Sonntag, 22. Juni 2014

Buchreview "Die Verdammten" B. McBean

Brett McBean. Beth Milburn will mit ihrer Tochter nach einem Shopping-Trip die Tiefgarage des Einkaufszentrums verlassen, als es passiert: Bäume brechen durch den Beton und verwandeln das Parkdeck in einen dichten Urwald. Der Weg nach draußen ist abgeschnitten. Als niemand zu Hilfe kommt, ahnen die Eingeschlossenen, dass ganze Landstriche von der rätselhaften Naturkatastrophe betroffen sind - möglicherweise sogar die ganze Welt. So ist es tatsächlich: Das Recht des Stärkeren regiert. Wer sich nicht anpasst, stirbt. Mordende Banden streifen durch die Wildnis. Menschen werden zu Raubtieren, und ein gnadenloser Kampf ums Überleben in der neuen Weltordnung beginnt.

Beth war mit ihrer zickigen Tochter nur in dem Einkaufszentrum, um der den Hausarrest wegen großer Klappe und (von Muttern nicht erlaubtem) Sex mit ihrem Freund in Verbindung mit etwas Gras etwas milder zu gestalten. Sie fahren mit Paul in die Tiefgarage. Paul war etwas in Eile, da er zwar Urlaub hatte, den aber leicht angesäuselt vor dem TV verbrachte und in letzter Sekunde daran dachte, seinem Sohn, der bei der Ex lebt, ein Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Unten angekommen treffen sie auf den jungen Bruce sowie Harold, dessen Frau und deren Enkel. Als sich alle bereit machen, den Ort zu verlassen, erschüttert ein schweres Rumpeln die Garage. Überrascht sehen alle, dass aus dem Boden Bäume hervorbrechen. Sie durchstoßen den Beton, ja sogar die Decken der darüberliegenden Stockwerke. Harolds Frau und der Enkel überleben diese erste Katastrophe nicht. Die restlichen Überlebenden versuchen nun, die Tiefgarage zu verlassen, doch nicht alle ziehen an einem Strang. Als ihnen klar wird, dass es scheinbar kein leichtes Entrinnen geben wird, spitzt sich die Lage zu.

Sechs Monate sind nun vergangen, seit die Welt in Australien und wohl auch überall sonst sich verändert hat. Die meisten Annehmlichkeiten der sogenannten Zivilisation sind vom Antlitz der Erde verschwunden. Überlebende haben sich überall dort einquartiert, wo sie Schutz und auch noch etwas Nahrung finden konnten. Zwar hatten sich auch Gruppen von Vollstreckern gebildet, die versuchten, wenigstens noch etwas Gerechtigkeit walten zu lassen und die Unschuldigen vor den sich immer mehr ausbreitenden mörderischen Banden zu beschützen. Doch sie kämpfen gegen Windmühlen und so wundert es nicht, dass sich einer von ihnen, Mark, mit seiner Bande in einem Videotheken-Komplex eingenistet hat. Sie rauben Nahrungsmittel und Frauen für ihre Bedürfnisse, benutzen Männer, um nach Marks Drehbüchern Filme nachzuspielen, deren Hüllen sie in dem Laden vorfanden. Gegenüber von der Videothek liegt ein Supermarkt, der von Leuten besetzt ist, die noch nicht verroht sind und die auch von einem ehemaligen Vollstrecker angeführt werden. Dieser will seiner Schutzfunktion weiter nachkommen. Doch Mark ist mit seinem Gefolge auf die Vorräte und die Frauen in dem Geschäft scharf und die Situation gerät außer Kontrolle.

