Samstag, 25. Januar 2014

Buchreview "Vergeltung" D. Winslow

Don Winslow. Dave Collins ist Elite-Soldat. Seine Familie stirbt bei einem Anschlag. Seine Regierung unternimmt nichts. Zeit für Vergeltung. Während Dave Collins eine internationale Söldnertruppe zusammenstellt und weltweit Jagd auf die Verantwortlichen des Attentats macht, plant Aziz, der Kopf der Terrorgruppe, einen neuen Anschlag. Er soll alles bisher Dagewesene in den Schatten sterllen. Noch fehlen Aziz die mittel, doch er ist auf dem besten Weg, sie zu bekommen. Wenn Dave und seine Truppe versagen, droht das Inferno. 

Dave Collins bringt seine Frau und seinen Sohn zum Flieger, mit demsie zu seinem Schweigervater reisen, um Weihnachten dort zu verbringen. Er selbst will kurze Zeit später nachkommen. Doch die 747 explodiert kurz nach dem Start. Offizielle Statements sprechen von einem Unfall und die betroffenen Angehörigen der Opfer werden von der Fluggesellschaft mit Millionenabfindungen bedacht. Doch Dave zweifelt an der Darstellung und findet bald heraus, dass die Regierung einen Anschlag vertuschen will und die Fluggesellschaft genötigt hat, die Unfalltheorie zu bestätigen und die Abfindungen zu zahlen, weil man sie ansonsten schlicht in die Pleite getrieben hätte. Motiv: Die Regierung will nicht mehr in einen weiteren kostspieligen Krieg gegen den Terror hineingezogen werden, der nur Unmut in der Bevölkerung hervorrufen würde und Wählerstimmen sowie Unmengen an Dollars gekostet hätte. Also wurden Beweise gefälscht und die Hinterbliebenen sowie die Öffentlichkeit getäuscht. Dave will das nicht hinnehmen. Er versammelt die um die Wahrtheit Betrogenen, um ihnen einen Vorschlag zu machen. Nutzt die Abfindungen, werft die Kohle in einen Topf und finanziert die Jagd nach dem Täter - mit Dave als Anführer. Sein Appell wird gehört. Er stellt eine Söldnertruppe mit Spezialisten aus den unterschiedlichsten Nationen zusammen (Franzose, Deutscher, Israeli, Brite sogar ein ehemaliger Hamas-Anhänger) und führt sie in den Kampf, der auf dem Gebiet befreundeter Nationen oder im Feindesland ausgetragen wird. Er und seine Truppe gehen ohne Rücksicht gegen die Feinde vor, lebend brauchen sie keinen - will Dave auch gar nicht.

"Vergeltung" ist ein echter Winslow, was seinen Schreibstil und das Tempo angeht. Liest sich flott und zügig. Aber es ist auch verhältnismäßig humorfrei, wenn man mal von dem kleinen Seitenhieb Richtung Oliver Stone absieht (War wohl dem Ende des Films "Savages" geschuldet). Und neben der "Berechnung des Wertes eines Menschenlebens" (diese wirkt irgendwie skrupelloser, menschenverachtender und unmenschlicher als jede Gewalttat im Buch) durch die Fluggesellschaft nimmt er sich auch die Regierung vor (macht er ja auch gerne), die nicht mehr den Mut hat, effizient gegen die Bedrohung vorzugehen. Und hier ist meines Erachtens der Knackpunkt: "Vergeltung" könnte auch aus der Werkstatt eines Tom Clancy oder Vince Flynn kommen und reiht ich so nur in die Massen der Anti-Terror-Romane ein, die es auf dem Markt so gibt. Das ging mir irgendwie gegen den Strich, ich hatte von Don Winslow irgendwie wieder etwas erwartet, das sich eben von der Masse abhebt. Davon jetzt mal abgesehen ist das Buch aber ein rasanter Actionroman, in dem keine Gnade gewährt wird, Winslow einige Härten zelebriert und mit Details über Waffen- und Kampfkunst sowie Strategien der Kriegsführung nur so um sich wirft. Hier haben wie nei den zuvor genannten Autoren die rechtschaffenen Patrioten das Wort, wird Schwarz oder Weiß gesehen und er bedient so einige Klischees des Söldnergenres. Ein paar dramatische Differenzen unter den Teammitgliedern, etwas Verrat und eine Menge Action. Wer einen Söldnerkracher im Stile der Expendables oder ähnlichen Stoff lesen will, bekommt hier die volle Dröhnung und dürfte zufrieden sein, aber für die Qualität, die Don Winslow bisher abgeliefert hat, ist "Vergeltung" doch eher flach und simpel gestrickt.

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