Samstag, 29. Dezember 2012

Buchreview "Flesh gothic"

Edward Lee. Das Luxusanwesen von Reginald Hildreth in Florida war berüchtigt. Die schlimmsten Orgien sexueller Tortur sollten darin stattfinden. Und tatsächlich: Als die Beschwörung des Dämons Belarius misslingt, bleiben von den 26 Gästen nur Fleischfetzen zurück - und der Hausherr ist spurlos verschwunden. Seine Frau kann das alles nicht glauben. Deshalb heuert sie eine Gruppe übersinnlich begabter Menschen an, die die Vorfälle untersuchen sollen. Doch das finstere Labyrinth der 66 Zimmer wird von gefährlichen Kreaturen heimgesucht. Ereignete sich doch kein "magischer Unfall", sondern hat Hildreth erreicht, was er beabsichtigte? Wurde ein Tor zur Hölle geöffnet?

Viveca Hildreth engagiert für gute Gage fünf Leute, die etwas über das Verschwinden ihres Mannes Reginald aus der gemeinsamen Villa herausfinden sollen. Außer dem Ex-Reporter und jetzigen Schriftsteller Westmore haben alle eine übersinnliche Gabe aufzuweisen. Sie quartieren sich mit der Asstentin von Viveca und dem Sicherheitsmann Mack in der Villa ein. Man schaut sich das düstere gebäude, das für private Pornodrehts genutzt wurde, gemeinsam an, findet eine umfangreiche Pornosammlung, die sich der Reporter dann zwecks Aufzeichnungen für die Auftraggeberin zu Gemüte führt. Die Anderen machen sich an ihre jeweilige Arbeit, ihre Begabungen dabei nutzend. Bald geschehen die ersten merkwürdigen Dinge, die darauf hinweisen, dass hier wirklich etwas Unheimliches im Gange ist. Je länger die Gruppe in dem Haus verweilt, umso rätselhafter werden die Fundstücke, aber umso gefährlicher auch die Begegnungen  mit dem Unbekannten. Geisterhafte Erscheinungen machen die Teilnehmer neugierig, verbreiten aber auch immer mehr Angst. Als dann auch noch ein Privatdetektiv samt Begleiterin auf den Plan tritt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass in dem Haus zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Tag etwas Schreckliches passieren wird, das sicher nicht alle Beteiligten überleben werden.

Eigentlich geht es in "Flesh Gothic" fast nur um Sex in jeglicher Form und um grauenhafte Visionen, die über die Protagonisten hereinbrechen. Nach Vorstellung der Figuren und dem Einzug in die Villa vergeht einige Zeit mit Erläuterungen, die die Geschichte auch öfter mal ziemlich ausbremsen und mit diversen Konflikten unter den Beteiligten, deren Hintergrund sich erst später aufklären wird. Über allem schwebt die sexuelle Spannung, die das Haus verbreitet und die vom verschollenen Hausherrn auch auf seine perversen Videos gebannt wurde. Eine gewisses Thrillelement beherbergt die Suche nach dem Besitzer und dem eruieren der geheimnisvollen Vorgänge und Visionen, die bald alle befallen. Der Ton ist rüde, der Sex ist derb und die eine oder andere Stelle auch recht brutal, aber kein Vergleich mit "Bighead". Lee greift hier nicht auf die simple Aneinanderreihung von Metzel- und Vergewaltigungsszenen zurück, sondern will auch eine Geschichte erzählen, legt es aber ach wieder drauf an, mit seinen expliziten Darstellungen von Sex und Gewalt zu provozieren, zu schocken, Grenzen des Erträglichen zu überschreiten. Meinen Geschmack hat er diesmal nicht so richtig getroffen, das Geisterzeug ist einfach nicht meins. Aber wer sich einen Roman von Edward Lee greift, weiß nicht nur, was ihn erwartet - er weiß auch, was er sich da ausgewählt hat: Harten Tobak!!  Wohl auch ein Grund, warum diverse Vertreter des Buchhandels Veröffentlichungen aus dem Festa-Verlag nicht in ihr Sortiment nehmen wollen. Wer sich nicht dem Massenmarkt anpasst, wird ausgegrenzt. Doch dass die kleinen Verlage nicht nur unter solchen Machenschaften und der Chancenungleichheit zu leiden haben, beweist folgendes kleine Filmchen.

 

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