Dienstag, 20. August 2013

Buchreview "Die Wahrheit des Blutes"

Jean-Christophe Grange. Olivier Passan, Pariser Mordkommissar mit einer Passion für die japanische Kultur, ist einem brutalen Serienkiller auf der Spur, der es auf schwangere Frauen abgesehen hat. Zugleich versucht er zu begreifen, warum die Ehe mit seiner Frau Naoko gescheitert ist. Als in seinem Haus bedrohliche Dinge geschehen, vermutet Passan zunächst Racheakte des Killers. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass die Anschläge in Zusammenhang mit einem offenbar wohlbehüteten Familiengeheimnis stehen.

Passan hat herausbekommen, wo der "Geburtshelfer", wie die Medien den Serienkiller nennen, der den Frauen den Fetus aus dem Leib schneidet und ihn dann zusammen mit der Frau und den möglichen Beweisen verbrennt, wo der Psychopath sein nächstes Opfer ermorden will. Doch Passan ist nicht offiziell unterwegs. Der Killer hat schon im Vorfeld wegen des Drängens des Kommissars eine Verfügung erwirkt, dass dieser ihm nicht mehr näher als auf zweihundert Meter kommen darf. Doch Passan stört das nicht und prompt geht alles schief. Der Killer entkommt, alle möglichen Indizien werden für ungültig erklärt und Passan erhält den nächsten Rüffel. Natürlich setzt er sich über alle Befehle hinweg und verfolgt besessen den Täter weiter. Nebenbei hat er auch noch private Probleme. Er und seine japanische Ehefrau stehen vor der Scheidung, haben sich aber geeinigt, dass es eine vernünftige Trennung mit nur einem Anwalt wird und dass man sich auch weiter gemeinsam um die Kinder kümmert. Doch schon bald kommt es zu unheimlichen Geschehnissen in der Villa der beiden. Einmal liegt sogar ein gehäuteter Affe im Kühlschrank. Passan verdächtigt zuerst den Serienkiller, sich an ihm rächen zu wollen, muss aber bald einsehen, dass an dieser These nichts dran ist. Die Bedrohung lauert in seinem direkten Umfeld. 

"Die Wahrheit des Blutes" dreht sich um Wünsche und Hoffnungen, um ein Ehepaar, das sich nicht nur auseinandergelebt hat, sondern völlig gegensätzliche Vorstellungen hat. Während Passan wie besessen von der alten Kultur Japans ist, will sich seine Frau gerade von diesen Traditionen lösen und sich dem westlichen Lebensstil zuwenden. Ausserdem ist Passan ein knallharter Bulle geworden, der seinen Frust aus dem vermasselten Eheleben auf den Job überträgt und somit seine inneren Dämonen zu beschwichtigen sucht. Er hat seine eigenen Regeln aufgestellt. Er ist ebenso wie die meisten Figuren im Buch von Jean-Christophe Grange abweichend von der Norm geschildert (obwohl es an Bullen, die wider den Willen ihrer Vorgesetzten eigene Wege gehen ja auch schon genügend gibt), ob es nun der Punkerpolizist mit dem dezernatsinternen Drogenhandel oder seine Gattin Naoko sind - alle haben ihr Päckchen zu tragen und zeigen es nur durch Äußerlichkeiten, nicht durch Worte. Grange widmet sich auch ausführlich der japanischen Kultur, ihren Werten, ihren Mythen und sogar den Nachwirkungen des schrecklichen Bebens von Fukushima. "Die Wahrheit des Blutes" enthält durchaus auch die bizarren und düsteren Elemente, die man von Grange schon kennt und er lässt hin und wieder auch extreme und blutige Gewalt aufblitzen, doch leider kennt man den Täter schon früh, worunter die Spannung leidet und irgendwie kam es mir so vor, als habe er die beiden Handlungsstränge nicht richtig zusammenführen können, sie erscheinen wie zwei voneinander getrennte Geschichten. Und auch der Part mit seiner Familiengeheimnis und der Bedrohung seiner Lieben wird viel zu früh offengelegt und nähert sich dann einem zu erwartenden Showdown. Mir hat das Besondere an dem Buch gefehlt, das Grange sonst auszeichnet, alles irgendwie schon einmal dagewesen und ein viel zu schlichtes Ende, wie es von jedem anderen Autor hätte stammen können. So bleibt eigentlich viel Eheanalyse verpackt in einen handelsüblichen Thriller. nicht gerade die Bestleistung des Autors.

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