Mittlerweile sind Jahre seit dem ersten Auftauchen des Phänomens vergangen. Die Menschheit Australiens hat sich in unterschiedliche Gruppierungen unterteilt. Da sind die Löwen, bei denen jeder 13-Jährige als Mann die Gemeinschaft verlassen muss. Doch bis dahin jagen sie und erlegen Beute, die durchaus auch oft genug aus Menschen besteht. Der Kannibalismus hat sich seinen Platz erobert. Andere wiederum, genannt die Baumaffen, haben sich in die Wipfel des neuen Urwalds zurückgezogen und stellen Fallen für die Beute auf. Zuletzt gibt es noch die Tunnelratten, die ihr Leben im Dunkeln fristen und sich ebenfalls jedwede Nahrung durch Fallenstellen ergattern. Dazu kommen als Gefahren noch einige Wildgtiere wie Dingos oder auch einzelne Drifter. In dieser Welt schlägt sich Nick durch. Er trifft auf Josephine und Graham. Die Frau ist zudem schwanger. Bei einem Angriff stirbt Graham, während Nick von den Löwen gefangen wird, es aber josephine ermöglicht, sich in relative Sicherheit zu bringen. Die trifft auf Ben, einen der jungen Löwen, die ihr Lager verlassen mussten. Nick dagegen gerät vom Regen in die Traufe. Mit Glück den Löwen entkommen, fangen ihn die Baumaffen. 

Es ist an der Zeit, den Festa-Verlag ein weiteres Mal positiv hervorzuheben. "Die Verdammten" besteht aus drei Stories - "Der Dschungel aus Beton, Der Dschungel von nebenan und Der Dschungel der Großstadt" -  und durchaus namhafte Verlage hätten sicher die Chance genutzt (ist ja schon öfter geschehen), die im Durchschnitt rund 200 Seiten langen Geschichten auch auf drei Bücher zu verteilen, um mehr Einnahmen zu generieren. Mit riesigen Zeilenabständen und Rändern versehen, dass selbst ein Aikido-Moppel namens Steven Seagal ohne Probleme hätte durchmarschieren können, die Seitenzahl etwas aufgebläht und dann knuffige 8,99 Euronen dafür gefordert. Bei Festa läuft es eben anders. Alle zusammen in einem Buch für 13,95 Euronen. Das Geschehen ist diesmal nicht von Zombies bestimmt, die die Welt überrennen und den Lebenden den Garaus machen. Es scheint, als würde sich die Erde für all das rächen, was die Menschheit ihr angetan hat und sich ihr angestammtes Recht zurückholen, nicht rücksichtslos ausgebeutet und vergiftet zu werden. Und die Menschen: beweisen einmal mehr, dass sie nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, sich ohne Bedenken zu nehmen, was sie wollen. Je länger die Krise andauert, desto schlimmer wird es. So geht auch Brett McBean die Geschichten an: kurz nach dem Auftauchen des Phänomens eine kleine Gruppe, die sich beweisen muss und kläglich scheitert, im Mittelteil schon erste Anzeichen der totalen Verrohung in einem größeren Rahmen und das Schlussstück bildet die Jahre später gewachsenen Strukturen der Bildung neuer Gruppen, die sich zusammen geschlossen haben, um zu überleben. Doch alle haben etwas gemeinsam: ohne Rücksicht auf Verluste wird ums Überleben gekämpft. Und bis zum bitteren Ende wird an die Macht des Kapitalismus geglaubt. Nur in den wenigsten Fällen hilft man einander uneigennützig gegenseitig. Was mir aber irgendwie gefehlt hat, waren Aboriginies, die hier doch sicher klar im Vorteil gewesen wären, was das Leben in einer Wildnis angeht. Doch im gesamten Buch wurde nicht einer erwähnt. Sicher nutzt der Autor auch hier einige brutale (Schwanz-)Spitzen und extreme Gewalt wie beim Thema Kannibalismus, doch im Gegensatz zu vielen anderen Büchern ist sie hier dennoch einigermaßen zurückgenommen, was "Die Verdammten" absolut nicht schwächer macht. Unterschiedliche Charaktere, menschliche Abgründe, keine Weichspülerei mit Utopia-Anleihen. Flott getextet von einem Autor, der schon mit "Die Mutter" oder "Die Bestien" seine Klasse bewiesen hat. Wer mit harter Endzeitkost nix anfangen kann, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen, statt sch über den Preis oder was auch immer zu beschweren. Es sollte mittlerweile bekannt sein, wofür der Verlag steht und wer sich das vorm Kauf eines Buches aus diesem Hause  nicht vor Augen hält, sollte sich später nicht über das (Buch-)Gemetzel beschweren. Kauft euch halt weiter gekürzte Ausgaben weichgespülter Horrorkost aus den dafür zuständigen Verlagen. Nur so als Hinweis.

Keine Kommentare: