Freitag, 28. Juli 2017

Buchreview "Das Haus der Monster" D. King

Danny King. Es gibt ihn in jeder Kleinstadt: Den verrückten alten Sonderling, der allein in einem unheimlichen Haus lebt, das fast so heruntergekommen ist wie er selbst.
In dem englischen Städtchen Thetford ist sein Name John Coal. Aber als die Jungen aus der Nachbarschaft anfangen, dem eigenbrötlerischen Alten immer dreistere Streiche zu spielen, müssen sie feststellen, dass sie sich mit dem Falschen angelegt haben. Denn John Coal hat mehr als eine Leiche im Keller. Zu den dunklen Geheimnissen, die er bewahrt, zählen seine Abenteuer mit Serienmördern, Werwölfen, Dämonen, Geistern und manisch-depressiven Vampiren. Und es wäre ein Fehler, einen Mann zu unterschätzen, der all dies überlebt hat.


John Coal ist der knarzige Alte, den eine Viererbande von Kids unter dem Anführer Tommy, dem Ältesten der Burschen, mal so richtig eine verpassen wollen, waren die bisherigen Einfälle doch nicht wirklich erfolgreich. Was sie nicht wissen, ist, dass der Alte ihnen eine fein ausgeklgelte Falle gestellt hat. Und in die sie dann auch prompt tappen. Mit abhauen ist nichts mehr, also müssen sie bleiben und sich im Kellerraum Geschichten von ihm anhören. Die erste Story handelt von seinem Leben als junger Mann in London mit seinem Vater. Was sein Vater für ein Mann war und wie John mit ihm zurechtkam, ist die eine Sache. Was in den Nebeln des nächtlichen London vor sich ging, eine andere. Als es ihm in der Stadt zu heiß wurde, ist John geflüchtet und hat sich auf einem Seelenverkäufer als Matrose verdingt. Als Frischling war das Leben noch einmal extra schwer, aber mit der Zeit konnte er sich mit einigen der Kerle anfreunden. Einige der rauen Sitten haben ihn angewidert, aber als sie einem anderen Schiff begegnen, das lichterloh brennt, retten sie den einzigen Überlebenden und nehmen ihn an Bord. Hätten sie besser gelassen. Nach diesem verheerenden Erlebnis kehrt er nach London zurück. Einige Jahre sind seit seiner damaligen Flucht vergangen und niemand will ihm etwas Böses. Er arbeitet als Vertreter/Hausierer und hat auch einige Erfolge zu vermelden. Bis er dann nach Louth sucht und nach Long Fenton kommt. Verfahren, dann noch ein Unfall und jetzt in dieser Klitche von Ort mit recht seltsamen Bewohnern. Doch die sind nicht das Schlimmsteund bald wird es von mysteriös zu gefährlich, was auch einige Bewohner des Dorfes mit dem Leben bezahlen. Die Kids, besonders Tommy, weigern sich natürlich ihm zu glauben, also kredenzt er ihnen noch eine weitere Story. Sie hat mit dem Sag zu tun, der bei ihm herumsteht und den die Jungs liebend gerne inspiziert hätten. Doch nachdem er ihnen die Geschichte aufgetischt hatte, ist die Neugierde nicht mehr ganz so groß. Und in der Folgezeit nach dem erzählen der Abenteuer wird er von allen in Ruhe gelassen, ja sogar gegrüsst. Bis auf Tommys Dad.  

Ich beginne mal mit dem Cover. Zumindest in meiner Auflage ist dort (noch) der Name Norman Mittmann angegeben. Doch der wahre Künstler ist selbstverständlich der einzigartige Michael Schubert, wie er mir auf Anfrage auch bestätigte. Falls die Titelbildgestalter eine Fankultur haben (Herr Schubert, da steht Fan vor Kultur, also bitte nix einbilden😁), dann zähle ich zu jenen von Herrn Schubert - neben Rodney Matthews. Das Buch wird aus der Sicht von John Coal geschildert und ist in der Ich-Perspektive verfasst. Neben dem Rahmen der Story erhält man vier unterschiedliche Themen in vier Erzählungen des Protagonisten. Manches greift auf Geschehnisse zurück, die fast jeder schon irgendwann einmal gehört oder gelesen hat, anderes ist blutig und ein bisschen grausam und irgendwie kann man auch einen Funken Coming-of-age erkennen, der von anderen Autoren schon weitaus vertiefter gschrieben wurde. Die Abenteuer des John Coal wechseln zwischen richtigem Horror, Mystery und Grusel hin und her, sind zwar blutig, aber nicht rotze-brutal. Stattdessen hat er so einigen Sinn für Humor einfließen lassen wie er mit "Bootsmann to go" oder "Enola Gay" beispielsweise bewiesen hat. Auch die manchmal schnodderige Erzählweise seines Protagonisten gibt Grund für einige Schmunzler. Der Stil von Danny King ist leicht und locker und zusammen mit den doch meist sehr interessant gestalteten Geschichten hat das schon dabei geholfen, das Buch für mich zu einem Pageturner zu machen. Die 325 Seiten waren flugs gelesen und von mir aus dürfen gerne weitere Bücher von Danny King beim Luzifer-Verlag erscheinen. Und wer sich nicht scheut, etwas Anspruch zu entdecken, dem sei gesagt, dass der tatsächlich in kleinen Nebensätzen vorhanden ist. Da wird schon mal über den heutigen Mangel an Wertarbeit schwadroniert, den Ärzten, die Überstunden ohne Ende leisten müssen (natürlich gibt es auch andere, die das Gegenteil machen oder bestenfalls "Übersekunden" abrechnen) und zum Schluss hin die Frage, wer denn nun das wahre Monster ist: die Kreaturen aus seinen Erzählungen oder gewalttätige Schläger, die sich an ihren Kindern vergreifen? Sicher ist, dass sich etliche Menschen hinter irgendwelchen vorgeschobenen lauteren Motiven verstecken, um ihre Gewaltbereitschaft ausleben zu können und dann mit irgendwelchen sinnfreien Rechtfertigungen zu kommen. Hab ich auch schon erleben dürfen.

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