Montag, 9. März 2009

Buchreview "Gott Der Klinge"

Durch einen technischen Fehler musste ich diese Buchbesprechung unter meinen Namen veröffentlichen. Geschrieben wurde diese aber wie immer vom Kollegen Harry.
Joe R. Lansdale. Ein schwarzer Chevy rollt durch die Nacht und hinterlässt eine Spur des Grauens. Die Nightrunners sind unterwegs, und wer immer das Unglück hat, ihnen zu begegnen, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Doch die nächtliche Fahrt hat ein Ziel: Ein einsames Ferienhaus, in dem die Lehrerin Becky und ihr Mann Montgomery über ein tragisches Ereignis hinwegkommen wollen. Montgomery hält sich selbst für einen ausgemachten Feigling und Versager, doch er ist die einzige Hoffnung, die Becky bleibt.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir Joe R. Lansdale bis dato kein Begriff war, doch ebenso konnte ich feststellen, dass er die Storys zu den Don Coscarelli-Filmen "Bubba-ho-tep" und "Incident on and off a mountain road" (letztere ist auch als Shortstory in diesem Buch enthalten) verfasst hat. Da mir beide Filme zusagten, hatte ich dann schon eine vage Vorstellung, was mich erwarten könnte. Das Buch selbst erschien in den USA 1987 und in Deutschland erstmals 1998 unter dem Titel "Nightrunners", war aber schnell vergriffen. Nun also eine Neuauflage mit zusätzlich sechs Kurzgeschichten. Wer aber anhand von so mancher bisher erschienen Rezension ein Buch im Stile von "Christine" von Stephen King oder dem John Carpenter-Film "Das Ende" erwartet, sollte umdenken, denn es gibt bestenfalls leichte Ähnlichkeiten. Wie die Rezensenten auf die Idee kommen, es so direkt mit den Filmen in Verbindung zu bringen, wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Naja, unterschiedliche Meinungen halt. Schon der Prolog zu einer deftigen Geschichte bietet einen brutalen, sinnlosen Mord ohne scheinbare Motivation als Einstieg, um dann die jugendlichen Straftäter zu skizzieren, die von einem alle beherrschenden intelligenten Anführer zu brutalen Aktionen in der Umgebung ihres Heimatortes angestiftet wird. Zu Beginn besteht sein Gefolge eher aus zugedröhnten Dumpfbacken ohne eigenen Willen geschweige denn einem Fitzelchen Verstand, bis er bei einer Provokation in der Schule an einen mutigen Gleichgesinnten gerät, der denn auch sogleich von ihm für seine Bande vereinnahmt wird, da auch der vielleicht durch Langeweile oder sein Umfeld keinerlei Unrechtsbewusstsein kennt und der Mitgefühl oder Menschlichkeit wohl nie gelernt hat. Hier prangert der Autor schon im Jahre 1987 Szenarien unter gewaltbereiten Jugendlichen an, die heutzutage noch ausgeprägter sind und hauptsächlich Filmen und Videospielen zugeschrieben werden (was nicht bewiesen ist). Bei einem weiteren nächtlichen Überfall wird der Anführer trotz aller Vorsichtsmaßnahmen von der Polizei gescnappt und hinter Gitter gebracht, wo er sich kurz danach selbst aufhängt. Die Opfer des Überfalls - Becky und Monty - versuchen zwischenzeitlich ihr persönliches Drama, ausgelöst durch die brutale Vergewaltigung von Becky durch die Punks und der gleichzeitigen Abwesenheit ihres Gatten auf einem Kongress, in den Griff zu bekommen. Während Becky seitdem unter Albträumen und grausamen Visionen leidet und körperlichen Kontakt grundsätzlich vermeidet, hadert Monty mit seiner vermeintlichen Feigheit, die er schon seit seiner frühen Jugend mit sich herumschleppt. Um dies zu überwinden, entschließt man sich, in der abgeschiedenen Einsamkeit einer Hütte auf dem Land, die einem befreundeten Pärchen gehört, die Ereignisse zu verarbeiten und wieder zueinander zu finden. Doch die Jugendlichen wollen ihr Werk zu Ende bringen und ziehen während der Suche eine blutige Spur durch das Land. Eiskalt und skrupellos wird jeder getötet, der das Pech hat, ihren Weg zu kreuzen.
Ein ziemlich harter Horrorstoff mit übersinnlichem Einschlag. An der Spannungs- und Gewaltschraube wird kontinuierlich gedreht und so steigert sich das Ganze fast in einen Blutrausch. Hier wird geköpft, gefoltert, kastriert was das Zeug hält und in einer drastischen Sprache in kurzen, schnellen Kapiteln ohne überlange Dialogpassagen oder Beschreibungen der umgebenden Landschaft vom Autor dem Leser nahe gebracht. Ebenso wohltuend ist es, dass die psychologischen Aspekte nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt werden, sodass kaum etwas den schnellen Fortgang der Geschichte behindert. Dazu kommen noch einige nicht ganz erwartete Winkelzüge. Daher ist das Buch zügig zu lesen und würde als Vergleich vielleicht einen Richard Laymon ohne dessen Sexeskapaden erreichen, sodass es auch früher zur Sache geht. Offen bleibt vielleicht die Frage, ob der schwarze Chevy nun übernatürliche Kräfte hat. Ich glaube, das ist Auslegungssache und kann auch nicht unbedingt nach der Lektüre des Buches sicher beantwortet werden. Zumindest ich halte mich da vornehm (oder vorsichtshalber) zurück.
Die sechs Kurzgeschichten sind feine, unheimliche Horrostorys, die entsprechend empfänglichen Lesern einen kalten Schauer über den Rücken jagen können. Düstere Häuser, verfallene Hütten, gruselige Figuren, nebeldurchwobene Wälder, viele interessante Ideen des Autors und über allen sein GOTT DER KLINGE. Und der spart nicht mit Blut. Ich war hochzufrieden und kann das Buch Horrorfans daher guten Gewissens empfehlen (und enttäusche dabei hoffentlich niemanden).

