Dienstag, 22. April 2014

Buchreview "Inkubation" Wayne Simmons

Wayne Simmons. Ein tödlicher Grippestamm ist auf mysteriöse Weise mutiert und kostet Millionen Menschen in ganz Irland und darüber hinaus den Tod. Doch die Infizierten bleiben nicht lange tot, sondern erheben sich zu fleischfressenden Monstern. In einem Quarantänelabor vor den Toren Belfasts kämpfen sich die Laborantin Ellis und der Wachmann Abe ihren Weg durch die Gänge der lebenden Toten, entschlossen, die grausame Wahrheit ans Licht zu bringen. Der alte Verschwörungstheoretiker Tom zerbricht sich den Kopf, um herauszufinden, was schiefgelaufen ist. Inzwischen finden sich ein kleines Kind und seine zwei ungleichen Begleiter inmitten eines Katz-und-Maus Spiels des übrig gebliebenen Militärs, einer verdeckten staatlichen Einheit und einer stets mehr werdenden Schar Toter wieder. Das Schicksal der Menschheit liegt in ihren Händen. 

In einem Labor werkeln Wissenschaftler an einem Grippevirus. Eigentlich sollte das Ganze ja nur an Tieren ausprobiert werden, doch die ganz Eifrigen haben es bald am Menschen ausprobiert. Und es kam, wie es kommen musste - alles ging schief und nachdm der erste Tote sich wieder erhoben hat, beginnt in der streng geheimen Forschungsstation das große Sterben. Und leider ließ sich die neue Krankheit absolut nicht eindämmen. Gerade noch sind die Menschen auf Arbeit, da kommen Anweisungen von oben, dass nur die wichtigsten Läden offen bleiben sollen und alles andere geschlossen wird. Man soll zu Hause abwarten und die Nachrichten verfolgen. Anfangs bleiben die Bürger ruhig, aber als es immer mehr Übergriffe durch Infizierte gibt und die Medien berichten, wie die Kranken in ihren Wohnungen eingeschlossen werden, macht sich langsam die Angst breit. Und die Stadtflucht beginnt. Auf allen Straßen herrscht Stau, weil sich die Bevölkerung auf dem Lande in Sicherheit wähnt. Doch die Wege aus der Stadt sind durch Polizei und Armee versperrt - und die machen von den Schußwaffen gebrauch. Dennoch gelingt es einigen Grüppchen, sich abzusetzen. Andere haben sich in ihren Häusern verbarrikadiert und verfolgen über das Internet die unterschiedlichsten Verschwörungsszenarien. Auch Tom ist einer von ihnen - und er hat anscheinend eine gute Quelle direkt bei den Bösen. So erfährt er auch, dass die Armee via Überwachungselektronik in einem Apartment in der Stadt ein Kind mit zwei Begleitern entdeckt hat, das womöglich gegen die Seuche immun ist. Und dass die Staatsorgane das Kind zwecks Forschungen schnellstmöglich in die Finger bekommen wollen. So muss man nicht nur gegen die lebenden Toten antreten, sondern auch gegen die immer mehr dezimierten noch gesunden Menschen.

"Inkubation" kommt daher wie ein Prequel zu "Grippe". Wayne Simmons erzählt vom Auslöser und dem ersten Patienten. Mithilfe seiner Figuren, die eine recht ausführliche Charakterisierung erhalten, führt er den Leser durch die Chronologie des Seuchenausbruchs und der Panik, die bald Irland befällt. Das geschieht in fünf Teilen und beginnt, was Wunder, in einem geheimen Labor. Und schon recht früh muss man sich an die Tatsache gewöhnen, dass hier trotz der heiklen Situation keiner dem Anderen trauen kann/darf. In der Folge werden vermeintliche Feiglinge zu Helden, und die dereinst harten Kerle - nein, nicht zu Weicheiern - zu rücksichtslosen Killern. Da können Polizisten und Soldaten, die nur wegen des Machtgefühls ihre Jobs angetreten haben, wahllos auf die Kacke hauen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Nach und nach führt Simmons dann auch die Handlungen von "Grippe" und "Inkubation" zusammen, sodass letzteres nicht nur ein bloßes Prequel ist. Zudem schafft er es, auf plakative Gewaltorgien zu verzichten und einen wohltuend "normalen" Virus- und Zombiethriller zu kredenzen, dem es an Spannung nicht mangelt und der etliche Opfer fordert. Sein Bezug zur irisch-britischen Geschichte bleibt diesmal nur ganz am Rande erwähnt, doch dafür bekommen Medien (sinnfreie Reality-Shows) und die herrschende Klasse speziell die Politiker ihren Anteil ätzender Kritik. Und ja, man sollte dieses Buch auch unseren Politriegen und Krankenkassen nicht als Vorlage in die gierigen (?) Griffel drücken, denn die könnten den Vorschlag zur Kostenminimierung im Gesundheitswesen oder den Sozialkassen nur zu gerne aufgreifen, um sich dann vielleicht die Diäten zu erhöhen oder zumindest die Gewinne zu maximieren, was ja für diverse Vorstände erhebliche Boni bedeuten würde. Und wie das mit einer Grippe so ist - ist die eine Welle vorbei, wartet man einfach auf die für nächstes Jahr angekündigte. Wayne Simmons hat einige Fragen nicht beantwortet und lässt auch durch das letzte Kapitel selbst klar erkennen, dass da noch etwas kommen wird. Und nun werd ich mal warten, dass der nächste Edward Lee aus der Festa-Extrem-Reihe in mnienem Brieflkasten aufschlägt und bis dahin noch etwas Brett McBean und "Die Sünder" zu Gemüte führen.

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