Craig Russell. Chicago war gestern. Der Krieg ist vorbei. Doch in
Glasgow hat die Schlacht gerade erst begonnen. Drei Gangsterbosse haben
die Stadt unter sich aufgeteilt. Tam McGahern, ein aufstrebender Rivale,
wird auf offener Straße erschossen. Sein Bruder Frankie will
Privatdetektiv Lennox anheuern, um den Mord aufzuklären. Doch der ist
dafür viel zu gerissen. Einen Tag später ist Frankie tot. Die Polizei
versucht Lennox den Mord anzuhängen. Um seine Haut zu retten, muss
Lennox sich mit Leuten einlassen, die tödlicher sind, als alle Gangster
von Glasgow.
Nachdem Tam McGahern hinterrücks mit einer
Schrotflinte erledigt wurde, will sein Bruder Frankie, dass Lennox, der
dafür bekannt ist, auch Aufträge eher zwielichtiger Natur zu übernehmen,
ohne endgültig den lauteren Pfad der Rechtschaffenheit zu verlassen,
die Sache aufklärt. Zu Frankies Leidwesen hat er a) nicht höflich genug
"gefragt" und hatte b) Lennox eh keine Lust, für ihn zu arbeiten, da er
sich dann mit den sogenannten "Drei Königen" (Murphy, Cohen und
Sneddon), die Glasgow in drei Reviere aufgeteilt haben, überworfen
hätte. Als Frankie ob der Ablehnung pampig wird, bekommt er von Lennox
kurzerhand was aufs Maul, was in der Halbwelt von Glasgow 1953 durchaus
noch eine freundliche Art der Unterhaltung ist. Weniger nett ist dann
aber, dass Lennox am nächsten Tag von den Bullen verhaftet und durch die
Mangel gedreht wird. Man hat Frankie mit zermatschter Birne tot
aufgefunden. Aufgrund einer Zeugenaussage kann er aber entlastet werden
und kommt frei. Jetzt will er wissen, was gespielt wird und beginnt zu
ermitteln. Sein erster Gedanke, dass er nacheinander mit den drei Bossen
spricht, wird für ihn zu einem Auftrag. Gleich der erste Obermotz
engagiert ihn und überreicht ihm einen Vorschuss, um genau das zu tun,
was Lennox eigentlich schon aus eigenem Antrieb erledigen wollte.
Nebenbei übernimmt er auch noch einen Fall, der sozusagen aus
rechtschaffener Ecke kommt, damit er auch legale Abrechnungen an das
Finanzamt weitergeben kann. Je länger die Ermittlungen dauern, umso
verzwickter wird die gesamte Geschichte und es hängen weitaus mehr
Personen mit drin, als je vermutet.
Lennox ist ein Kanadier, der
nach dem Krieg, in dem er als Captain der Alliertenarmee in Italien und
Deutschland diente in Glasgow hängengeblieben ist. Einem Glasgow, das
den Beschreibungen eines Gordon Ferris ähnelt mit all seinem Schmutz,
soziale Ungerechtigkeit, Rassismus und religiösen Auseinandersetzungen.
Selbst damals herrschte schon die große Rivalität zwischen den
katholischen Celtics und den protestantischen Rangers, was sich schon
seit Jahren durch die gesamte Gesellschaft zog und natürlich auch vor
den Gangsterbossen nicht halt machte. Russell skizziert eine Stadt der
Gewalt und Korruption, in der jeder die Hand aufhält. Sein Lennox ist
einer dieser Hardboiled-Detective, die Marlowesche Züge aufweisen, nicht
um einen trockenen Spruch verlegen sind und zuschlagen, wenn es sein
muss. Im Fall Lennox kommt noch ein Teil Rachsucht dazu. Craig Russell
hat die Story mit einigen Wendungen versehen, lässt seinen Protagonisten
mehr ertragen, als es ein Sylvester Stallone je musste und spinnt eine
spannende Geschichte, die sich immer weiter zu einer internationalen
Angelegenheit ausweitet, die selbst die Möglichkeiten der drei Bosse von
Glasgow in den Schatten stellt. Für sein Buch hat sich der Autor
diverser Ansätze aus schon vorhandenen Werken bedient und erzählt auch
im Grunde nicht viel Neues, wenn ein tougher Einzelgänger, der auch der
Schwarzen Serie entsprungen sein könnte, in düsterer Atmosphäre mit
schwarzem Humor, der aber nicht immer zündet, sowie einer guten (aber
irgendwie nicht ausreichenden) Portion Coolness und der einiges
einstecken kann, seinen durchaus komplexen Fall löst. Wie schon bei
seinem deutschen Protagonisten Jan Fabel in den Hamburg-Thrillern
gelingt dem Schotten ein guter, aber kein überragender Kriminalroman.
Rund 380 Seiten.
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