Montag, 20. Mai 2013

Buchreview "Jimmy the kid"

Donald E. Westlake. Als der Kleinganove Kelp einen Schmöker liest, der die perfekt geplante Entführung eines kleinen Jungen schildert, ist der nächste Coup mit seiner Gang beschlossene Sache - sie müssen nur umsetzen, was im Buch wie geschmiert läuft: eine harmlose Sache, die eine Menge Kohle einbringt. Eigentlich kann gar nichts schiefgehen - aber alles kommt ganz anders, als die Gauner sich das vorgestellt haben, denn ihr Opfer - ein zwölfjähriges Millionärskind - entpuppt sich als Intelligenzbestie, mit der die Entführer nicht so locker fertig werden.

Dortmunder versucht sich grade an einem Bruch in einem Pelzladen, als ihn sein Kumpel Kelp darauf hinweist, dass er im falschen Stockwerk ist. Nach einer nicht leisen Diskussion, die auch noch von aufgeweckten Nachbarn kommentiert wird, verziehen sich die beiden. Nicht der erste Coup, den sie versiebt haben und Dortmunder gibt wie gewohnt Kelp die Schuld. Der ist aber nicht müde, mit immer neuen Ideen anzukommen. So hat er während eines kurzen Knastaufenthaltes ein Buch von einem gewissen Richard Stark über dessen Helden Parker mit dem Titel Kindesraub gelesen, das seiner Meinung nach einen fertig ausgeklügelten Plan enthält, nach dem sie sich nur zu richten brauchen. Nachdem er die anderen überzeugt hat, wird die Aktion angegangen. Der Junge auf seinem Weg zu dessen Therapeuten mitsamt Chauffeur abgefangen und dann in eine abgelegene Farmhütte gebracht. Den Chauffeur lassen sie mit dem Wagen zurück, damit er dem Vater des Jungen von der Entführung berichten kann. Tragen die Gauner anfangs noch Masken erledigt sich das bald: Der Junge hat sich befreit und kann dann ihre Gesichter sehen, die sie im Glauben an seine sichere Verwahrung abgenommen haben.Bald macht man es sich gemeinsam vor dem Fernseher gemütlich, während der Vater des Jungen versucht das Geld aufzubringen und auch das FBI eingeschaltet hat.

Dortmunder ist Donald E. Westlakes Gegenentwurf zu seinem Verbrecher Parker, dessen Aktionen er unter dem Namen Richard Stark veröffentlicht. Dortmunder stellt sich immens blöde an bei seinen Jobs, ausgeklügelt ist da gar nichts. Und seine Kollegen sind wahrlich noch schlimmer - naiv ist da kein Ausdruck für. Mit Dortmunder und seinen Mannen hat der Autor eine komödiantische Variante des Gangsterdaseins unters Volk gebracht. Die Typen sind so schusselig, dass sie einem schon echt sympathisch vorkommen und auch der Junge ist hier mal keine extreme Nervensäge, wie man das bei Kindern in solchen Situationen bzw. Büchern oder Filmen oft erdulden muss. Er ist cleverer als die Gauner, aber nicht penetrant überschlau oder überheblich. Da auch die vom Vater benachrichtigten Fibbies die Intelligenz nicht mit Löffeln gefressen haben, wird aus "Jimmy the Kid" ein netter Spaß, der auf Actionsequenzen und Shootouts sowie Leichen vollständig verzichtet, dafür aber jede Menge Situationskomik enthält. Wenn z. B. Richard Stark einen Brief an seinen Anwalt schreibt, um die Verfilmung der Geschehnisse wegen Plagiats zu verhindern oder wenn die Gangster nach dem versaubeutelten Coup erst einmal über ein Jahr getrennte Wege gehen und beim wiedersehen beschließen, ins Kino zu gehen - Kinderspiel heißt das Werk. Lockere Lektüre, die schon mehrfach verfilmt wurde. Schlecht ist es nicht, aber mir persönlich ist aber der abgebrühte Parker lieber, der ja mit einem Kniff selbst in "Jimmy the Kid" eine gewisse Rolle spielt..

Keine Kommentare: