Mittwoch, 17. Juni 2015

Buchreview "Shaft und die verlorenen Söhne" E. Tidyman

Ernest Tidyman. In seinem fünften Fall wird Shaft von dem schwarzen Senator Stovall (siehe Band 4) um Hilfe gebeten, der als vielversprechender Kandidat für die Vizepräsidentschaft gilt und befürchtet, dass radikale Weiße seine Kinder entführen. Shaft ha wenig Lust, in London den Babysitter für zwei verwöhnte Kinder zu spielen. Kaum dort angekommen, geschieht ein Überfall.

Shaft wird vom Senator angeheuert, den er schon in "Shaft und das Mordkomplott" zu beschützen hatte. Da Senator Stovall in Washington mit seiner Partei am Wahlprogramm arbeitet und er befürchtet, dass jemand seine Söhne entführen könnte, um zu verhindern, dass ein Schwarzer Vizepräsident wird, will er diese nach London schicken - bewacht von Shaft. Der zeigt sich wenig begeistert, sagt aber dennoch zu. Noch am selben Tag wird Shaft von einem Typ beschattet. Er braucht nicht lange, um den Kerl zu bemerken, greift ihn sich und donnert ihm ordentlich eine vor den Latz. Pech für den Typ, dass er ne Steintreppe runterrasselt, was seinem Genick nun so gar nicht bekommt. Scheiße, mit einer unsanften Befragung ist es Essig. Von Vic Anderozzi gibt es eine kurze Ansprache zum Thema "Ich darf nicht jeden umlegen, bloß weil ich Shaft heiße, schwarz und wütend bin." und dann geht es ab nach London. Die beiden Blagen sind leicht aufmüpfig, aber händelbar. Dafür muss sich Shaft schon an einem der ersten Abende mit britischen Gangstern rumschlagen, was einer der Schufte nicht überlebt. Um die Kids auch wirklich dauern im Auge behalten zu können, lässt er sich bei der ungesicherten Schule als Kampfsportlehrer anheuern. Als er einem der Jungs aus viel zu behütetem Hause einige neue Wörter beibringt, taucht bald dessen Mutter auf, irgendeine Hochwohlgeborene, um sich bei der Schulleitung zu beschweren. Nach der Besprechung hat sie Shaft im Schlepptau, damit er tut, was sonst noch so gut kann. Leider werden während dieser intimen Besprechung die Söhne des Senators entführt. Jetzt ist Eile geboten. Zwar heißt es erst, dass Lösegeld gefordert wird, aber das ist nur ein Vorwand. Wahr ist, dass das amerikanische Redneck-Land tatschlich einen schwarzen Vizepräsidenten verhindern will. Die Spuren führen zu einigen Kleinganoven, die nach intensivem Gespräch Hinweise zu Großganoven geben.

Shaft in London. Culture clash. Keine Knarren - Scheißland. Fahren alle auf der falschen Straßenseite - Idiotenland. Parks, die man Tag und Nacht gefahrlos betreten kann - Pussyland. Niedrige Verbrechensrate - verweichlichte Gangster. Irgendwie haben mich solche Szenarien an "Brannigan" mit John Wayne erinnert, der hat London auch aufgemischt. Wenigstens die Weiber trotzen mit kürzesten Röcken dem miesen Wetter. Vielleicht kann man diese Scheißinsel ja doch ertragen. Shaft bringt es fertig innerhalb kürzester Zeit anzuecken, verblüfft Polizei, Hotelmanager und Schulleitung mit seinem trocken-frechen Vokabular, das bei denen eh Unverständnis auslöst. Shaft legt wieder seine handfeste Art an den Tag, wird ein weiteres Mal mit einer schnodderigen Sprache bedacht und alles kurz und knapp skizziert. Kein überflüssiges Wortgedrechsel. Die Wortwechsel sind erste Sahne, wenn Shaft Anderozzi erklärt, dass er für einen Kunden nach England muss und dieser dann fragt: " Und wen schicken die uns? Sherlock Holmes?". Hardboiled erster Klasse, ohne Seitenschinderei und daher auch nur rund 215 Seiten lang. Ein weiterer Page-Turner durch den man innerhalb weniger Stunden durchrast und nach mehr verlangt. Action, Coolness, Sprüche, harte Typen, tote Gangster und Frauen, die noch nicht von Steuersünderinnen verdorben wurden. Glücklicherweise hab ich noch zwei weitere Romane der Reihe vorliegen. Nachteil: es sind eben nur noch zwei. Ist ja jetzt nicht so, dass die Stories sonderlich komplex sind oder gar verzwickt mit ständigen Wendungen und Überraschungen, aber dafür flott und äußerst unterhaltsam. Actionspaß halt.

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