Samstag, 20. April 2013

Buchreview "Die weissen Männer"

Arthur Gordon Wolf. Brandon Tolliver ist eigentlich der nette Durchschnittstyp von nebenan. Als er jedoch eines Tages seiner alten Nachbarin zu Hilfe eilt, beginnt sein Leben kontinuierlich aus den Fugen zu geraten. Plötzlich wird er von wahnsinnigen Replikanten und von Killer-Kommandos verfolgt. Ohne zu wissen, warum, ist Brandon mit einem Mal zum Outlaw geworden, zu einem Vogelfreien, dessen Leben keinen Cent mehr wert ist. Seine soziale Fürsorge hat ihn etwas entdecken lassen, was nicht für seine Augen bestimmt war. Ein übermächtiger Feind setzt nun alles daran, ihn für alle Zeiten zum Verstummen zu bringen.

Brandon hat seinen Job, der ihn langweilt, sein Zuhause, das ihn auch nicht gerade zu Freudensprüngen hinreißt, Ex-Freeundinnen, die per Halo-Botschaft mit ihm Schluss gemacht haben und eine nette, alte Nachbarin, mit der er eigentlich genauso wenig zu tun hat, wie mit seinen anderen Nachbarn oder Kollegen. Als er eines Tages Krawall und Hilfeschreie aus der Wohnung der alten Dame hört, springt er rüber und hilft ihr gegen einen durchgedrehten Replikanten, der ihr eigentlich als Haushaltshilfe dienen sollte. Danach geht er wieder zur Tagesordnung über, ohne sich weiter darum zu kümmern, wie die Nachbarin nun vorzugehen gedenkt. Einige Wochen später besucht er sie und findet sie völlig verändert vor, den Hilfsreplikanten immer noch an ihrer Seite. Plötzlich stürmen Männer in weissen Monturen in den Raum und er flüchtet. Freunde hat er keine, er weiß nicht wohin, und die Angst vor Überwachung lässt ihn die Stadt verlassen, wo er zu einem Kollegen flüchtet, den er eigentlich immer als Spinner abgetan hat. Was er von diesem erfahren muss, stellt sein gesamtes Weltbild auf den Kopf.

Mein Dank für diesen Tipp geht an Carmen Weinand von Horror and more.
Das Thema ist durchaus aktuell, wenn man bedenkt, dass unsere Regierung nach den Anschlägen in Boston sofort wieder die Kurve zur weitergehenden Überwachung ihrer Bürger durch mehr und mehr Kameras zur angeblichen Sicherheit bekommen hat. In dieser Dystopie von Arthur Gordon Wolfs UMC-Saga, die man aber dennoch auch ohne Kenntnis anderer Geschichten lesen kann, haben die großen Wirtschaftskonzerne die Welt unter sich aufgeteilt, beherrschen die Politik und auch den Rest des Staates (so weit von hiesigen Zuständen nun auch nicht mehr entfernt), negative Nachrichten werden unterdrückt, die Überwachung ist allgegenwärtig und ultimative individualität besagt hier nur, dass man für sich allein vor dem neumodischen TV oder den Haloschirmen hockt und nicht mehr mit echten Menschen interagiert. Als Gefährten bekommt man nun Replikanten zum Kauf angeboten. Doch diese neue Welt hat ihre Tücken und in die tappt der sympathische Loser Brandon und Wolf hat mit Wortwitz und Tempo seinen Weg aus dem Dilemma, ohne dabei aber auf allzu gewalttätige Mittel zurückzugreifen. Trotzdem ist es eine spannende, durchaus auch schnelle Novelle mit Humor und ganz vielen kritischen Anmerkungen, bei der nur die Hauptcharaktere ausführlich vorgestellt werden.Die rund 115 Seiten sind viel zu schnell vorbei. Guter Einkauf bei Voodoo-Press.

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