4 Kommentare:

Shane Schofield hat gesagt…

Klingt ziemlich gut. Werde ich mir wohl mal zulegen müssen.

Anonym hat gesagt…

Wieder einmal ein Buch,das ich mir aufgrund dieser Review zulegen werde.Ist nicht das erste,wird sicherlich auch nicht das Letzte sein.
An dieser Stelle ein dickes Danke und meine Hochachtung vor dieser bücherverzehrenden und reviewsverfassenden Leseratte.(Denk´nicht,daß ich nicht alle deine Einträge lese!!)
Schönen Gruß auch an meinen Homie Kruste.
Nennen sie mich SNEAK

Anonym hat gesagt…

Harry hat mich mit seiner Review auch schon wieder erwischt – ich habe mir das Buch gerade bestellt und bin mir sicher, daß sich auch dieses wieder einmal nicht als Fehlgriff erweisen wird.
Danke Harry, sollte ich wegen Dir bald eine Hypothek auf mein nichtvorhandenes Haus aufnehmen müssen, damit ich meinen lebensnotwendigen Lesestoff bezahlen kann, werde ich Dir wohl oder übel eine Teilschuld anlasten müssen :-)!

Sandi

Anonym hat gesagt…

Zuerst einmal ein großes DANKE für die positiven Reaktionen und das Lob (das eigentlich den Autoren gebührt, da ich deren Werke ja nur lese) und ich verspreche, dass ich niemanden in den Ruin treiben werde, denn wie bei meiner umfangreichen Filmsammlung verhält es sich auch mit den Büchern - neben einigen Highlights gibt es viel Mittelmaß und ein paar Ausreißer nach unten.
Bei Gelegenheit werde ich mich schon einmal gelesenen, aber noch nicht besprochenen Büchern von James Rollins und F. Paul Wilson und dessen "Handyman Jack"-Reihe widmen, wobei ich für die "Handyman Jack"-Romane grundsätzlich eine Empfehlung aussprechen kann. Mystery, Action, Horror, Crime und Humor in Einem kurz zusammengefasst für alle bisher in Deutschland erschienen 10 Bücher. Näheres in etwas ferner Zukunft.