Samstag, 18. Januar 2014

Buchreview "Die Feinde" C. Higson

Charlie Higson. Eine schreckliche Epidemie bricht über London herein und rafft die Bevölkerung dahin. Wer Glück hat, ist nach der Infektion tot - und bleibt es auch. Alle anderen erwachen wieder, getreiben von einem schier unstillbaren Hunger Hunger. Für die wenigen Menschen, die sich nicht infiziert haben, wird die Suche nach einem Zufluchtsort zu einem Überlebenskampf.

Eine Gruppe hat sich in einem ehemaligen Supermarkt verschanzt und zumindest so gut abgeriegelt, dass keine Angreifer eindringen können. Doch sie müssen Tag für Tag nach draußen, um Nahrungsmittel zu finden. Die Wege führen immer weiter von ihrem Domizil weg, da in der näheren Umgebung alles schon abgegrast ist. Bei einer solchen Gelegenheit werden sie von Hunden attackiert, die nach dem Zusammenbruch der Zivilisation völlig verwildert sind. Einen können sie töten, doch dann flüchten sie sich in ein ehemaliges Schwimmbad. Beim Versuch einen alten Süßwarenautomaten zu plündern, laufen sie in eine Falle der Kranken, bei der einer ihrer Freunde sein Leben lässt und ein weiterer durch eine Bisswunde verletzt wird. Zurück in ihrer Trutzburg kommt plötzlich eine Figur an ihre Tür und verlangt um Einlass, da er kurz vor dem bitteren Tod durch gefressen werden steht. Endlich eingelassen erzählt er ihnen davon, dass er unterwegs ist, um weitere Überlebende zu finden und sie zum Buckingham Palast zu führen, der angeblich gut ausgebaut und sicher sei. Eine andere Gruppe Überlebender, die nicht weit vom Supermarkt ihr Revier hatte, kommt und schließt ich nach einem kurzen und wilden Kampf um die Führerschaft den Abziehenden an. Unterwegs ist man immer wieder Angriffen der Infizierten ausgesetzt, die Gruppen werden getrennt und Einzelne müssen auf sich selbst gestellt um ihr Leben kämpfen. Unter gewissen Verlusten schafft man es zum Palast, wo sie vom dortigen Anführer David mit einem großen Festmahl und einigem Trara empfangen werden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der nur ein größenwahnsinniger Despot ist, der die Neuen für seine Kämpfe braucht, da er London von den Toten zurückerobern und beherrschen will. King David sozusagen. Der Großteil der frischen Truppen weigert sich, unter einem solchen Herrscher zu dienen und zieht lieber weiter in die Stadt hinein in der Hoffnung, für sich einen sicheren Platz zu finden und unterwegs vielleicht noch einige der Versprengten wiederzufinden.

Was auf dem Klappentext und den Inhaltsangaben so wenig wie in der Werbung verraten wurde, hab ich bis hierhin auch für mich behalten: "Die Feinde" ist ein Jugendbuch. Die Überlebenden sind allesamt Kinder im Alter von fünf bis ca. fünfzehn Jahren. Wer jetzt aber meint, er habe hier ein literarisches Leichtgewicht mit Texten im Stile eines Comicheftes vor sich, sieht sich schwer getäuscht. Charlie Higson nimmt seine jugendlichen Leser ernster als so mancher andere Zombieromanautor oder eines Autors, der ebenfalls Jugendbücher schreibt. Higson ist besser als eine Mira Grant oder etwa ein Chris Ryan im Bereich Action. Das ist ausgefeilt, gut durchdacht und handlungstechnisch gleichermaßen gut wie jeder andere Roman um Infizierte. Denn nur um die handelt es sich hier. Die Toten sind keine traditionellen Romerozombies. Sie sind auch keine Hater oder Sprinter. Irgendeine Epidemie, die nur in kleinen Häppchen aus Theorien der Kinder ansatzweise erläutert wird, hat ihnen das Hirn zerbrutzelt. Irgendwo ganz tief drinnen scheint noch ein bisschen dumpfer Verstand zu brüten, doch viel mehr ist es nicht. Doch da die Erwachsenen (Von den Kindern als Das Erwachsenen, die Großen oder als Mutter - für Frau - und Vater - für Mann bezeichnet), nun die größte Gefahr für die Kiddies darstellen, müssen diese nun selbst Verantwortung übernehmen und jene, die schon vor dem großen Knall als Gassenprolls unterwegs waren, sind nun die, welche am besten zurechtkommen und zu kämpfen verstehen. Und sehr gut gelungen ist es dem Autor, den erwachsenen Leser zwischendurch vergessen zu lassen, dass es hier lediglich um Kinder geht. Überhaupt gibt es nur hin und wieder wirklich kindliches oder gar kindisches Verhalten - und die Erwachsenen als Mutter/Vater zu bezeichnen, liegt wohl darin begründet, dass die erwachsenen Bezugspersonen, mit denen sie früher zumeist zu tun hatten, eben Vater und/oder Mutter waren. Ansonsten alles wie in einem Buch für ältere Generationen. Man sollte halt in punkto Gewalt einige Abstriche machen, obwohl mindestens eine Szene vorkommt, die recht unappetitlich wirkt. Insgesamt ein überraschend gutes Jugendbuch, das ich hier dennoch auch jedem anderen und älteren Leser empfehlen möchte. Die endgültige Erklärung, was der Auslöser der Epidemie war, bleibt ebenso offen, wie die Frage, ob die Kinder sich mit dem Erreichen eines bestimmten Alters selbst in die fressgierigen Bestien verwandeln, die ihre Welt nun so gefährlich machen. Es bleiben einige Handlungsstränge um vermisste oder um die neue Zuflucht offen, sodass ich mir auf  jeden Fall die folgebände 2-5 - so sie denn in Deutchland erscheinen werden - zulegen werde. Positive Überraschung und das beste Jugendbuch, das mir bieher unterkam. Ach ja, da ist auf einer ganz bestimmten Massenplattform eine Frustrezi zu finden, die das Buch zerreißt. Einfach ignorieren. Der Rezensent hat nur das Buch selbst für die verfehlte Verlagspolitik, den Käufern einen Erwachsenenroman vorzugaukeln, verantwortlich gemacht, ohne dem Werk selbst eine richtige Chance zu geben. Einfach aus Frust was zum Motzen gesucht. 

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