegen. Und nach dem Fleisch ihrer Mitmenschen - falls man das noch so nennen kann - zu gieren. Jetzt entwickelt sich ein Zombie-Endzeit-Roman, wie man ihn kennt. Aus der Sicht verschiedener Figuren wird mit Perspektivsprüngen ihr Schicksal in flottem und auch actionreichem Stil geschildert, zwischendurch das Tempo immer wieder forciert und die einzelnen Kapitel immer wieder mit Cliffhangern versehen, dass ein Weiterlesen einfach Pflicht wird. Nur: Bis auf den Beginn gibt es im ersten Teil der Reihe nicht wirklich viel Neues zu lesen. Während der Katastrophe übernimmt das Böse im Menschen die Regie und es kommt nicht von ungefähr, dass die Protagonisten immer wieder auf Typen stoßen, die sich den Ausnahmezustand zunutze machen, um ihren mörderischen Gelüsten und ihrem Egoismus ungestraft nachgehen zu können. Mörder, Vergewaltiger, verbrecherische Biker und zwielichtige Charaktere haben Hochkonjunktur. Auch die Problematik des immer noch schwelenden Rassismus wird angesprochen und wahrscheinlich auch im Folgeband noch eine wichtige Rolle spielen. Alles in allem ein flotter Road Movie-Roman im Zombiemodus, der mit blutigen Details nicht wirklich geizt, ohne ins Extreme abzudriften. Für Freunde der Zombielektüre, die einen leicht zu lesenden Stil mit dem einen oder anderen alten Strickmuster verbindet, ist "Euphoria Z" die geeignete Lektüre. Das Warten auf Band Zwei beginnt.

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