Dienstag, 20. September 2011
Buchreview "Die Bestien"
Brett McBean. Jim Clayton will nie wieder in den Knast, wo er achtzehn Jahre lang schmorte. Nie wieder darf er die Beherrschung verlieren. Doch dann landet er in einer winzigen Stadt und sieht, wie ein Mann ein junges Mädchen mit einem Gürtel blutig schlägt. Als er eingreift, schießt man ihn einfach nieder. Am nächsten Morgen führt man ihn einer Gruppe von Jägern vor. Hier herrschen andere Gesetze. Man lässt ihn laufen, gibt ihm zehn Minuten Vorsprung und hetzt ihn durch die Blue Ridge Mountains.
Menschenjagd - des Sheriffs liebstes Hobby. Als Jim mit seiner Vergangenheiot als Knacki in Sing Sing in den Ort Billings einfährt, will er nur übernachten, doch ion der Kneipe hört er, wie außerhalb eine Frau um Hilfe schreit. Er rennt durch die Hintertür und mischt die Angreifer auf. Pech gehabt. Der Boss ist der Chief vor Ort. Während die Kerle das Mädchen, das eine Blechdose um den Hals mit sich schleppt, in Ruhe lassen, bekommt Jim sein Fett weg. Er wird zu einer Hütte außerhalb der Stadt geschleppt und erstmal ordentlich vertrimmt. Dann eröffnet ihm der Chief, dass er am nächsten Morgen seine Rolle als ihr Jagdwild zu spielenn hat und sich ja anstrengen soll. Schafft er es über die Stadtgrenzen hinaus und aus dem Wald bzw. den Bergen, ist er frei ansonsten..... Bei seiner Flucht trifft Jim auf einen abgelegenen Camper, in dem gerade das Mädchen unter übelsten Umständen haust, dem er beistehen wollte. Sie bietet sich an, ihm einen Fluchtweg zu zeigen, wenn er sie mitnimmt. Doch zuvor möchte sie aus einem Versteck in der Nähe noch eine Dose holen, die ihr anscheinend wichtig ist und die der Gesetzeshüter zuvor einem anderen Fremden, der immer noch im Keller der Waldhütte eingesperrt ist, abgenommen hatte. Nachdem der Cop diese geöffnet und einen muffigen Geruch eoingeatmet hatte, landete die Dose auf dem Müll. Das Mädchen wollte sie dem Gefangenen zurückbringen, doch der hat sie ihr dann für 10 Cent verkauft. Sie nehmen also die Dose mit auf ihre Flucht und finden einen alten Bergwerksstollen, in dem sie sich verstecken, während draußen ihre Häscher nach ihnen suchen und sich in brutalen Bildern ausmalen, was sie mit ihnen anstellen würden, so sie sie denn finden. Was sie wirklich finden, übersteigt aber ihre Vorstellungskraft bei Weitem.
So ganz nebenbei konnte sich McBean einen kleinen Seitenhieb Richtung Richard Laymon wohl nicht verkneifen ("Der Keller" und "Autor von Horrorschundromanen"), ohne direkt dessen Namen zu nennen. Nettes Späßchen, aber nicht neu. Stephen King hat z. B. in "Die Arena" - wenn auch positiv - auf die Figur Jack Reacher von Lee Child angespielt und Brian Keene (Laymon) sowie Bentley Little (S. King) geizen auch nicht mit Verweisen auf ihre Vorbilder. Der Beginn von "Die Bestien" lässt durchaus dezente Vergleiche mit "First Blood-Rambo" vonDavid Morrell zu, wandelt sich aber mit fortschreitender Handlung immer mehr. Zu dem Thrilleraspekt gesellt sich mehr und mehr auch der Horror- bzw. Mysteryanteil dazu. Das Geheimnis der Dose. Die Seelen der überfahrenen Tiere. McBean nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Sprache und Wortwahl ist dem Hillbillyambiente angepasst, demzufolge also derb und und drastisch. Und er legt den Finger in die Wunde, wozu Menschen fähig sind, wenn sie Macht ausüben können und niemand sie kontrolliert oder gar daran zu hindern versucht. Verschließt die große Masse einfach die Augen, hat die brutale Minderheit freie Bahn und wird durch das Wegsehen noch toleriert. So macht sich auch der Rest der Bevölkerung zum Mittäter. In dieser Hinsicht hält er dem Leser den Spiegel vor. Was würdest Du tun, wenn in Deiner Umgebung himmelschreiendes Unrecht geschieht (Anspielungen auf die Politik unserer Länder verkneife ich mir aber nun doch)?
Der Beginn kommt auch nicht sonderlich forsch daher und es braucht einige Seiten, bis sich das Blatt wendet und sich Abgründe der menschlichen Seele auftun. Gewissenlosigkeit und Gewalt regieren im Wald. Das Grauen nimmt seinen Anfang, der Lesefluss ist ungestört von umständlichen Satzgebilden, das Tempo steigert sich ebenso wie die Spannung. Prägt sich vielleicht nicht ganz so intensiv ins Gedächtnis wie "Die Mutter", ist aber ein gelungener Horrorthriller von McBean, der nicht einmal vor Leichenschändung halt macht. Schon teilweise starker Tobak, da bleibt kein Tabu ungebrochen. Wer vor unappetitlichen Szenen einen Gewissen "Respekt" hat, sollte sich das Buch verkneifen. Darüber hinaus ist es sicher dazu angetan, die Fangemeinde des Herrn McBean zu vergrößern (mit "Das Motel" steht ja im nächgsten Jahr ein weiteres Werk ins Haus), auch wenn meiner unmaßgeblichen Meinung nach der Handlungsstrang mit der Dose gar nicht hätte sein müssen. Für Horrorfans durchaus eine Fundgrube, die die Herren Laymon oder Keene auf die Plätzer verweist. Dunkel, düster, brutal und ordentlich atmosphärisch. Der Titel passt wie die berühmte Faust aufs Auge.
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2 Kommentare:
Und noch ein Titel der min Interesse geweckt hat. Hilfe komme gar nicht mit dem lesen hinterher...
Wenn Du ihn für lau willst - nicht mal Porto - schick ne Nachricht an mich. Geb Dir dann die Mailadresse unter der Du mir Deine Wohnadresse hinterlässt.
Harry
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