Montag, 28. Februar 2011

Buchreview "Pacific Private"

Don Winslow. Boone Daniels lebt, um zu surfen. Nebenbei übernimmt er als Privatdetektiv ein paar Jobs, doch nie so viel, um nicht rechtzeitig bei Tagesanbruch am Strand zu sein, wo er mit seinen Kumpels die großen Wellen erwartet. Doch gerade, als Riesenbrecher auf Pacific Beach, Kalifornien zurollen, wie sie nur alle paar Jahre vorkommen, wird er in einen Fall verwickelt, der auch ein dunkles Kapitel seiner Vergangenheit betrifft.
Der leidenschaftliche Surfer und Lebenskünstler Boone Daniels hängt am Strand ab, wartet auf die nächste Welle und lässt Gott einen guten Mann sein. Da er hin und wieder auch Rechnungen bezahlen muss, arbeitet er im Nebenjob noch als Privatdetektiv und wird von einer Klientin namens Petra Hall im Auftrag einer großen Anwaltskanzlei angeheuert, um eine Zeugin im Falle einer Brandstiftung zu orten. Er würde die zwar gutaussehende, aber nervige Klientin gerne irgendwo absetzen und seinen Job tun, doch die spielt Klette. Überall schleicht sie mit ihm hin, labert ihn zu und ist dabei als er zum Tatort eines Mordfalles an einer Stripperin kommt. Es stellt sich heraus, dass die Tote eine kollegin der gesuchten Zeuginist, die aber unauffindbar bleibt. Mit recht. Denn einige Gangster aus der Region sind hinter ihr her. So nach und nach kommt Daniels einem Mädchenhändlerring auf die Spur, der seinen pädophilen Kundenstamm mit Frischfleisch versorgt.
Die bisherigen Geschichten aus der Feder von Don Winslow - speziell "Tage derToten" - haben mich ja durchaus zufriedengestellt bis begeistert zurückgelassen, denn Winslow hat ein Talent, das er einigen der sogenannten renommierten und allseits bekannten Schreiberlingen voraus hat - er kann Geschichten erzählen, und das auch noch gut. Doch wa er hier abliefert, ist schon zu Beginn schlicht genial. Die Erklärung des Begriffs "Welle" im zusammenhang mit dem Surfen ist so abgefahren, so komisch, dass ich diesen Text - sollte von mir mal eine solche Erläuterung erwartet werden - in ministerialem Eifer in meine Arbeit einfließen lassen werde (wie man mittlerweile weiß, wird man durch Kritik am Plagiat auch noch gestählt und von Berufsgenossen gefeiert, egal welchen Eid man mal abgelegt haben könnte auch hinsichtlich der Ehrlichkeit und so). Ein wahrhaft humorvoller Beginn also, der schon nach wenigen Seiten Lust auf mehr gemacht hat. Und das wird geliefert. Bei der Vorstellung der Figuren, dem Beschreiben des Umfeldes, der Vergangenheit der Region, und letztendlich auch bei dem verzwickten Kriminalfall, in den sich Boone Daniels aus finanztechnischen Gründen hineinziehen lässt. Außerdem entwickelt es sich zu einer Art Aufarbeitung seiner Vergangenheit, die einst bei der Polizei mit seinem freiwilligen Abschied endete und sich fast zu einem Traume entwickelte. Doch keine Sorge, das wird kein Psychodrama der ausufernden Sorte. Kurze, knackige Kapitel, garniert mit flotten Sprüchen und skurrilen Surfer-Dudes lassen das Buch zu einem wahren Sommerkrimi mit lockeren, witzigen, teils sogar sehr lustigen Passagen werden, der aber auch die Freundschaften zwischen den Protagonisten auf schwere Proben stellt. Ein teils sogar informativer, moderner Surferkrimi mit dem Don Winslow auch seine Wandlungsfähigkeit beweist. Der stillere "Frankie Machine" mit dem alternden Mafioso, der raue und großartige auf Epos angelegte "Tage der Toten" und der fröhlich-muntere, aber auch spannend-dramatische "Pacific Private", dem noch "Pacific Paradise" folgen wird. Auch denn dann alsbald hier, nachdem ich vorher noch ein paar Horrorgeschichten hier besprechen werde.

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