Freitag, 19. Juni 2015

Buchreview "Gestehen Sie, Fletch!" G. McDonald

Gregory McDonald. Fletch kommt in eine ihm unbekannte Stadt, bezieht ein Hotelzimmer, findet eine tote Frau vor und ruft die Polizei. Die hält ihn für den Mörder, doch ein Geständnis für einen Mord legt er nicht ab. Nun muss er selbst auf die Suche nach dem Killer gehen.

Fletch hatte sein Hotel-Zimmer nur verlassen, um etwas zu essen in einem etwas weiter gelegenen Restaurant. Als er zurückkommt liegt eine tote Frau auf dem Wohnzimmerboden. Er bleibt ruhig und ruft sofort bei der Polizei an, wobei er aber nicht den Notruf wählt, da hier kein Notfall mehr vorliegt. Die Polizei kommt im Person von Flynn und Grover. Während Flynn die Fragen stellt, ist sein Begleiter mehr damit beschäftigt, diese sowie die Antworten zu notieren. Schon die Frage, wem das Zimmer eigentlich gehört, wirkt etwas ungewöhnlich auf die beiden Ordnungshüter. Das Arrangement, das Fletch hier ausbreitet, beinhaltet, dass er aus Italien hierher kam und das Zimmer von Bart Connors nutzen darf, während jeder in Italien weilt. Außerdem ist Fletch im Auftrag seiner Verlobten Angela unterwegs, die vermutet, dass ihre Stiefmutter Sylvia die Bilder aus dem Nachlass ihres verstorbenen Vaters vor der Testamentsvollstreckung hat stehlen lassen, um allein an die kostbaren Schätze zu kommen, da im Testament ansonsten eh nicht mehr viel übrig sein würde - die Familie ist pleite. Und genau das hat den Vater auch das Leben gekostet. Er wurde entführt und es wurden vier Millionen Lösegeld verlangt. Geld, das die Familie nicht hat. Seitdem ist der Vater verschwunden. Während Fletch also einer Spur der Bilder folgt, die zu einem Zwischenhändler führt, der mit einem Magnaten aus Texas verhandelt, muss sich Fletch auch noch darum kümmern, seine Unschuld zu beweisen. Von einer Nachbarin, die zwar nicht wirklich als glaubwürdige Zeugin ob ihres verstärkten Alkoholkonsums gelten kann, erfährt er, dass Connors nicht zu dem Zeitpunkt abreiste, den er angab, sondern erst Tage später und von der alkoholkonservierten Dame mit eben dieser Leiche gesehen wurde, die man dann im Apartment fand. Um sein Unglpück vollkommen zu machen, tauchen dann auch noch nacheinander erst Sylvia und dann Angela auf. Doch er konzentriert sich auf die Bildersuche, bastelt eine feine Falle, die den eigentlichen Dieb aus der Reserve locken soll und kann auch noch am unfreiwilligen Tod der Dame aus seinem Zimmer arbeiten.

Fletch ist eine andere Art Held als z. B. Shaft. Er ist gebildet, hat durch eine Erbschaft ein gewisses Vermögen zur Verfügung und liefert sich seine Wortgefechte auf eher charmante Art und subtiler als man es aus den meisten anderen Romanen kennt (Naja, von denen, die ich gelesen habe halt.). Gregory McDonald hat ihn mit Wortwitz ausgestattet, lässt ihn auch gerne in Situationen geraten, die grotesk anmuten und auch tatsächlich nicht in jedes gut durchgeplante Leben zu passen scheinen. Die Hauptfigur ist ein gerissener Charakter, schlagfertig und mit einer unnachahmlichen Intuition ausgestattet, die es ihm immer wieder möglich macht, selbst die unwahrscheinlichsten Situationen zu meistern, die ausgefeiltesten Pläne zu durchschauen und zumichte zu machen. Und unter dieser zivilierten Schale, die der Leser zuerst präsentiert bekommt, verbirgt sich ein echter Taktiker, ein Planer, der vorausschauend seine Pläne zur Not auch skrupellos umsetzt, was aber beileibe jetzt nicht Mord und Totschlag beinhaltet. Er benutzt halt die Menschen, die er zur Umsetzung seiner Gedankengänge benötigt, ohne sich Gedanken um die Auswirkungen zu machen, die das Ganze dann auf die Leute haben könnte. Er macht halt alles so, wie es ihm gerade in den Kram passt. Tiefenpsychologie darf man hier auch nicht erwarten, außer dass Fletch sich solchen Versuchen immer wieder geschickt entzieht und mit seine gut platzierten alternativen Wahrheiten ausweicht auf ruhigere Fahrwasser. Sicher werden Themen wie Reichtum und wie er die Wohlhabenden verdirbt, angesprochen und behandelt, doch nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern nur sanft in die Handlung eingewoben. Auch Fletch ist in dieser Hinsicht kein Kind von Traurigkeit und Gesetzestreue kommt ihm nur in den Sinn, wenn sie ihm nutzt. Zudem hat der Autor hier einige Andeutungen gemacht, die zum Ende hin nicht aufgelöst werden. Da wären Punkte aus Fletchs Biographie ebenso zu nennen, wie die Berufe der beiden Polizisten. Freche Lektüre um einen etwas anderen Helden in einem Fall, der sich völlig anders auflöst als erwartet. 

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