Edward Lee. Die Malerin Veronica Polk sehnt sich nach Liebe und Inspiration für ihre Gemälde. Als sie von einem attraktiven Gönner zu einem Workshop auf dessen Landsitz eingeladen wird, scheint für sie ein Traum in Erfüllung zu gehen. Doch in der Abgeschiedenheit lauert etwas Böses, das nach ihrem Fleisch hungert. Ihre erotischen Wünsche fordern den höchsten Preis, den ein Lebender zahlen kann.
Jack ist Cop. Mit Leib und Seele. Letztere leidet unter dem Elend, das er tagtäglich zu sehen bekommt. Nicht wirklich verwunderlich, dass er gerne einige mehr über den Durst trinkt als nötig. Seine Geliebte Veronica ist Künstlerin, Malerin. Sie hat einen Galeristen, Stewart, der ihre Werke vermarktet. Doch sie fühlt sich nicht ausgefüllt und Bestätigung durch Jack erhält sie auch nicht, da der zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Er hat einen äußerst brutalen Mordfall auf dem Tisch, den seine Bosse schnell gelöst sehen wollen, bevor die Öffentlichkeit davon erfährt. Bei den Vorgesetzten ist Jack auch nicht gerade gut gelitten. Seine Sauferei und sein eher verlottertes denn nur legeres Äußeres tragen ihren Teil zu seinem schlechten Ruf bei. Veronica wird mit Ginny, ihrer Freundin, und Amy, einer mehr oder weniger guten, aber sehr von sich selbst eingenommenen Regisseurin, von einem extrem gutaussehenden Gönner auf dessen Landgut eingeladen, um sich dort in der Abgeschiedenheit Inspiration und frischen Lebensmut zu holen. Bevor sie loszieht, trennt sie sich von Jack. Der ist am Boden zerstört, forciert seinen Alkoholkonsum. Während Veronica und ihre Begleiterinnen in den Räumen des Landsitzes nicht nur ihren jeweiligen Berufen und frischen Ideen, sondern auch diversen sexuellen Ausschweifungen frönen, wird der Mordfall nicht nur immer mysteriöser ob der vorhandenen Spuren, es werden auch weitere Frauenleichen gefunden. Alle haben außer den Verstümmelungen einiges gemeinsam. Sie sind promiskuitiv und im Beruf kreativ tätig. Inwieweit das den Ermittlern von Nutzen ist, muss sich noch erweisen. Jacks Theorien stoßen milde gesagt auf Widerspruch und bald hat er die Interne an den Hacken. Die nutzen auch alsbald seine Verfehlungen und suspendieren ihn vom Dienst. Jetzt kann er aber nach eigenem Gutdünken und ohne erschwerende gesetzliche Regeln seinen Vermutungen nachgehen. Was ihn erwartet, übersteigt seine schlimmsten Befürchtungen.
Dass "Incubus" ein älteres Frühwerk von Edward Lee ist, merkt man schnell anhand des Inhaltes. Da wird in öffentlichen Restaurants und Kneipen gequalmt, dass die Bedienungen und Kellner Nebelhörner brauchen, damit ihnen niemand auf dem Weg zu den Kunden in die Spur läuft, da existiert Jugoslawien noch als Ganzes und ist nicht in mehrere Nationen zersplittert und mit der vielgerühmten "political correctness" ist auch nicht viel, wenn er seine forensische Spezialistin im "Dirty talk" über die beim Opfer gefundenen Spuren und Körperflüssigkeiten parlieren lässt. Und so oberflächlich es auch erscheinen mag: Edward Lee gibt in Nebensätzen durchaus auch kritischen Anmerkungen ihren Platz. Sei es nun das Rechtssystem, das die schlimmsten Täter noch begünstigt (Ein Problem, das sich durch alle Generationen zieht und sich noch verschlimmert), die Suchtkrankheit Alkohol, die durchaus nicht nur platt mit dem taffen, versoffenen, aber dennoch coolen Cop abgehakt wird, auch wenn manches recht vereinfacht dargestellt ist oder nur kleinen Weisheiten, dass man nicht groß über diverse Missgeschicke rumjammern soll, während es Menschen andernorts nun wirklich dreckig geht. Zwar fast nur Randnotizen, aber deshalb nicht weniger beachtenswert. Wenden wir uns den Charakteren zu. Für die gewinnt er sicherlich keinen Preis für Originalität und Tiefgang, aber das kann man vielen anderen Autoren ebenfalls ins Gästebuch diktieren. Die meisten der Figuren sind klischeebehaftet und ohne besondere Merkmale. Tuntiger Galerist, dauergeile Weiber. Na und. Das war und ist eben Edward Lee. Die Brutalität und die Metzeleien sind noch nicht so ausgeprägt, wie man sie später und speziell in seinen extremen Büchern findet, die Sexszenen sind aber stellenweise schon deftig. Und zum Ende hin würzt er das Werk auch noch mit etwas Action. Der Epilog beinhaltet zwar eine kleine Wendung, aber die hat man zumindest heutzutage doch schon zu oft gelesen, als dass sie den Leser nun von Hocker hauen würde. Positiv anzumerken bleibt auch, dass er sich schon früh im Buch anscheinend über seine Kritiker zu amüsieren scheint, wenn er den fast literarischen Ausgeburten von Ginny Rezensionen zuschreibt, die er für seine Werke selbst oft genug hat erdulden müssen. Zeugt von Humor. Als Fazit bleibt, dass es vielleicht nicht der beste Roman aus Lees Feder ist und ja auch schon in seiner Frühphase entstanden war, man das Buch jetzt aber auch nicht in Grund und Boden verdammen sollte. Das sollte man - nur meiner subjektiven Meinung nach - eher mit Konsumenten tun, die ein Werk beurteilen, ohne es in seiner Gänze zu kennen. Hör ich in der Mitte des Buches auf zu lesen, kann ich mir auch kein abschließendes Urteil erlauben. Sag ich jetzt mal so einfach in meinem nicht mehr ganz so jugendlichen Übermut.
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