Donnerstag, 15. August 2013

Buchreview "Der Söldner aka Man on fire"

A. J. Quinnell. Der ehemalige Fremdenlegionär Creasy wird als Leibwächter angeheuert - er soll Pinta Balletto, die elfjährige Tochter eines italienischen Industriellen, gegen Kidnapper schützen. Das Kind schafft es, mit Charme und Intelligenz die Freundschaft des introvertierten, einsamen Mannes zu gewinnen. Zum ersten Mal in seinem Leben empfindet Creasy eine tiefe Zuneigung zu einem Menschen. Als das Kind bei einer entführung ums Leben kommt, sinnt Creasy auf blutige Rache. Mit unerbittlichem Hass und eisernem Willen trifft er, unterstützt von seinem Freund Guido, die Vorbereitungen zu einem gigantischen Kampf gegen die Mafia - er ist von der Idee besessen, das organisierte Verbrechertum Italiens aus den Angeln zu heben.

Ettore Balletto hat eine schöne, aber auch extrem anspruchsvolle Gattin. Die ließ aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Tochter nach der letzten Entführungswelle diese nur noch zu Hause unterrichten. Da aber alle ihrer wohlhabenden Bekannten ihre Kinder mit Leibwächtern umgeben, soll auch Pinta einen bekommen, sodass nicht nur das Kind sich wieder mit ihren Freunden in der Schule treffen kann, sondern auch der Status der Familie wieder gesteigert wird, denn nichts ist Rika Balletto wichtiger als ihr Ansehen. Da Balletto aber finanziell recht klamm dasteht, nimmt er nur einen Vorzeigeleibwächter, dessen Fähigkeiten nicht sonderlich bemerkenswert sein müssen  - er soll nur ein Prestigeobjekt darstellen; und billig sein. So kommt der ehemalige Legionär und Söldner Creasy an den Job. Er trinkt zuviel, ist mürrisch und abweisend, hat kein Lebensziel mehr, wird aber eingestellt. Auf Kontaktversuche des Kindes reagiert er barsch, doch nach und nach kann Pinta seine harte Schale durchdringen. Als sie eines Tages vom Klavierunterricht abgeholt werden sol, tauchen vier Entführer auf, von denen Creasy zwei töten kann, bevor er selbst schwer verletzt und Pinta entführt wird. Er muss lange im Krankenhaus behandelt werden und erfährt währenddessen, dass zwar ein Lösegeld bezahlt, aber Pinta dennoch nur tot aufgefunden wurde. Jetzt macht sich sein Lebenswille wieder bemerkbar. Er will gesund werden, sich fit trainieren und Rache für Pinta nehmen. Sein Freund Guido hat auf Korsika eine Pension und der schickt ihn nach Malta auf die Schwesterinsel Gozo, wo sich Creasy nicht nur bei seinen Gastgebern nützlich macht, sondern auch daran arbeitet, seine alten Qualitäten wieder zu erlangen. Nach Monaten harten Arbeitens ist es soweit: Creasy geht auf die Jagd. Gut ausgerüstet nimmt er sich nach und nach jeden vor, der auch nur im geringsten von der Entführung profitierte - und keiner überlebt die Begegnung mit dem Ex-Söldner. Dann ist der oberste Boss in seiner Trutzburg dran. Creasy hat einen Plan, wie er in das Gebäude hineinkommt, doch für die Flucht danach hat er keinen geschmiedet.

Der Großteil des Buches beschäftigt sich mit der Beziehung des Söldners zu dem Mädchen. ER ist desillusionert und hat das Leben an sich satt, seine bewegende und gewalttätige Vergangenheit wird nach und nach offengelegt und man kann verstehen, dass er sich unter Menschen nicht wohlfühlt. SIE ist munter, fidel, intelligent und wissbegierig, lässt sich auch von mürrischer Abweisung nicht unterkriegen und irgendwann hat sie dann das Herz von Creasy erweicht. Hier konnte ich bildlich den Übergang zu der neuen Filmversion ziehen, in der Dakota Fanning das Mädchen spielte, da passte alles perfekt inklusive Creasy-Bär (nur dass das Mädchen im Buch schwarzhaarig ist) und der Abholung/Entführung nach dem Klavierunterricht. Ansonsten wäre für mich die frühere Verfilmung mit Scott Glenn als Creasy die passendere Wahl. Bis - außer der Entführung - wirklich Tempo ins Geschehen kommt, lässt Quinnell den Leser an der langsamen Veränderung des Mannes Creasy teilhaben, der sich durch das Pinta wieder ins Leben zurückgeholt fühlte, die ihm dazu verhalf, wieder am Leben seiner Mitmenschen teilzuhaben und die jetzt tot ist und er sich nie dafür revanchieren kann, dass er jetzt wieder eine Zukunft hat. Selbst seinen Freund Guido aus der Zeit als Fremdenlegionär in Vietnam (Franzosenzeit) überrascht er plötzlich mit Scherzen und Lächeln. Nach diesen teilweise emotionalen Abschnitten wird es ernst und hart. Creasy kennt keine Rücksicht und agiert kalt wie eh und je. Von Mailand über Rom bis nach Palermo mordet er sich durch die Organisation - von den Medien und den rechtschaffenen Menschen gefeiert, von der Polizei nur halbherzig verfolgt. Beide Filme basieren nur lose auf der Vorlage von A. J. Quinnell und man muss sich auch auf einen anderen Ablauf des Showdowns einstellen, sollte man die Filme gesehen haben. Guter Thriller, der von emotional berührend zu knallhart wechselt.

2 Kommentare:

Brice hat gesagt…

Ah interessant, wollte ich auch immer mal lesen. Den Scott Film finde ich persönlich extrem stark. Lässt sich im Mittelteil ja auch ordentlich Zeit, fand ich aber gut.

Harry hat gesagt…

Ich werd irgendwann die Tage das zweite Buch um Creasy angehen. Gibt insgesamt vier, drei davon in Deutschland erschienen und ich selbst hab nur zwei.

Gruß
Harry