Mittwoch, 31. Dezember 2014

Buchreview "Das Evangelium des Blutes" J. Rollins

James Rollins. Ein Erdbeben in Israel fordert Hunderte von Menschenleben - und ermöglicht den Zugang zu einem bislang unbekannten unterirdischen Tempel, der den mumifizierten Körper eines gekreuzigten Mädchens enthält. Im Sarkophag der Toten macht Archäologin Erin Granger eine brisante Entdeckung: ein Buch, geschrieben von Jesus eigener Hand, das ungeahnte Gefahren birgt und alles infrage stellt, was die Menschheit zu wissen glaubte. Erins Feinde schrecken vor nichts zurück, und eine gnadenlose Jagd nach dem Manuskript beginnt.

Israel, Masada. Touristen besichtigen die Heilige Stätte, werden von ihrer Führerin über die Geschichte informiert. Der junge Tommy und seine Eltern stoßen etwas verspätet zu der Gruppe, da der anstrengende Aufstieg doch etwas viel für den Vierzehnjährigen ist. Zu ihrem Leidwesen wurden sie dadurch nicht lange genug ausgebremst. Das Erdbeben, das üble Zerstörungen hervorruft, erwischt auch sie. Größtes Problem dabei ist das austretende Gas, das sämtliche Besucher tötet - bis auf Tommy. Viel weiter an einer Ausgrabungsstätte diskutiert Dr. Erin Granger ungehalten mit ihren studentischen Hilfskräften die weitere Vorgehensweise, als ein Pferd angaloppiert kommt, den deutschen Heinrich mit einem schweren Huftritt am Kopf erwischt und damit zum Tode verurteilt. Aufgeschreckt wurde der Gaul durch einen Hubschrauber der israelischen Armee, der Dr. Granger abholen soll, um mit ihr zu der Historienstätte Masada zu fliegen. Mit an Bord ein Leutnant der israelischen Armee und ein Priester. In Masada werden sie von israelischen und amerikanischen Soldaten erwartet. Letztere werden angeführt von Jordan Stone. Sie sollen die Stätte erkunden, da durch das Beben eine Kaverne freigelegt wurde, aus der das Gas ausgetreten ist, das die Touristen getötet hat und bisher unentdeckte Räume mit einem Sarg und weiteren Beigaben enthält. Kaum sind sie unten ertönt Kampflärm von oben - und kurze Zeit später werden auch die Abgeseilten in der Kaverne von Unbekannten angegriffen. Nur knapp können der Priester, die Archäologin und der US-Soldat entkommen. Dann haben sie endlich die Muse, sich über ihre Entdeckung zu unterhalten. Ein Sarg, in dem ein Mädchen lag, das aber mittlerweile von Bolzen an die Wand genagelt wurde. Was hat es damit auf sich? Warum wurde das Kind dort begraben? Wer hat es wieder aus dem Sarg geholt? Ein Fundstück, das sich als alter Orden des Nazi-Regimes herausstellt und von einer Gruppe namens "Das Ahnenerbe" verliehen wurde. Nach kurzen Beratungen führt sie die Spur nach Deutschland, nach Ettal. Von dort geht es dann nach St. Petersburg in Russland. Ihnen auf den Fersen weiterhin ihre rücksichtslosen und unheimlichen Gegner aus Israel. Und während das Trio nach der Wahrheit sucht, wird der einzige Überlebende des Erdbebens, der junge Tommy, aus dem Krankenhaus entführt, um einem anderen Jungen namens Aljoscha als Freund und Spielgefährte zu dienen.

