Freitag, 26. Juli 2019

Buchreview "Cold Water" A. McKinty

Adrian McKinty. Umzugswagen, Umzugshelfer, Eltern, die im Weg rumstehen, glückliche Freundin, glückliche Tochter, entsetzte Katze kurz vor dem Kollaps – der katholische Bulle Sean Duffy verlässt seine evangelischen Nachbarn in Carrickfergus, lässt das Pulverfass Nordirland hinter sich. Die 80er sind vorbei, nun heißt es, auf die 90er hoffen, sich mit den Nachbarn in Schottland arrangieren – und schnell noch einen Mord aufklären. Bevor Detective Sean Duffy sich aus dem aktiven Dienst verabschiedet und die letzten Jahre bis zur Frührente als Reservist und Verbindungsmann eines Spitzels runterreißen kann, muss er noch seinen allerletzten Fall lösen: Ein junges Mädchen ist verschwunden, leider keine Seltenheit im Nordirland am Rande der Neunziger. Ihr Auto wird in einem Fluss gefunden, doch von dem Mädchen gibt es keine Spur – wahrscheinlich wurde ihre Leiche von der Strömung weggetrieben. Eine Liste mit drei Männernamen taucht auf, alle drei standen in zweifelhaftem Kontakt zu der Vermissten. Und sie sind bei weitem nicht die einzigen Verdächtigen. Quelle: Suhrkamp Nova.

Sean Duffy hat die unzähligen Male unters Auto schauen, ob da vielleicht ein Sprengsatz angebracht ist, satt. Den stetigen Kampf gegen die Uneinsichtigen, die Verbrecher oder schlichten Mörder, die mal nichts mit dem Hass zwischen Katholen und Protestanten zu tun haben, zwischen den Briten und den Iren und er und seine Kollegen immer dazwischen. Schottland lockt, Nordirland als Teilzeitberater während der Pension reicht ihm völlig. Seine Zeit in Carrickfergus läuft ab - und die von Sergeant Crabbie auch. Doch ein letzter Fall um ein verschwundenes Mädchen, für das sich sonst keiner interessiert, hat es in sich. Viele Verdächtige, fast genauso viele falsche Fährten, eine gute Portion Humor, bei dem der Spott oft den Jungfuchs Lawson trifft. Familienleben mit diversen Marotten verziert, die der Autor seinem Protagonisten in die Wiege gelegt hat. Vieles von dem, was der geborene Ire Adrian McKintyty hier verarbeitet hat, kann schon einen Nebensatz bedeutsam für die Historie der schlechten alten Zeit machen, aber auch die eigentliche Story voranführen. Allemal spannend, hier und da flapsig führt der Ich-Erzähler Duffy den Leser durch seine Abschiedstour. Ja, auch für den Leser bedeutet es wohl, dass er von der herzlichen, aber auch rauen Figuren Duffiys und Crabbies Abschied nehmen muss. Der letzte Fall hat es noch einmal in sich, Spione, Maulwürfe, Official IRA und die Tinker, die weiterhin schwierige gesellschaftliche Situation in Nordirland, Vorurteile, Musik und Stars, die in der Heimat weniger gelitten sind, als man das dachte. Geschliffene Dialoge wechseln mit Spannung und Thrill, der zu einer Lösung führt, die man so nicht erwartet hat. Die 380 Seiten waren Lesespass pur und es ist wirkjlich schade, wenn Duffy wirklich nicht mehr auftaucht. Aber Adrian McKinty hat beweisen - vor Duffy -, dass er auch  mit anderen Charakteren blendende Krimi- und Thrillerkunst zu bieten hat. 8/10.

Keine Kommentare: