Freitag, 23. April 2010

Buchreview "Hardliner"

Mike Lawson. Eine Anschlagserie mit muslimischem Hintergrund erzeugt in ganz Amerika eine Atmosphäre aus Angst und Panik. Der ideale Zeitpunkt für Senator Broderick, um seinen anti-muslimischen Gesetzesentwurf durchzubringen. Doch Kongresssprcher Mahoney wittert Unstimmigkeiten und beauftragt seinen Mann für heikle Fälle, Joe DeMarco, mit diskreten Nachforschungen. Schon bald kommen DeMarco und seine resolute Partnerin Emma einer hochrangigen politischen Verschwörung auf die Spur, die keine Gnade kennt. Auch wenn die Attacken auf das Weiße Haus.oder andere Ziele scheitern, die Attentäter umkommen, herrscht in Amerika wieder Angst. Dies ruft die titelgebenden Hardliner (in der deutschen Ausgabe) auf den Plan und schon wird versucht, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die Muslime im Land unter Generalverdacht stellt. Man ist es ja gewohnt, dass die Amerikaner unter dem Deckmantel des Patriot Act gerne Menschen- und Bürgerrechte außer Kraft setzen, wenn es ihnen in den Sinn kommt. Der amerikanische Weg der wahren Demokratie eben. Doch mit dem neuen Gesetz sollen die Muslime nicht nur kontrolliert, sondern kaserniert oder aus dem Land geschafft werden bzw. erst gar keine Einreiseerlaubnis erhalten. Mit jedem Attentat kommen diese Vertreter des Gesetzes ihrem Ziel näher. Und während Senator Mahoney versucht, dieses radikale Vorgehen zumindest abzuschwächen und seinen Mitarbeiter Joe DeMarco auf Ungereimheiten ansetzt, kann auch der Leser erahnen, dass hinter dem Ganzen eine völlig andere Stratgie stecken könnte. Joe indessen geht die Sache vorerst recht locker an, fährt mal kurz für einige Tage in Urlaub, bis er von Mahoney zurückbeordert wird. Nach und nach tauchen erste Verdächtige auf, die möglicherweise ihre Finger im Spiel haben. Da DeMarco alles andere als ein Troubleshooter ist und kaum je eine Waffe in Händen hielt oder gar gegen Menschen einsetzen musste, benötigt er Hilfe. So wendet er sich an Personen in den Ermittlungsbehörden, die seine Zweifel durchaus teilen und sie ermitteln vermeintliche Hintermänner und versuchen diese mit einem Trick aus der Reserve zu locken. Und während der Ermittlungen wird in einem weiteren Handlungsstrang die Vorbereitung eines wesentlich größeren Anschlags skizziert, von dem die Strafverfolgungsbehörden nicht einmal etwas ahnen. Ein Roman wie gemalt für Verschwörungstheoretiker, aber da die Klappentextschreiber oft genug die Pointe schon in ihrer kurzen Zusammenfassung verraten, bleibt auch hier wenig von der möglichen Spannung erhalten. So hangelt man sich von Attentat zu Attentat und von Verdächtigem zu Verdächtigem, wobei der Actionanteil nicht allzu hoch ist. Hauptsächlich die Ermittlungen und politischen Intrigen prägen den Roman. Da wird gemauschelt und geschachert, um ein Gsetz durchzubringen und dabei geht es garantiert nicht um die Vorteile für die Bevölkerung. Lobbyisten versuchen für ihre gut zahlenden Klienten das Beste rauszuholen, während die Politiker nur nach ihrer Karriere und hervorragend dotierten Pöstchen nach ihrer Amtszeit gieren. Kommt einem irgendwie bekannt vor, als hätte Europa von den Amerikanern gelernt, wie man Politik zu eigenen Gunsten macht. Durch den zweiten Handlungsstrang mit der Attentatsvorbereitung im größeren Stil bleibt zwar eine latente Spannung erhalten und auch Fragen offen, doch insgesamt ist die gesamte Lektüre - wenn auch ohne größeres Manko lesbar - bestenfalls akzeptables Mittelmaß ohne aus der Masse der Veröffentlichungen hervorzustechen. Einziger Unterschied ist vielleicht der Protagonist Joe DeMarco, der nicht der Alleskönner und Supermann ist, wie man sie aus den sonstigen Veröffentlichungen des Genres kennt. Er ist kein Kämpfer, durchaus bequem und nicht gerade ein Held der Arbeit, aber wenn er sich mal in einen Fall verbissen hat (oder dazu genötigt wird), dann bleibt er dran und holt sich Hilfe für die Aktivitäten, die er nicht beherrscht.

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