Mittwoch, 5. September 2012

Buchreview "Der Übergang"

Justin Cronin. Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei FBI-Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum Ziel hatr, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas schief - völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten: Amy Harper Bellafonte.

Amys Mutter Jeanette war selbst erst 19 als sie von einem Durchreisenden geschwängert wurde. Obwohl sie sich alle Mühe gab, das Kind großzuziehen, konnte sie es nicht mit dem Job vereinbaren und als auch der Typ Marke verantwortungsloser Vater wieder auftaucht, bessert sich nichts. Die traurige Gestalt hängt nur rum und lässt sich aushalten, bis ihr der Geduldsfaden reißt und sie ihn rausschmeißt. Leider ändert das nichts an ihrer Misere und so entschließt sie sich schweren Herzens Amy bei den Nonnen zu lassen und selbst zu verschwinden. In der Zwischenzeit werden nach einer verlustreich beendeten Expedition in den Urwald in einem geheimen Forschungslabor in Colorado Experimente an ehemaligen Insassen (insgesamt 12) vom jeweiligen Todestrakt unterschiedlicher Gefängnisse durchgeführt, die das Leben der Menschen verlängern sollen. Natürlich nicht unbedingt zum Nutzen der Menschheit. Nein, die Armee braucht unzerstörbare Soldaten. Zugeführt werden die Gefangenen dem Professor in der abgeschiedenen Bergwelt von zwei FBI-Leuten - Doyle und Wolgast. Und als die Späher der Regierung durch einen Zwischenfall im Zoo auf Amy aufmerksam werden, schickt man die beiden Agenten los. Man bringt Amy ins Labor und entledigt sich neben bei aller Zeugen der Aktion. Womit keiner gerechnet hat, ist, dass sich die Versuchspersonen verwandeln und verselbstständigen. sie engtwickeln sich zu übermenschlichen, vampirähnlichen Wesen, mal als Virals, mal als Smokes bezeichnet, die aus ihren Zellen entkommen und das gesamte Areal niedermachen. Wolgast kann nur Amy retten und versteckt sich mit ihr in den Bergen, während die Welt um sie herum von der neuen Rasse der Virals nahezu vernichtet wird. Als Wolgast stirbt, verliert sich vorerst auch Amys Spur. Zeitsprung in das Jahr 92 nach der Katastrophe. Wenige Menschen haben in sogenannten Kolonien überlebt und schützen sich des nachts mit Flutlichtstrahlern vor dem lichtscheuen Gesindel der Virals. Doch ewig währt die Stromversorgung in dem zerstörten Land nicht, man muss sich arrangieren und zusammenstehen. Eines Tages steht Amy vor den Toren und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Eine Gruppe folgt ihren Visionen und kämpft sich durch bis nach Colorado, wo das Unheil begann, um dort den ersten des dreckigen (Viral-)Dutzends zu erledigen.

Unser treuer Leser SNEAK hatte mich ja schon einmal beim Erscheinen des Werkes darauf aufmerksam gemacht, aber ich bin irgendwie nicht richtig damit warm geworden und habe bis vor Kurzem gezögert, mir die Lektüre zu gönnen. Gut, dass ich mich umentschieden habe, denn trotz einer Länge von 1020 eng und klein bedruckter Seiten (also keine Seitenschinderei zum Aufblähen des Buches und des Preises) kann "Der Übergang" zumeist gut unterhalten. Das erste Drittel lässt einen nach der Vorstellung der Figuren, die bei einem solchen Mammutwerk etwas ausführlicher ausfällt, aus reinem Interesse an der Story dran bleiben, was auch dem flüssigen Schreibstil zu verdanken ist. Spannung ist ebenso vorhanden, wie gewisse Actioneinsprenkelungen. Leider lässt das Tempo mit dem zweiten Drittel und der Einführung der Kolonie und ihrer Bewohner dann für einige Zeit nach, wenn die üblichen Sperenzchen einer solchen Gruppe überhand nehmen. Die Beziehungskisten, Eifersüchteleien, Hierarchieprobleme und Egoismen hätte man meines Erachtens etwas kürzen können. Erst mit dem Verlassen der Kolonie durch die kleine Gruppe um Amy und Peter kommt wieder mehr Fahrt in die Geschichte. Auffällig aber auch, dass man viele Szenarien schon aus diversen Büchern (The Stand, Stephen King) oder Filmen kennt, ob nun Endzeit, Postapokalypse, Vampire oder Fantasy/Horror und dass der Autor es nicht auf vordergründige Schlachtszenen angelegt hat, um sein Werk aufzupeppen (Wenn ich blutrünstige Lektüre suche, weiß ich, dass ich da nur zu Festa gehen muss). Es ist auch kein hastig hingeworfenes Stück Billigprosa oder so enttäuschend wie die Trilogie (okay, ich hab erst zwei gelesen) von Guillermo del Toro und Chuck Hogan. Trotz mancher Schwächen (mal ausschweifend, mal kurz und abgehackt, Cronin sollte sich auf eine Variante festlegen), dem zu langen Mittelteil und den "verschwundenen" 92 Jahren ist dem Autor ein spannendes, fesselndes Werk gelungen, das Neugierde auf die Fortsetzung (Januar 2013, "Die Zwölf", 850 Seiten, gebunden) geweckt hat. Eine Verfilmung ist bereits in Planung. Da ich gänzlich ohne Erwartungen an das Buch heranging, konnte es mich wirklich positiv überraschen, auch wenn es nichts grundlegend Neues zu bieten hatte.     

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Huch...diese Perle hatte ich schon ganz vergessen...somit steigt die Vorfreude auf den nächsten Teil wieder um Einiges!
Gott...wie man bei den ganzen geplanten Trilogien und Fortsetzungen aufpassen muss um am Ball zu bleiben...
Ein Tipp mal so locker aus der Hüfte geschossen(und jetzt bitte kein räusperndes Gelache):die Bücher(und ich meine Bücher wie Romane und nicht Comics)von Walter Moers - sehr erfrischend fantasyreich!
Ansonsten wie immer...nennen sie mich SNEAK!

Harry hat gesagt…

Kein Gekicher, kein Gelache, aber statt Moers schieb ich demnächst den neue Grange - Der Ursprung des Bösen (Nein, ich meine jetzt nicht den Blog) - nach.
Gruß
Harry