Freitag, 1. Januar 2010
Buchreview "Der Ripper"
Richard Laymon. Whitechapel, November 1888. Im viktorianischen London treibt Jack the Ripper sein Unwesen. Zufällig muss der junge Trevor mitansehen, wie Jack the Ripper einen grausamen Mord begeht, und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Der erbarmungsloseste Serienkiller, den die Annalen der britischen Kriminalgechichte verzeichnen, verlässt London und macht sich auf den Weg nach Amerika. Trevor, der dem Killer das Handwerk legen will, folgt ihm in die Neue Welt, erlebt viele Abenteuer und trifft seine große Liebe, bevor er sich erneut der Bestie in Menschengestalt zum großen Showdown stellen muss.
Und zum neuen Jahr gleich ein neuer Reißer von Richard Laymon, zu dem ich vorweg zwei Anmerkungen habe. 1. ist das Buch schon 1995 bei Goldmann unter dem Titel "Im Zeichen des Bösen" erschienen (und damals an mir vorbeigegangen) und 2. ist es ein für Laymon ziemlich ungewohntes Terrain, auf das er sich hier begibt. Er schildert die Geschichte des 15-jährigen Trevor aus der Ich-Perspektive und erinnnert dabei anfangs in Bezug auf das weibliche Element durchaus an den pickeligen Knaben aus "Die Insel", doch das legt sich schnell, als der Ripper auftaucht und seinem blutigen Handwerk nachgeht. Trevor muss aus nächster Nähe mitansehen, wie deiser eine Hure zerstückelt, ausweidet und ihr die Brüste abschneidet sowie sich danach von den Überresten einen kleinen Imbiss gönnt. Trevor verfolgt den Killer, der den Spieß aber umdreht, den Jungen auf eine Schaluppe (eigentlich ein kleines, bewaffnetes Kriegsschiff oder größeres Beiboot) - hier öfter als Jacht bezeichnet - jagt, ihn mit der kelinen Mannschaft festsetzt und zur Überfahrt nach Amerika zwingt, da dem Ripper der boden in London zu heiß geworden ist und er der festen Überzeugung ist, er könne den Indianern in punkto Folter oder Marter noch so einiges beibringen. Nach einer Reise nicht ohne Probleme setzt sich der Ripper ab, Trevor entkommt und vorerst fokussiert sich die Story nur auf den Jungen und der (in der deutschen Ausgabe titelgebende) Ripper tritt erst sehr spät wieder in Erscheinung. Ab hier schildert Laymon die Reise des jungen Trevor durch den Westen, seinen Werdegang als Desperado, Schnellschütze und Zugräuber per Zufall. Erinnerungen an Koryphäen wie Mark Twain (wird auch hin und wieder namentlich erwähnt), Louis L'amour oder Zane Grey werden wach, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen, da der Seeabenteuer- oder Westernroman nun einmal nicht zum Repertoire des Autors zählen und entsprechende Kenntnisse anscheinend fehlen.
Spannend ist es aber allemal, wenn auch ungewohnt, da sich der Hauptteil des Buches auf den Western beschränkt. Ein ungewöhnliches Werk, das auch in punkto Härte zurückgesteckt hat. Trotzdem ist der Mix aus Horror-, Abenteuer- und Westernroman noch als gelungen zu bezeichnen, wenn man sich vor Augen hält, dass er von seiner Routine abgekommen ist und in den jeweiligen Genres nicht unbedingt zu Hause ist. Stil und Wortwahl wurden dem damaligen Zeitgeist teilweise angepasst, seine Dauererektionsphasen etwas eingeschränkt, die Brutalitäten beschränken sich auf Anfang und Ende, ohne dabei aber völlig außen vor gelassen zu werden. Gut und flüssig zu konsumieren, anhand der bisherigen Storys aber ungewöhnlich und neu für die Laymonfraktion. Ob das Buch Kürzungen in Kauf nehmen musste, kann ich so nicht wirklich beurteilen, aber wenn im Impressum die Zeile "Vollständige überarbeitete Taschenbuchausgabe" zu lesen ist, werde ich einfach skeptisch (erinnert mich zu sehr an die "überarbeiteten Fassungen" von DVDs). Gut zu lesen war er trotzdem, wenn auch außergewöhnlich. Übrigens bin ich bei meinen Rechercheversuchen hinsichtlich Kürzungen speziell bei Amazon auf einige Meinungsäußerungen gestoßen, die den Roman hinsichtlich Härtegrad und Sex auf die gleiche Ebene heben wie seine heftigsten Outputs. Ob diese Leute das Buch überhaupt gelesen haben, weiß ich nicht. Jedenfalls ist diese Aussage nicht ganz korrekt, wenn man seine bisherigen Bücher kennt. Doch bezüglich des Gehaltes mancher der dortigen Rezensionen hat man ja auch schon so einiges lesen dürfen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen