Franck Thilliez. In seinen Alpträumen sieht sich Stéphane Kismet mit blutigen Händen, von
der Polizei gejagt. Und beim Aufwachen glaubt er, dass er seine eigene
Zukunft gesehen hat. Gemeinsam mit dem Polizisten Victor Marchal, der in
einem bestialischen Frauenmord ermittelt, entdeckt Stéphane: Die
Wirklichkeit entspricht tatsächlich seinen Visionen. Ist er ein Mörder,
ohne es zu ahnen Und wer kann verhindern, dass weitere Morde geschehen?
Stephane
Kismet träumt schon lange - wie jeder Mensch. Normalerweise kann er
sich an seine Träume nicht erinnern. Doch seit kurzer Zeit weiß er
genau, von was er geträumt hat. Es erscheint ihm, als habe er Visionen.
Schreckliche Visionen von echten Morden. Morde, die in der Zukunft
geschehen. Aus der Provinz wird ein junger Polizist nach Paris versetzt,
um dort als Frischling für die Mordkommission zu arbeiten.
Selbstverfreilich wird er direkt von seinen neuen Kollegen ordentlich
auf den Arm genommen, bekommt einen Spitznamen verpasst (Chip) und dass
er möglicherweise mit Beziehungen (Vater ist ebenfalls bei der Polizei,
nur schon in führender Position) so schnell so weit kam, tut ihm auch
keinen Gefallen. Als er auf seinen ersten Fall angesetzt wird, ahnt er
noch nicht, wie sehr der ihn berühren wird. Mit seinem Kollegen Wang,
der trotz einiger Anmerkungen eher der schweigsame Typ ist, fährt er vor
Ort und muss erkennen, dass ihm hier ein äußerst brutaler Killer Arbeit
gemacht hat. Anscheinend liebt der Mörder es, seine Opfer zu quälen.
Nach einem zweiten Mord ermitteln sie in derselben Umgebung und stellen
dabei fest, dass das Ganze mit Missgeburten, Freaks oder einfach nur
Amputierten zu tun hat. In der Zwischenzeit versucht Stephane hinter das
Geheimnis seiner Gabe zu kommen und gleichzeitig die von ihm geträumten
oder auch vorhergesehenen Morde zu verhindern. Bei dieser Gelegenheit
kreuzen sich seine Wege mit denen des jungen Kommissars Vic, der ihm
seine Geschichte nicht glaubt. Dennoch führt das Schicksal beide in ein
anatomisches Museum, wo Figuren missgebildeter Menschen ausgestellt
werden. Sie wissen jetzt zumindest, wonach sie zu suchen haben. Doch wen
und vor allem in welcher Zeit, das ahnen sie nicht.
Franck
Thilliez begibt sich mit "Blutträume" in die Spuren eines
Jean-Christophe Grange oder eines Bernard Minier. Er verbindet einen
gewisse Härte mit einer verstörenden Story, die man mit Spannung und
einer gewissen Begeisterung allein schon ob des von den üblichen
Allerweltstthrillern abweichenden Themas konsumiert. Der Autor operiert
mit verschiedenen Zeitebenen, lässt den Leser lange im Dunkeln und
selbst rätseln, was die Motivation hinter den Morden ist und was diverse
Traumdeutungen überhaupt zu der Geschichte beitragen. Seine Figuren
sind zumeist hervorragend konzipiert, auch wenn der Asiate Wang und auch
Celine (Frau des Kommissars) schon eher Klischees bedienen. Vic und
Stephane, die beiden Hauptfiguren und Kontrahenten (?), sind aber
vorzüglich ausgearbeitet. Die Angst, der Schrecken, das Gefühl des Neuen
in der Truppe - alles gelungen. Dazu einige etwas unappetitlichere und
auch härtere Sequenzen für die Leser, die sich auf die Werke der
Großverlage konzentrieren und noch kein Auge auf Verlage wie mkrug,
FESTA oder Luzifer geworfen haben (Gegen die ist die Gewalt in
"Blutträume" wie ein eingerissener Fingernagel auf einer Notfallstation
nach einem Flugzeugabsturz.). Flüssig zu lesende, aber ob der vielen
Perspektivwechsel und Zeitsprünge Konzentration fordernde Lektüre,
die spannend und recht zügig daherkommt und am Ende noch mit einem
kleinen Kniff aufzuwarten hat. Fantastisch bisweilen faszinierend wirkt
der Thriller auch nach der Lektüre noch nach, auch weil er so manches
Element recht düster und beängstigend zelebriert, dabei aber auch ein
gewisses Mitgefühl für Menschen mit Behinderungen, Missbildungen oder
Verunstaltungen durch Unfälle zeigt, wenn nicht gar fordert, da er es
sehr gut und einfühlsam formuliert, wie Menschen sich fühlen müssen,
wenn sie von der sich für normal haltenden Masse ständig begaffen lassen
müssen - ob nun beim Einkauf oder auch nur einem Spaziergang. Immer
sind Unversehrte da, die sich staunend auf die körperlichen Defizite des
Unfallopfers oder den Makel eines Geburtsfehlers konzentrieren, statt
diese Leute als so normal zu betrachten, wie sie es für sich selbst
reklamieren. Gute Lektüre, die für Leser der genannten Autoren durchaus
ein Tipp sind.
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