Donnerstag, 21. Mai 2015

Buchreview "Retreat 2 - Schlachthaus" C. DiLouie, J. McKinney, S. Knight

Craig DiLouie, Stephen Knight, Joe McKinney. Mit dem Lachen kommt der Tod. Die rauchenden Trümmer von Boston hinter sich lassend, führt Oberstleutnant Harry Lee das Erste Bataillon des 55. Infanterie-Regiments auf eine gefährliche Mission zu ihrer belagerten Heimatbasis Fort Drum. Auf dem Weg liegen ganze Legionen kranker Killer auf der Lauer und die Soldaten müssen sich grauenvoller Angriffe erwehren. Lee kämpft verbissen darum, das Bataillon zusammenzuhalten und durch diesen Wahnsinn zu lenken.

Harry Lee und seine Truppe haben es aus dem zerstörten Boston heraus geschafft, kämpfen sich aber noch durch die Vorstadtbezirke. Der Weg nach Fort Drum, wo auch viele Familienangehörige etlicher Soldaten aus den Einheiten untergebracht sind, ist noch weit, sehr weit. Man plant von Massachusetts Richtung Upstate New York via der Hauptstadt des Bundesstaates, Albany, nach Fort Drum zu ziehen. Wäre die Route frei von Klowns, könnte man von einem Kinderspiel reden. Doch dem ist nicht so. Ständig muss man sich mit Horden dieser blutgierigen Lacher auseinandersetzen, denen ihr eigenes Leben völlig egal ist und die freudestrahlend Richtung Schmerz und Tod gehen und dabei jeden töten oder infizieren, den sie erwischen können. Nur mit Luftunterstützung, die aber auch nur beschränkt operieren kann, da sie auf gewisse Ressourcen angewiesen ist, kommen sie mancherorts vorwärts. Erschwerend erweist sich, dass die Klowns sich als clever zeigen, Hinterhalte organisieren, Fallen stellen und verwegene Ideen wie die Infektionsbomben (Luftballons  mit Pisse, Eiter, Blut usw. gefüllt) aushecken und durchführen. Je mehr Soldaten fallen, je mehr Strategen, umso cleverer wird die Gegenseite. Mit schwerem Geschütz kann man sich vielerorts die Klowns vom Hals halten, aber deren schiere Masse reicht oft schon aus, Stellungen einfach zu überrennen. Jeder Meter Raum fordert einen hohen Blutzoll. Und manchmal erkennt man den Fein erst, wenn er mit seinem schrillen und grauenhaften Gelächter beginnt - und direkt neben einem steht. Und der Weg ist noch nicht zu Ende.

Schnappatmung ist angesagt. Das Buch ist nicht schnell, er rast. Das Buch setzt direkt am Ende von Teil 1 an und die Autoren fahren sofort schwerstes Geschütz auf. Die grausamen Aktionen der Klowns, die mitnichten Zombies sind, sondern nur von einer geheimnisvollen Krankheit Infizierte und daher auch zu wohlüberlegten Handlungen fähig, deren Angewohnheit und bald Erkennungsmerkmal Ketten aus abgehackten Fingern oder sontigen Körperteilen sind, werden mit höchstem Munitionsverbrauch beantwortet. Weder die Protagonisten noch der Leser erhalten eine Atempause, ständig wogt eine Schlacht hin und her. Hauptfiguren wie Lee, Rawlings oder andere  bekommen zwar zur Charakterzeichnung etwas Raum, aber der nimmt nur wenig Platz ein. Auch die obligatorischen und knurrigen Sergeants, die die Truppe zusammenhalten oder die egoistischen Offiziersfeiglinge, die sich hinter ihren Männern verstecken, werden kurz erwähnt, aber das Konfliktpotenzial, das in dieser Konstellation steckt, wird bestenfalls mal am Rande erwähnt.  Dialoglast kann man dem Buch ebensowenig vorwerfen wie zuviele emotionale Momente, für so etwas bleibt keine Zeit. Claymore-Hackfleisch und kolossaler Feuersturm, Tod und Pestilenz, das sind die Hauptzutaten eines Gemetzels, das schier kein Ende nehmen will. Wer den Beginn von "Der Soldat James Ryan" mit dem blutigen Strand kennt, braucht diese filmische Erfahrung nur mit mindestens Faktor Zehn zu multiplizieren und hat einen kleinen Eindruck, wie es hier zugeht. Nur dass das Schlachtfest nicht aufhört. Blei liegt in der Luft, Blut bedeckt den Boden. Es wird zerstückelt, verstümmelt, gesprengt und verbrannt, was die Waffen oder die Infektion hergeben. Hohe literarische Weihen wird das Werk sich niemals ernten (was wohl auch kaum beabsichtigt war), aber einen Preis für den höchsten Munitionsverbrauch seit Shane Schofield dürfte schon drin sein. Der Bodycount ist eher unübersichtlich in seiner schieren Masse. Einie militärische Horrorschlacht ungeahnten Ausmaßes mit absurd-brutalen Szenen (bei dem Baby ist mir echt nix mehr eingefallen) und extrem hohem Härtefaktor werden furios geschildert. Topunterhaltung in Vollspeed mit krachender Action, aber dafür ohne lähmendes Gewäsch und irgendwelche amourösen Anwandlungen. Knallharte Kost in höchstem Tempo. Wer das mag - KAUFEN!! Und her mit einer Fortsetzung.

Keine Kommentare: