Samstag, 11. Juli 2015

Buchreview "Endwar - Im Visier" D. Michaels, T. Clancy

David Michaels für Tom Clancy. Nach einem verheerenden nuklearen Schlagabtausch im Mittleren Osten, befinden sich die USA und Russland in einem erbitterten Krieg um die Kontrolle der letzten natürlichen Ressourcen der Erde. Beoide Supermächte versuchen nun mit allen Mitteln, die Oberhand zu gewinnen. U.S. special Forces-Captain Alexander Brent und sein Ghost Recon-Team erhalten den Auftrag, Viktoria Antsyforow festzunehmen. Unter dem Tarnnamen Schneeflöckchen ist die ehemalige russische Geheimagentin nun für eine zwielichtige Organisation tätig, die nach der Weltherrschaft strebt. Ein Routineauftrag für Brent und seine Ghosts.

Brent wird mit seiner Truppe auf die Mission geschickt, die russische Agentin zu schnappen. nicht einfach, da diese mannigfaltige Unterstützung verschiedener Gruppen hat. Unerwartet: sie wird auch von anderen gehetzt. Als da wären: eine dieser grünen Mordbuben-Gruppierungen, die lieber Menschen töten, als nen Grashalm umzuknicken, einen "grünen" Verräter, der die eh nicht vorhandenen Ideale in eine neue Gangstertruppe im Stile von Kolumbiens Kartellen umwandeln will, da sind die Europäer, eh abfällig  nur Euros genannt, die durch die Ressourcen den Fängen der erpresserischen Russen entkommen wollen, geführt von den allseits beliebten und wenig egoistischen Briten. Selbstverständlich haben auch die Russen ein höchstes Interesse daran, die abtrünnige Agentin zu beseitigen. Und dann die Amis, die den Russen schlicht zuvorkommen wollen, damit sie über die Schlüssel zur Macht verfügen können. Und mittendrin in dieser Mischpoke ein Prinz aus Dubai, der von seinem indischen Finanzier wieder in die Position gehievt werden soll, die er vor den Kriegen innehatte oder zumindest die sein Vater bekleidete. Gold, Silber und Ölreserven sind in dem immer noch radioaktiv leicht versuchten Land vorhanden. Bald führt die Spur nach Großbritannien, das gerade von einigen russischen Einheiten attackiert wird und in dem nun Schneeflöckchen den Prinzen und seinen Inder entführt und vor allem und jedem aus dem Land zu fliehen versucht. Auf ihrer Flucht hinterlässt sie eine breite Gasse von Leichen, oftmals eher grundlos dahingemeuchelt. Die Amis immer dahinter, die sich auch gegen die Russen und die Terroristen durchsetzen müssen. Ja, die Guten müssen schwer leiden. 

Und der Leser hier irgendwie auch. Das Geschehen ist wirr bis zum Schluss, die Charaktere sind hölzern und klischeehaft. Ami Brent schleppt natürlich ein Trauma mit sich rum, das ihm wohl einige Sympathien einbringen soll. Tut es nicht wirklich. Klar, dass die Sache zum Ende noch von Bedeutung wird - wenn man hier etwas so bezeichnen darf. Schneeflöckchen agiert auf ihrer Flucht derart dusselig und auffällig, dass man sich fragt, wie sie an diesen Ruf der Superspionin gekommen ist. Ihre Charakterisierung ist noch blödsinniger als die des unkaputtbaren Helden. Mal ist sie die clevere Agentin, die zudem Kollateralschäden vermeidet, dann killt sie so rein aus Spaß, weil sie es eben grad mal braucht. Unauffälligkeit scheint es in ihrem Beruf nicht zu geben, alles wird begleitet von unnützen Taten und Krawall. Nicht, dass nur Schneeflöckchen derart auf Krawall gebürstet ist oder nicht weiß, soll sie nun blöd oder selten blöd agieren. Die besten der amerikanischen Heldenliteratur stellen sich ähnlich an. Und ihr tapferer Führer Brent? Winselt zu Anfang, weil ihn seine Truppe nicht mag, hängt ständig seinen Gedanken hinterher, was er damals mit diesem fatalen Autorennen der illegalen Art angestellt hat und dass er nur ein Stellvertretet-Patriot ist, weil ja der beim Rennen getötet Chicano eigentlich bei der Army sein könnte. Der Versuch hier Emotion ins Spiel zu bringen, ist meines Erachtens gnadenlos gescheitert (Irgendwie auch schon mein Fazit fürs Buch). Als dann bei der ersten Mission was schiefgeht, einer seiner Leute stirbt, halten die anderen doch zu ihm, er erpresst seine Vorgesetzten, doch wieder eingesetzt zu werden und macht sich auf, in radioaktiv verseuchtem Gebiet "heimlich" auf offenen Gelände mit "telekombundischen" Lastern still und leise ins Gebiet der Feinde einzudringen. WAS, die haben uns entdeckt? Sehr clever auch, dass sie erst  mit den Lastern durchbrechen und danach erst die Raketenwerfer einsetzen, um in Ruhe arbeiten zu können. Hach ja, und die vielen Gruppierungen, die das Schneewittchen äh Schneeflöckchen zum Schmelzen bringen wollen. Mehr ist dem armen Vertragsautor nicht mehr an die verpflichtete Hand gelegt worden. Russen, Amis, Briten, Grüne, Saudis (Naja, die paar, die noch zappeln), Ex-Agenten, Kopfgeldjäger, Kartellboss und und und. Ach ja, nen Amiverräter gibt es selbstverfreilich auch noch. Ernsthaft, jeder dürfte bemerkt haben, dass ich diese America First Stories bis auf wenige Ausnahmen recht gerne lese, aber das hier ist einfach zu blöd, klischeehaft und sinnlos verzwickt. Lass halt einfach alle aufeinander schießen und die Amis abzüglich einiger Verluste zwecks ähem Realismus überleben, den Helden seine Schöne abgreifen (ich hatte er st aus Versehen via vertippen "angeifern" geschrieben") und Karriere machen. Und was die letztendliche Motivation von Schneeflöckchen angeht, sollte sie in ihren Vernichtungsplan auch Bücher wie dieses eingeziehen. Tja, und eigentlich ist sie ja gar nicht so schlimm, denn ihre Form der Weltherrschaft klingt allemal besser als alles, was man den anderen Parteien hier so zuschreibt - die Amis eingeschlossen, die in Buch und Realität eh immer nur an sich denken. Es rauscht und ballert an allen Ecken und taugt dennoch nicht viel. Vergleiche zum Spiel verbieten sich, da ich es nicht kenne.

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