Freitag, 10. Januar 2014

Buchreview "Ausser Kontrolle" D. Brown

Dale Brown. General Patrick McLanahan hat den Dienst bei der US-Luftwaffe quittiert, um eine lukrative Vereinbarung als freier militärischer Vertragspartner, also als Söldner, zu unterzeichnen. Da explodiert das Pulverfass Naher Osten, nachdem der neu gewählte amerikanische Präsident gegen McLanahans Rat die US-Truppen aus dem Irak abgezogen hat. Nur McLanahans Söldner sind stark genug, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Doch wem gilt seine Loyalität? Seinem Land, seinen Männern - oder dem Meistbietenden?

McLanahan ist nach wie vor ein erklärter Gegner des gegenwärtigen Präsidenten Gardner, doch als mit der Sicherheitsfirma Sky Masters arbeitet er für gutes Geld in Diensten der USA. Diese sind dabei, ihre Truppen aus dem Irak nach und nach abzuziehen und werden dabei logistisch von Sky Masters und McLanahans Leuten unterstützt. Indes versuchen Hardliner in der türkischen Regierung endlich dem Kurdenproblem und der PKK sowie deren Verbündeten im Irak Herr zu werden. Sie überschreiten mit einem großen Truppenkontigent die Grenze zum Irak, nachdem sie mit Patriot-Raketen amerikanischen und irakische Streitkräfte zu Klump geschossen haben. Auf diplomatischem Weg versucht der türkische Staatsführer alles als einen Unfall hinzustellen und damit den US-Präsidenten zu besänftigen und davon abzuhalten, neue Truppen in das umkämpfte Grenzgebiet zu schicken. Als auch Männer um McLanahan und den Firmengründer Masters in Gefahr geraten und beschossen werden, nutzt die Truppe ihre sogenannten Abwehrwaffen zu einem Angriff auf die attackierenden Türken. Deren Befehlshaber sieht dies als Grundlage füe einen Einmarsch tiefer ins Gebiet des Irak, um das Kurdenproblem ein für alle mal zu lösen. Dass dabei auch US-Truppen, die eigentlich im Abzug begriffen sind, in ihren Basislagern niedergebombt werden, lässt die Türken kalt. Doch McLanahan hat seine CIDs und seine Tin Man in der Hinterhand und gemeinsam mit den Irakern und kurdischen Guerillas zeigen sie den Invasoren, was eine Harke ist.

Dale Browns Einstellung hinsichtlich America First ist schon seit seinem ersten Buch nicht von der Hand zu weisen. Für seine Bücher nutzt er Kenntnisse über neuartige Waffensysteme in der Entwicklung oder sogar schon fertiggestellte Verteidigungs- sowie Angriffswaffen. Dazu nimmt er sich dann Brennpunkte in der Welt vor und entwickelt daraus Szenarien, die sich so wie von ihm beschrieben durchaus ereignen könnten (Kämpfe um Gebietsansprüche bezüglich Inseln im chinesischen Meer hat er ebenso schon skizziert wie ein wiedererstarktes Russland oder nun den nicht neuen Konflikt der Türken mit den Kurden. Dass die Türkei die Grenzen zu den Nachbarländern Iran, Syrien und Irak schon mehrfach überschritten hat, um gegen die Kurden vorzugehen, ist ebenfalls bekannt.) und die man auch als Sandkastenspiele im US-Generalstab für künftige Auseinandersetzungen vorstellen darf. Natürlich nimmt er sich die dichterische Freiheit, die Waffen und Auseinandersetzungen mit fiktiven "Verbesserungen" zu übertreiben (hin und wieder etwas zu sehr) und daraus actionreiche Unterhaltung zu stricken (was ihm im letzten Buch nicht ganz gelungen ist, aber ier wieder ausgebügelt wird) und seine Protagonisten in den Krieg ziehen zu lassen. Sein McLanahan ist so etwas wie der Jack Bauer mit einer Armee und bester Armierung im Rücken, der Befehle deutet, wie er es gerade braucht, seine Kompetenzen überschreitet und sich immer wieder Ärger einhandelt, obwohl er aus seiner Sicht dem Wohle der Nation dient. Oft wirkt er stur, uneinsichtig und daher auch manchmal unsympathisch, wenn er letzten Endes doch seinen Willen durchsetzt und den Feind vernichtend schlägt. Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Autoren, die sich eine Serienfigur ausdenken, altern hier die Hauptfiguren mit, werden viele auch in Kämpfen getötet und man kann sich als Leser nie sicher sein, wer denn nun am Ende der Geschichte noch unter den Lebenden weilt. Amerikanische Superhelden ja, aber nicht alterslos und unkaputtbar - trotz ihrer wundersamen Hightechwaffen. In "Ausser Kontrolle" haben nun die Türken die Schurkenrolle übernommen - mehr böse und intrigante Spieler aus den Militärreihen als Vernunftmenschen (sprich vor den USA kuschenden) - und die Irakis sind die befreundete Macht, der es zu helfen gilt. Selbst den Kurden wird hier nicht der geringste Vorwurf gemacht, obwohl sie ja durchaus für ihre Anschläge auf zivile Ziele bekannt sind. Technothriller mit massenhaft US-Patriotismus und kaum verhohlener Kritik am Kurs der USA das Budget für die Armee ständig zu kürzen und stattdessen Söldner für sich in den Krieg ziehen zu lassen. Dale Brown will eine starke Streitmacht und eine Nation, die sich wieder als Weltpolizist darstellen kann. Kein Gedanke wird daran verschwendet, dass nach Privatarmeen (Halliburton, Blackwater), die von Konzernen gewinnbringend geführt werden, bald auch die Regierungen (dann auch offiziell) nur noch reine Privatunternehmen aus der Wirtschaft sind - und garantiert alles dafür tun werden, ihre eigenen Konten aufzufüllen und sich noch weniger für das Volk zu interessieren, als das heute schon der Fall ist. Das Buch hat Tempo, Action und ist entschieden besser (wenn auch ähnlich fragwürdig) als die letzten Clancys.

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