Schon auf Seite zwei bei der dortigen Inhaltsangabe testet der Verlag die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers, ist der Text dort doch tatsächlich einem anderen Buch von James Rollins entnommen. Da wurde einmal mehr eine gewisse Sorgfalt vermissen lassen. Gehört aber in der heutigen Zeit der Gewinnmaximierung auf Kosten von Serviceleistungen und Qualitätsmanagment bei den marktbeherrschenden Firmen egal welcher Branche wohl zum üblichen Geschäftsgebahren. Man verkauft dem Kunden die Ware und ihn gleichzeitig noch für blöd. Cover und Inhaltsangabe auf der Rückseite (Die passt and tatsächlich zum vorliegenden Werk) lassen einen schnarchigen Puzzle-Kirchenthriller in der Tradition des sich mittlerweile ständig inklusive etlicher Fehler wiederholenden Dan Brown vermuten, der seit seinen Achtungserfolgen nur noch über viele Seiten wenig Spannung zu bieten hat. Glücklicherweise hat man sich da dann doch getäuscht. Über Tempo kann man sich nicht beschweren. ABER schon die Figur der Professorin Dr. Erin Granger hat ziemlich schnell einen hohen Nervfaktor zu bieten gehabt. Gibt sich mit ihren 32 Jahren äußerst elitär und ihren Helfern gegenüber besserwisserisch, hat in der kurzen Zeit schon alles erlebt und war schon überall im Einsatz, ist die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau plus supersüß und supersexy, weiß alles, kann alles. Und schon ab Seite 60 beginnt der Spaß mit dem ganzen Geschmachte (Einfluss der Co-Autorin?), der ab Seite 80 dann schon so gefestigt ist, dass man die Pärchenbildung in diesem Buch erkennt. Lady Dr. ist beim Anblick ihres neuen Heroen nämlich nur noch am Sabbern. Ihm geht es selbstverständlich nicht besser (Und über all dem werden die Opfer wie der deutsche Helfer oder die Freunde und Kollegen des Jordan Stone ruckzuck vergessen, kaum noch erwähnt. So wichtig können sie den Protagonisten also nicht gewesen sein und die beiden Heldennasen dann auch nicht so mitfühlend wie gerne dargestellt.). Zu diesem Klischee kriegt man dann noch fiese Nazis, das Dritte Reich, das Vierte Reich, Atlantis, Rasputin, Lazarus und auch Judas serviert (Okay, nachdem Lazarzus aufgetaucht ist, hab ich die Lektüre erst einmal unterbrochen und mich mit dem Kurzfilm "Fist of Jesus", der thematisch passt, wieder aufgemuntert.). Damit nicht genug, denn altbekannte Monster aus diversen Sagen und Überlieferungen dürfen sich auch noch unter die Handelnden mischen und für mächtig Unruhe sorgen. "Das Evangelium des Blutes" ist Rollins "verwässert". Zwar ist das Tempo hoch, Action gibt es auch nicht gerade wenig, aber sobald die Story dann endgültig in Richtung Romantik trifft Fantasy beim Versuch einen Roman anhand von Schablonen zu kreiieren, abdriftet, ist von Lesespaß nicht mehr viel übrig. Die Hatz durch Europa mit Kirchenvertretern im Schlepptau und einem heldenhaften Ami-Gespann, das als Einziges in der Lage ist, die Welt vor dem totalen Untergang zu retten, gewinnt eigentlich nur durch das Tempo und den sehr simplen Schreibstil einige Pluspunkte. Sicher, bei James Rollins muss man schon mit Fantasy-Elementen rechnen, aber das hier Gebotene ist meilenweit von starken Titeln wie "Operation Amazonas" usw. entfernt. Noch ein bisschen mehr Geschnulze und wir hätten hier die nächste Jugendbuch-Trilogie, die Hollywood dann kommerziell in einem seelenlosen Vierteiler in 3D und  mit unbekannten und eher weniger talentierten Hauptdarstellern erfolgreich auswerten kann. Kurz: Massenware, die man nicht unbedingt ins Herz schließen muss. Das Buch ist pure Strandlektüre, bei der man nicht einmal die Wahl hat, den Verstand auszuschalten, man wird schon dazu gezwungen. Nach Beendigung der Lektüre kann man das Buch dann tief im Sand vergraben, als Beweis für nachfolgende Generationen, dass früher eben nicht immer alles besser war. Das Buch ist wieder ein Beispiel, dass sich Autoren, die ihren guten Namen für solche Co-Werke hergeben, den bisher erworbenen Ruf schwer verderben können, wenn die Qualität nicht einmal in die Nähe der bekannten und beliebten früheren Outputs kommt. Ach ja, der Schluss ist natürlich mit dem entsprechenden Cliffhanger beim offenen Ende versehen, der den geneigten Leser dann auch zum nächsten Werk des Duos greifen lassen soll. Ist jetzt also nicht die gewohnte Klasse eines James Rollins. Ganz klar bestenfalls Kreisliga. Und das will was heißen, wenn ich dieses Buch schon über zumindest die letzten beiden Verbrechen von Dan Brown stelle.

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