Freitag, 30. August 2013

Buchreview "Geopfert"

Tony Black. Edinburgh: Hinter den schicken Fassaden machen scheinheilige Politiker, skrupellose Spekulanten und Schlepperbanden aus Osteuropa schmutzige Geschäfte und schnelles Geld. Auch der zwanzigjährige Billy will sich seinen Teil sichern - und bezahlt dafür mit dem Leben. Der Vater sucht Hilfe bei seinem Freund gus dury, der den Fall aufklären soll. Niemand sonst wagt sich in den Sumpf von Korruption und Verbrechen. Gus selbst lebt auf Messers Schneide, nachdem er seinen Job als Journalist verloren und seine Frau ihn wegen seines Hangs zu Whiskey verlassenhat. Er ist ein Mann voller Widersprüche, ein Liebender und ein Kämpfer, den die Wut anfeuert. Er verbeißt sich in den Fall, kämpft sich durch die Unterwelt Edinburghs bis in die Höhle des Löwen - doch was ihn dort erwartet, ist nur des Schrecklichen Anfang.

Gus Dury ist gescheitert, unten angelangt. Dennoch wird er seinem Freund Col helfen, er hat ja auch bei ihm Unterkunft gefunden, als der ihn bittet, den Tod von Cols Sohn zu untersuchen. Er befragt dessen Ex, Nadja, und schon ist er sich sicher, dass er belogen wurde. Er hört sich in der Stadt bei seinen wenigen Freunden um und erfährt, dass Billy auf die schiefe Bahn geraten ist. Mit dem Geld, das ihm Col für die Ermittlungen vorgestreckt hat, mietet er sich in einem miesen Hotel ein, ohne zu ahnen, dass er gerade dort auf weitere Spuren stößt. Nachdem er die Bekanntschaft des alten Milo gemacht hat, stolpert er in eine Zimmer voller junger Mädchen, die anscheinend aus Lettland eingeschleust wurden. Während er weitere Nachforschungen in der Stadt anstellt, wird Milo in seinem Zimmer getötet. Jetzt hat er einen persönlichen Grund, die Sache zu klären. Was er n icht im Griff hat, ist seine Sauferei, die Russenmafia und korrupte Bullen, die ihn erst einmal einbuchten und ordentlich vertrimmen. Ihm geht auf, dass Billy vor seinem Tod etwas in Erfahrung gebracht haben muss, das die Gangster fürchten. Er sucht dessen Wohnung auf und findet eine Disc, die Beweise für die Verquickung von Politik und Russengangster Zalinaskas enthält, der in seinem Anwesen einen Wolf hinter einem Glaskäfig eingesperrt hat. Die endgültige Konfrontation der Parteien lässt nicht lange auf sich warten. 

Irland hat seinen Ken Bruen mit Jack Taylor, Schottland hält mit Tony Black und Gus Dury gut dagegen. Black lotet die dunklen Ecken von Edinburgh aus, die miesen Hotels, die Penner, die schlecht beleuchteten Gassen und mittendrin sein geschlagener und gescheiterter Protagonist Dury. Nach einem Zwischenfall mit einem Politiker aus seinem Journalitenjob geflogen gibt er sich nur  noch mehr dem Suff hin und stürzt immer weiter ab, beweist aber dennoch eine gewisse Sensibilität bewahrt hat und seinem Freund helfen will. Dury hat zudem ein Päckchen aus seiner Vergangenheit mit einem schlagkräftigen Vater, der als Fußballer zu einem gewissen Ruhm  kam,den aber nicht verarbeiten konnte, zu tragen, das auch zu seinem Hang zu Hochprozentigem beigetragen hat. Die gesamte Story ist auf tiefste Abgründe getrimmt, die Sprache derb, rotzig und hart und wie bei Bruen kommt der Held recht belesen daher (Vachss oder Bruen und Joseph Roth werden ebenso erwähnt wie Ozzy, Nirwana oder Seagal) und weiß mit einigen humorigen Anekdoten aufzuwarten - alte Schabracken, die schon mehr Kämpfe hinter sich hätten als Chuck Norris, die Frau, der eine 40 kilo schwere Zyste rausoperiert wurde, so schwer wie dereinst Paris Hilton und wenn  man die rausoperieren könnte, würde sich Dury freuen oder der Dialog um Hannibal: Zitat:"Hältst du es für möglich, dass man irgendwas planen kann?" "Hannibal dachte das, ja." "Die Alpen überqueren?" "Die Folge muss ich verpasst haben." "Welche Folge?" "Als sie in den Alpen waren - das A-Team." Zitat Ende. Schnoddrig, voller Alki-Poesie und hin und wieder auch etwas emotional und mit einem skurril-gelungenen Finale. Einziger Wermutstropfen, der ihn auch von Bruen zu unterscheiden weiß, ist, dass Gus Dury mit dem Politiker abrechnen kann, der seine Karriere runiniert hat und sogar seine Frau wieder bei ihm landet - zu viel heile Welt. Der Rest ist hard-boiled mit hohem Unterhaltungswert, obwohl der Fall selbst eher traditionelle Krimiware ist. Den Unterschied macht die Sprache, der Humor, die teilweise echt düstere Stimmung. 

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