Montag, 1. September 2014

Buchreview "Verbrechen ist Vertrauenssache" R. Stark

Richard Stark. Eine halbe Million Dollar haben fromme Gläubige einem scheinheiligen Priester gespendet. Das Geld zu erbeuten fällt Parkers Gang nicht schwer. Doch einer der Kumpel will die ganze Beute für sich haben. So ist er Parker und seinen Freunden ebenso auf den Fersen wie der skrupellose Sicherheitschef des Predigers. Beim atemlosen Showdown zeigt sich, wem Parker noch trauen kann.

Ein Insider, der mit "seinem" Prediger unzufrieden ist, weil der sich als egoistischer und gieriger Gauner erweist, will diesen mithilfe von Liss ausrauben. Tom, so der Name des Insiders, ist ehrenamtlich als Bewährungshelfer in Memphis tätig, wenn er gerade nicht mit dem Prediger auf Tour ist. So hat er Liss kennengelernt und über zwei Jahre betreut. Nach und nach haben sich die beiden Kerle ihre Pläne anvertraut und gleich dieses Ding ausgeheckt. Liss wendet sich an Parker und Ed mit seiner Brenda. Man verabredet ein Treffen, bei dem sich Parker selbstverständlich unter falschem Namen präsentiert. Die Eckdaten sind schnell ausgetauscht und man wird zu einem Zeitpunkt zuschlagen, den der junge Tom nicht kennt. So kann er Ahnungslosigkeit vortäuschen, wenn es zur Sache geht. Gesagt, getan. Eines Tages werden die Tageseinnahmen von rund 400.000 Dollar geraubt, der Junge bleibt mit einer Beule am Kopf zurück, die ebenfalls als Alibi dienen soll und jeglichen Verdacht von ihm ablenkt. Und dann beginnt es langsam in die Binsen zu gehen. Liss versucht, sich mit dem Geld abzusetzen, was ihm aber nicht gelingt. Wenigstens kann er fliehen und sich überlegen, wie er später an die Penunse kommt. Unterdessen verstecken sich Parker und Kollegen direkt unter der Nase der Bullen, sehen dann aber auch noch einen anderen Wagen mit drei verdächtigen Figuren in der Nähe rumkurven. Was sie bis dahin nicht wissen, ist, dass Tom bei seiner Freundin geplaudert und die wiederum ihren Bruder eingeweiht hat. Der und seine zwei Loser-Freunde hegen natürlich den wagemutigen Gedanken, sich des Geldes zu bemächtigen. Doch auch der Bruder muss damit leben, dass er nicht alles mitbekommt. Denn seine Freunde wollten seine Schwester noch nach einigen Detail fragen und als die Antworten nicht ihren Vorstellungen entsprachen, haben sie sie etwas härter angefasst. Was diese nicht überlebte. Und als Trottel erwiesen sich die drei dann auch noch. Während alle Welt nach den drei Räubern sucht, fahren die Kerle frech in der Gegend rum und suchen nach ihren Opfern. Blöd nur, dass die Polizei sie nun für die Täter hält und einsackt. Und Parker ist sich mit seinen Kollegen darüber einig, dass das Problem Liss gelöst werden muss, damit sie ihn nicht ewig an der Hacke haben. Bei der Gelegenheit gerät er an einen wirklich fiesen Bullen, die drei Blödmänner und an den Sicherheitschef des Predigers. 

In "Verbrechen ist Vertrauenssache" gibt es eigentlich keinen, der nicht irgendwie Dreck am Stecken hat. Es herrschen eher sämtliche Schattierungen von Grau oder Schwarz vor, weiße Westen sucht der Leser vergebens. Parker ist nach wie vor der Mann, der sein Geld mit Gesetzesbrüchen verdient, aber auch einen seltsamen Ehrenkodex hat. Leuten, denen er vertrauen kann, hält er (fast) bedingungslos die Treue, er ist absolut gegen unsinnige Gewalt, geht aber im Gegenzug rücksichtlos gegen jeden vor, der ihn bescheißen will oder ihm im Weg steht. Sicher wird Parker vom Leser bald als Sympathieträger empfunden, man drückt ihm fast die Daumen, dass er gut aus der Sache rauskommt. Der Stil von Stark ist wie gewohnt knapp, auf den Punkt gebracht und ohne überflüssige Schnörkel. Nebenhandlungen, die vom Hauptthema ablenken könnten oder nur als Füllsel dienen fehlen dementsprechend auch. Dafür glänzt Richard Stark mit einigen wunderbaren Bonmots und gibt dem Leser auch den einen oder anderen Schmunzler mit auf den Weg, wenn z. B. Parker vom Prediger angeheuert wird, dessen Geld zurückzuholen und auch flugs den Vorschuss einkassiert, während er sich denkt, dass es in seiner langen Laufbahn das erste Mal ist, dass er dafür bezahlt wird, das Geld zurückzuholen, das er geklaut hat. Dass Parker sich aus jeder Bredouille befreien kann und alles ein für ihn mehr oder weniger gutes Ende nimmt, ergibt sich auch aus der Veröffentlichungspolitik des Verlages. Man hat mit dem letzten von Richard Stark vor seinem Tod geschriebenen Buch begonnen und sich dann langsam zurückgearbeitet bis zum Jahr 1997, in dem der Autor Parker nach zwanzigjähriger Abstinenz wieder auf den geneigten Kunden/Fan losgelassen hat. Da ist es freilich klar, dass man davon ausgehen muss, dass der Mann ohne soziale Kompetenz unbeschadet aus dem Ärger rauskommt. Es ist dann eher das WIE. Parker ist das Gegenstück zu den vielen bedröppelten politisch korrekten Kommissaren mit Hang zur Drama Queen aus deutschen oder skandinavischen Landen. Wortkarg, sparsam, gewalttätig bis brutal sind die Geschichten um Parker alle und so ist es kaum überraschend, dass es auch hier weniger zimperlich zugeht. Die Story ist gut durchdacht, der Plan wird ausgefeilt dargelegt, sein vermeintliches Scheitern ebenso wie Parkers Reaktion darauf. Eine packende Geschichte, die man möglichst in einem Rutsch lesen will und man kann sich nach dem letzten Film um Parker den Darsteller Jason Statham weiterhin gut als den Mr. Cool vorstellen. Leider werden vom Verlag keine der älteren Bücher aufgelegt und neues Material ist aufgrund des Todes von Richard Stark im Jahr 2008 ebenfalls nicht mehr zu erwarten. Schade, aber wenigstens haben wir ja seine bisherigen Werke noch zum Trost.

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