Donnerstag, 28. Juli 2016

Buchreview "Wolf Creek 2 - Zeit zu jagen" G. McLean + B. McBean

Greg McLean und Brett McBean. Mick Taylor kehrt zurück aus dem Vietnamkrieg ins australische Outback. Im Kampf hat er viel gelernt über Gewalt und Psychoterror. Das Töten liegt ihm nicht nur im Blut, er beherrscht es nun auch meisterhaft. Als eine Touristengruppe direkt vor seiner Nase im Outback strandet, nutzt Mick die Gelegenheit, um seine neuen Fähigkeiten zu testen. Schnell wird für die Reisenden der Traumurlaub zum Kampf ums nackte Überleben.

Mick ist zurück aus Vietnam und kommt nur in den kleinen Ort in der Weite des Landes, um etwas zu essen und zu trinken, das er sich nicht selbst zusammengesucht oder gejagt hat. Ansonsten bleibt er für sich in seiner Mine. Dort kann er sich wohlig den Erinnerungen an einen Krieg hingeben, den andere nur schwer vergessen können, obwohl sie es mit aller Macht wollen. Seine Jagd auf die Vietcong, seine Morde und Schlachtereien unter Frauen und Kindern in den Dörfern. Sein rücksichtsloses Vorgehen sogar gegen eigene Kameraden und seine Treffsicherheit, nachdem seine Patrouille in einen Hinterhalt geriet, nachdem ein Kamerad auf eine Mine getreten war. Und seine Lehren, die er vom Gegner gezogen hat. Der verstand es perfekt, Fallen für Menschen aufzubauen, die das Opfer auch langsam töten konnten, obwohl er durchbohrt war. Und dann kommt eine zehnköpfige Reisegruppe in die Gegend und fährt ihm fast vor die Nase. Er sieht die Chance auf etwas Spaß nach Taylor-Manier. Manipuliert die Karre, einen VW-Bus, und lässt die Touris dann zu seinem Versteck fahren, wo er den Wagen angeblich reparieren kann. Lange lässt er sich Zeit, gibt sich seinen Phantastereien hin, beschuldigt die beiden Japaner in der Gruppe, dass sie Vietcong seien und macht sich nach und nach bei den "Gästen" unbeliebt. Bald wollen sie weg - doch wie? Irgendwie scheinen sie doch zu ahnen, was kommt und werden nicht sehr viel später bestätigt. Der Erste von ihnen verschwindet. Und dann begibt sich Mick Taylor auf die Jagd. Auf seinem Territorium. Ein sicheres Todesurteil.

Dass hier Brett McBean als Co-Autor tätig war, merkt man schnell, denn er macht ja nie einen Hehl aus seinem Faible für Filme. So nennt er den VW-Bus Ursula, nach der Bikini-Göttin, spielt auf Steve McQueen an und lässt eine eher leichte Kritik am Vietnamkrieg in die Handlung einfließen. Dass die Amerikaner + auch einige Australier dort teilweise gehaust haben wie die Wilden, ist hinlänglich bekannt und dass man die Rückkehrer in ihrer Not alleine ließ ebenfalls. So gibt es also eher wenig Neues auf diesem Sektor. Aber insgesamt sollte niemand hier auf einen McBean wie z. B. "Die Mutter" hoffen, die neben anderen Werken des nachweislich beliebten und vor allem guten Schriftstellers beim FESTA-Verlag erschien. Er gibt hier Namen und einigen Input der Marke light. Wären da nicht die immer wieder eingestreuten Rückblenden nach Vietnam, die es durchaus in sich haben und mit einigen Actionsequenzen und Kills aufwarten, wäre "Zeit zu jagen" im Mittelteil schon etwas zäh geworden. Zudem benimmt sich Mick bald entweder überheblich oder leichtsinnig und nicht wie ein in Vietnam zur "Reife" gewordener Killer. Andererseits haben es die Fallen, die er in seiner Mine gebaut hat, in sich. Wieso er jetzt wieder Stimmen hören muss (hier ist es der Sarge aus Vietnam, im Vorgänger war es sein ehemals bester Kumpel Eddie), will sich mir nicht so recht erschließen. Kann man den Typen nicht einfach nur rein böse sein lassen, ohne wieder irgendwelchen Unfug beizumischen? Seine Opfer sind unterschiedlichster Herkunft und die veschiedensten Charaktere. Von Dealern über einen Jungspund bis hin zu einem weiteren Veteranen und einigen Hasen wie die blonde Amber (Heard?) ist alles vertreten. Bei den wenigen Einheimischen, die hier eine Rolle spielen, bekommt man den Eindruck, das australische Outback zur damaligen Zeit wäre ein Horrorland voller Analphabeten - muss vielleicht in einem Horrorland so sein. Man frage nach bei Edward Lee. Und manchmal zeigt sich die vermeintlich größte Lusche als zumindest mutiger wie der Rest der Beute. Blutig und brutal wird es schon, auch ne Häutung darf nicht fehlen, manchmal auch fies, aber im Vorgänger wurde da mehr geboten  und richtig losgehen tut es ja auch erst im letzten Drittel. Viel Spannung herrscht hier nicht vor. Keiner hetzt den Jäger, kein Verdacht keimt auf und erst gegen Ende kommt mal ein Bulle ins Spiel - ganz kurz nur. Im Endeffekt ist "Wolf Creek 2 - Zeit zu jagen" nur ein Paycheck-Roman für Brett McBean und für Greg McLean die Merchandise-Kuh weiter solange zu melken, bis der gute Mick Taylor sie frisst. Platz für weitere Bücher wäre ja im Zeitraum bis zum Beginn der Filme. Mal abwarten, ob wirklich was kommt. Wie auch zum ersten Teil: Gut, für Fans ein Muss, für den Rest keine missliche Anschaffung, aber auch kein Überflieger. Simpel und straight - hat nicht mehr versprochen und hält demzufolge auch nicht mehr ein auf seinen 330 Seiten. Also trotz Brett (McBean) kein Brett.

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