Montag, 17. Oktober 2011

Buchreview "Ausgesaugt"

Charlie Huston. Nachdem Joe einen Krieg der großen Vampyrclans angezettelt hatte, wurde er zum meistgesuchten Blutsauger New -Yorks. Ein Jahr verbringt er auf der Flucht vor seinen Widersachern in der Kanalisation und sinnt auf Rache - dann ist seine Zeit gekommen und er wirft sich in die Schlacht.
Joe Pitt hat es geschafft. Einerseits hat er die Quelle entdeckt, aus der die Koalition - ihres Zeichens der größte und mächtigste Vampyrclan in Manhattan - sich ihr Blut beschafft, andererseits hat er es nun endgültig gepackt, sich in unnachahmlicher Manier zwischen alle Stühle zu setzen. Jetzt ist er auf sich gestellt, hat er es doch möglich gemacht, dass sich alle unterschiedlichen Clans in nicht nur in ihrer Abneigung gegen ihn einig sind, sondern auch darin, dass sie einen Krieg untereinander austragen müssen. Während die Auseinandersetzungen nichts an Heftigkeit zu wünschen übrig lassen, ist Joe gezwungen sich vor allen Parteien zu verstecken. Wahrhaft glänzende Zukunftsaussichten. Und so lebt - vegetiert - er in New Yorks U-Bahnschächten oder der Kanalisation und schlabbert Obdachlose aus. nicht wirklich sein Stil, aber was willste machen. In der Not saugt der Vampyr eben Penner. Dazu gesellt sich nicht, dass der tobende Krieg die bisher nichtsahnende Öffentlichkeit auf die Vampyre aufmerksam gemacht hat. Seine große Liebe Evie wird zu seinem Rettungsanker, als sie ihm den Auftrag gibt, nach einer Frau zu suchen, die das Schicksal der Vampyrgemeinde für immer verändern könnte. Ha, jetzt kann der Mann fürs Grobe, Schläger und Ex-Privatdetektiv endlich wieder handeln und muss sich nicht mühselig durchschlagen. zudem ist Rache angesagt - und die will er genießen, obwohl er selbst schon so angeschlagen ist, dass auch eine Wanne voll Blut ihn nicht wieder richtig zusammenflicken könnte bei derart vielen Verletzungen.
Mit dem vorliegenden finalen Band schließt Charlie Huston die fantastische Reihe um Joe Pitt ab. Der Anti-Twilight-Luschen-Vampyr lässt noch einmal die Waffen seiner Spezies sprechen, um im Finale temporeich abzurechenen. Da bekommt jeder Clan sein Fett weg. Das haben sie davon, sich immer wieder mit ihm anzulegen. Cool und mit trockenem Humor, schnörkellos und schnell-fetzig lässt Huston seinen Joe mit einem fulminanten Abschluss den Leser nochmals begeistern und an seinem Schicksal teilhaben. Es wird ein munteres Stechen, Hauen und Beißen, eine klare Steigerung zu "Das Blut von Brooklyn" und "Bis zum letzten Tropfen", die trotz aller Qualitäten einen leicht abgenutzten Eindruck hinterließen, dabei aber immer noch besser waren als das meiste andere derartige Zeugs auf dem Vampirromanmarkt. Kurz, das war "merkeln" auf hohem Niveau. Ob es nun die unsäglichen Stephanie Meyer-Schmachter sind oder gar Guillermo del Toro, der mit seiner Vampirtrilogie (ich glaube nicht, dass der letzte Teil "Die Nacht" das Ruder noch rumreißen kann) nichts wirklich Erwähnenswertes oder Innovatives auf die Beine gestellt hat, sie sind weit vom schwächsten Pitt-Roman entfernt und gegen "Ausgesaugt" haben sie schon mal gar nix zu melden. Gewalt, Blut, Schmerz und Humor durchziehen den letzten Teil von Joe Pitts Geschichte und finden so zu einem würdigen Abschluss. Tot oder untot? Die Frage bleibt dann noch zu klären, aber nicht hier. Trotz leichter Hänger und Abnutzungserscheinungen in Teil 3 + 4 insgesamt eine starke Reihe im Horrorbereich, furztrocken erzählt und - es sei ihm gedankt - ohne taufeuchte Teenagerträume, dafür mit satter, blutiger Action im Finale, das mit 415 Seiten etwas länger ist als die bisherigen Werke.

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