Donnerstag, 18. Juni 2015

Buchreview "Shaft und der Karneval der Killer" E. Tidyman

Ernest Tidyman. In seinem sechsten Fall macht Shaft Urlaub auf Jamaika, als er in eine Schlägerei verwickelt wird. Auf der Polizeiwache wird ihm ein Auftrag angeboten. Man befürchtet ein Attentat auf den Premierminister und Shaft soll die Attentäter frühzeitig finden, aber er hat wenig Lust auf den Job. Shaft ist mittendrin zwischen Giftspinnen und geheimnisvollen schönen Frauen.

Shaft liegt am Strand und döst vor sich hin. Nur Ruhe und Sonne. Dann hört er die Schreie einer Frau. Selbstverständlich weckt das sofort seine Sinne. Er sieht, wie eine Frau sich gegen zwei Anzugtypen wehrt, betrachtet sich ihre Figur eingehend - und döst weiter. Was geht es ihn an? Nichts, bis die Frau an ihm vorbeirennt und einer der Typen, die sie verfolgen den Picknickkorb mit Snacks und Bier umstößt. Da wird Shaft sauer und haut die Kerle aus den Anzügen. Gar keine gute Idee. Die stellen sich als Cops heraus und Shaft wird verhaftet. Um wieder aus der Zwangslage zu kommen, beugt er sich dem Wunsch der Polizeichefs, als Babysitter für den Premierminister einzuspringen, der anscheinend ermordet werden soll. Was Shaft nicht ahnt, ist, dass er in einem Vipernnest gelandet ist. Verschiedene politische Gruppen wollen Jamaika verändern, verhindern, dass es zu einem zweiten Kuba VOR Fidel wird oder dass es von den Amis abhängig ist. Bald glaubt Shaft, dass hier sein Revoluzzer-Freund-Feind Ben Burford blendend herpassen würde. Bald führt ihn sein Weg nach Kingston - und viel zu nahe an Pfeilgiftattacken, Molotowcocktails und fiese Killer. Selbst dort wird er von den Ordnungshütern verhaftet, haut aber ab und nimmt den Fall recht schnell persönlich. So springt man mit Shaft einfach nicht um.

Shaft ist ein unangepasster "Nigger", der sich in der Welt der Weißen, wie in der der Schwarzen als Detektiv behauptet. Er ist cool, hart und wütend. Ausgestattet mit einem lakonischen Humor und hohem Selbstwertgefühl geht er seine Fälle professionell an - bis mal wieder eine Frau dazwischenfunkt. Es grenzt schon an ein Wunder, dass er seinen Hosenstall für die gefährlichen Aufträge hin und wieder mal zubekommt. Tidyman lässt ihn in einer kurzen und knackigen Geschichte mit einer humorvollen Sprache ("Shaft ballerte einen Warnschuss in die Luft. Hörte keine Sau - Scheiß-Schalldämpfer.") Urlaubsabenteuer auf einer Insel voller Intrigen Mordbuben erleben. Ehrlich gesagt, überwiegen hier die Spaßmomente ("Shaft ging in die Kirche nur, wenn die Polente hinter ihm her war. Vorne rein und hinten raus.") über die doch recht dünne und dennoch leicht verworrene Story mit einer ziemlich billigen Auflösung. Hoher Trashfaktor trifft auf Witzeleien und eingestreute Gewaltausbrüche. Mir persönlich war das oftmals zuviel der Witzanteils, zu gewollt komisch, sodass Shaft manchmal wirkt wie einer, den es in jedem Kaff gibt - den Dorftrottel. Kann man jetzt als wunderbar selbstironisch loben oder eben doch nur als den schwächsten der bisher sechs Romane um den knallharten (Davon fehlt hier viel, wenn er sich als "fett" bezeichnen lassen muss und als Beifahrer einer Frau am Steuer angstschlotternd - okay, verrständlich wäre das, aber doch nicht Shaft - dasitzt - das ist nicht der Detektiv, das ist ne Karikatur.) Ermittler aus Harlem.Manches in dem Buch war mir dann doch zu absurd.

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